Kapitel 1

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Ich hasste lange Fahrten. 

Vor allem mit diesem mega langsamen Zug, der fährt, als hätte er alle Zeit der Welt. 

Ich streckte meine Beine aus, so gut es eben in diesem halben Gefängnis, ging. Als ich auf mein Handy sah, merkte ich, dass mir noch eine halbe Stunde bevorstand, bis ich dort sein würde.

Seufzend legte ich den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. 

Meine Eltern hatten es für eine gute Idee gehalten, dass ich den Sommer bei meinem Onkel Adam verbringen würde. Ich hatte fast gekotzt, als sie es mir sagten. Doch dann kam dieser heftige Streit, und am Ende sah ich es doch als eine ziemliche gute Idee, da meine Eltern nervten, und ich so die Gelegenheit bekam, endlich mal weg von ihnen zu sein. Meine Mutter hatte zum Abschied dann doch noch geweint, doch ich war einfach in den Zug gestiegen, ohne beiden ''Auf Wiedersehen'' zu sagen, geschweige denn sie zu umarmen. Ich wusste, dass meine Mutter das ziemlich mitnahm, denn sie hasste es wenn man im Streit auseinander ging.

Mir war es egal. Hätten sie diesen Vorschlag, mit Adam erst gar nicht erwähnt, wär das mit dem Streit auch nicht passiert. Nur weil meine Noten im Moment nicht die Besten waren dachten sie ernsthaft, dass mir eine Auszeit in die scheiß Kleinstadt namens Bar Harbor gut tun würde. Ich verzog das Gesicht. 

Aus den Lautsprechern wurde die nächste Haltestelle angesagt. Schnell nahm ich meine Tasche und begab mich schon mal zu der Tür. Endlich konnte ich raus hier. 

Der Zug wurde langsamer und es kam mir wie eine Ewigkeit vor, bis er endlich anhielt und sich die Türen öffneten. 

Ich trat raus und die schwüle Luft schlug mir entgegen. Die Sonne brannte heiß auf meiner Haut, und ich war froh, dass ich keine Jacke mehr trug. 

Während ich Richtung der Treppen ging, die zum Ausgang führten, sah ich mich um. 

Der Bahnhof war sehr klein, im Gegensatz zu dem in Detroit, war er fast winzig. Es gab mindestens nur 3 oder 4 Gleise und außerdem, war er jetzt schon, am helllichten Tag, so gut wie leer. 

Ich schlenderte zu dem Busbahnhof, der gleich an dem Bahnhof grenzte, und sah mich nach meinem Onkel um. 

Die anderen Leute sammelten sich an den Bussen, oder stiegen in Autos. Ich sah einen Typen, der lächelnd in sein Handy starrte. Dann ein Mädchen, das sich mithilfe ihrer Handykamera das Haar richtete. Und ein Mädchen, das an der Bushaltestelle saß, und irgendwie traurig dreinschaute. 

Ich überlegte mich auch zu setzten, solange ich warten musste, als plötzlich ein Auto um die Ecke gerast kam und direkt neben mir bremste. 

Mein Onkel Adam stieg aus und kam auf mich zu. 

,,Hey, Junge! Sorry aber Pünktlichkeit war nie meine Stärke.'', begrüßte er mich und umarmte  mich.

Ich erwiderte die Umarmung, wenn auch ein wenig überrumpelt. 

,,Lass dich mal ansehen,'', er schob mich ein Stück von sich weg, um mich zu betrachten.,,als ich dich das Letzte mal gesehen hab, da warst du...glaub ich grad zwölf.''

Ich nickte langsam, und er klopfte mir auf die Schulter.

,,Dann lass uns mal fahren, ich hab's nämlich ein bisschen eilig. Und zwar wartet zuhause das Essen auf uns. Und damit mein ich nicht, dass ich gekocht hab, nein, ich hab nämlich Pizza bestellt weiß du? Und das wär doch schade, wenn der Pizzalieferant vor einem leeren Haus stehen würde oder? '', er lachte und stieg in den Wagen. 

Ich stieg auch ein und schloss die Tür. Meine Tasche packte ich auf die Rückbank. 

,,Jetzt erzähl erst mal. Wie geht's deinen Eltern? Was macht die Schule? Wie sieht's mit den Mädels aus?'', bei der letzten Frage zwinkerte er mir verschwörerisch zu. 

A summer to rememberWo Geschichten leben. Entdecke jetzt