Louis
Ich war in diesem Moment ziemlich froh, dass wohl niemand hier auf mich achtete. Denn ich wollte gar nicht wissen, wie ich aussehen musste.
Der Neue, er stand vor der Klasse, sah Evelyn hinterher, die gerade wieder den Klassenraum verließ, und schien ein wenig unschlüssig.
Das war aber nicht, was mich so sprachlos machte. Denn das war der ganz offensichtliche Fakt, dass er aussah, als wäre er gerade eben vom Olymp herunter und geradewegs in diesen Klassenraum hineinspaziert. Es war nicht die kleinste Übertreibung, wenn ich befand, dass er aussah wie ein griechischer Gott.
Die Haare, die Knochenstruktur, die Wimpern. Ehrlich, man musste ihn in echt sehen, um das glauben zu können.
Im ersten Moment war ich begeistert. Das war hervorragend. Wir könnten Freunde werden. Es wäre sicher unschlagbar cool, einen griechischen Gott als guten Freund zu haben. Nützlich, natürlich. Dieser Junge da vorne könnte sicherlich jedem seinen Willen aufzwingen, einfach nur weil er so glänzende schwarze Haare hatte.
Ich hätte vermutlich nie wieder ein Problem im Leben. Er, Liam und ich könnten eine unzertrennliche Dreiergruppe werden, alle Türen ständen uns offen. Das Leben wäre so viel einfacher, wenn man jemanden kannte, der so aussah.
Ich war schlichtweg euphorisch.
Aber diese Euphorie hielt nicht lange an. Ich brauchte nur einige Sekunden, um plötzlich zu verstehen.
Der Neue wäre nicht mein Schlüssel zu einem perfekten Leben. Tatsächlich war er das größte Hindernis, das je zwischen mir und einem perfekten Leben gestanden hatte. Er würde mein Leben zerstören.
Harry könnte ihn mögen.
Ich wollte ihm da ja nichts unterstellen, aber welcher schwule Junge würde sich nicht in einen Gott verlieben? Gegen diesen Jungen da vorne würde ich doch niemals ankommen.
Außerdem konnte ich Harrys Gesicht gerade nicht sehen. Dieser Platz sei doch verflucht! Ich spürte die Panik in mir aufsteigen. Woran dachte Harry gerade? Vielleicht sollte ich ihn lieber ohnmächtig schlagen, damit er den Jungen nicht mehr sehen konnte.
Oh Gott, Hilfe. Was, wenn der Neue auch noch auf Jungs stand? Nicht, dass man das so sagen konnte, aber wenn ich ihn so ansah, würde das wie die Faust aufs Auge passen.
Aber nein. Niemand würde mir Harry ausspannen. Niemand. Ich würde Harry doch nicht einfach an den nächstbesten, dahergelaufenen griechischen Gott verlieren. Ha! Dieser Schönling konnte sich auf was gefasst machen!
Niemand würde mir den Jungen nehmen, den ich liebte.Feindselig kniff ich die Augen zusammen.
Der Neue sah sich jetzt in der Klasse um und lächelte – einen Tick zu gut gelaunt für meinen Geschmack. Er schien sich hier am rechten Platz zu fühlen. So ein Arschloch. Der konnte doch nicht einfach hier auftauchen und so aussehen, als gehörte er perfekt hierher. Niemand, der besser aussah als ich und die gleiche Sprache sprach wie Harry gehörte hierher. Ende.Mrs. Baker wandte sich dem Eindringling lächelnd zu. »Ich freue mich, dass du es noch in meinen Unterricht geschafft hast, Evelyn hat mich wegen der Reiseumstände schon gewarnt, aber es scheint ja alles geklappt zu haben. Willst du dich vielleicht kurz vorstellen, dann kannst du dich hier vorne neben Eleanor setzen.«
Ja, setzen Sie ihn neben Eleanor. Vielleicht würde sie ihn sich krallen, dann wäre jede potentielle Gefahr für Erste abgestellt. Sollten die beiden sich doch zu Tode vögeln.
»Zayn Malik«, stellte er sich vor. Zayn Malik. Bah. Er sagte das, als wäre der Name ein Adelstitel. »Ich weiß nicht genau, was man sagen muss, wenn man sich seinen neuen Mitschülern vorstellt, weil ihr wahrscheinlich viel interessanter findet, was da in euren Biobüchern steht.« Er lachte seicht, als wäre das ein guter Witz gewesen. Einige der Mädchen und Niall lachten ebenfalls. Idioten.
DU LIEST GERADE
One room • l.s
RomanceLouis' Eltern sind reich. Doch vermag es auch das Geld nicht, ihrem Sohn das schlechte Verhalten und die Kriminalität auszutreiben. So kommt es, dass sie beschließen, ihn auf ein Internat zu schicken. Louis hält nichts von dieser Maßnahme. Und als...