Kapitel 32

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KATIE

Ich versuchte angestrengt nicht in seine Richtung zu sehen. Eigentlich war es unnötig, da er mir sowieso den Rücken zugewandt hatte, doch ich tat es trotzdem. 

Was war gerade passiert? Oder besser gesagt: was wäre passiert, wenn sein Handy nicht geklingelt hätte? 

Er hätte dich geküsst.

Diese vier Wörter leuchteten vor meinem inneren Auge auf und wollten nicht verschwinden. Immer wieder spielte sich in meinem Kopf die Szene ab, als wir uns so nahe standen und er mich mit leuchtenden Augen angesehen hatte. Ganz langsam warf ich einen Blick auf ihn, nur um zu sehen, dass er mir immer noch seinen Rücken zugewandt hatte. Diesmal drehte ich mich nicht weg, sondern heftete meinen Blick auf ihn. Ich musterte ihn, wie er sich gerade durch die Haare fuhr und mit einem Fuß kleine Kreise im Wasser zog. Dabei balancierte er auf einem Bein, aber verlor schnell das Gleichgewicht, sodass er sich wieder gerade aufrichten musste. 

Er hätte dich geküsst. Er hätte dich geküsst. Er...ihr hättet euch geküsst. 

Das war unmöglich. 

Cole liebt mich nicht.

Zwar wurde ich neuerdings in seiner Gegenwart etwas nervös und genoss es wenn wir schrieben. Außerdem fiel mir in letzter Zeit öfter auf, dass er ziemlich gut aussah. Und mir gefiel es, wenn wir gemeinsam lachten und er mich dann mit seinem Grinsen im Gesicht ansah, doch er...

Er sah das alles bestimmt nicht so. Er könnte Irina haben oder Alice...aber mich? Für ihn war ich wie eine kleinere Schwester, auf die er ständig aufpassen musste. Außerdem war da immer noch Ethan, den ich auf der einen Seite verabscheute und auf der anderen Seite nicht ganz vergessen konnte. Doch je mehr Zeit ich mit Cole verbrachte, desto mehr vergaß ich Ethan...

Und Cole...war so gut wie immer da. Seit er hierhergekommen war, war er irgendwie immer da. Er kannte mich und wusste, wenn was nicht stimmte. Zum Beispiel damals auf der Party, oder auf dem Sommerfest, und auch bei sich zu Hause; als Alice dort war, oder letztens hier am Strand...immer hatte er gewusst, dass etwas nicht stimmte.

Mein Blick glitt erneut zu ihm und diesmal war sein Blick ebenfalls auf mich gerichtet, obwohl er noch am Telefonieren war. Ich wusste nicht was er gerade dachte, doch sein Blick war ungewohnt ernst und intensiv zugleich. Es war als würden mich seine dunkelblauen Augen durchbohren. Ich hielt seinem Blick stand und merkte dabei wie mein Gesicht zu glühen anfing. Wenn er jetzt die Röte sehen würde, die gerade meinen Kopf hoch stieg, dann würde er so gut wie Bescheid wissen. Er würde über meine Gefühle Bescheid wissen. Eigentlich hätte ich jetzt mein Gesicht abgewenden müssen, um dies zu verhindern, doch ich tat es nicht. Ich zwang mich ruhig zu atmen, da mein Herz wie wild pochte. 

Wie in Zeitlupe beobachtete ich, wie er etwas in den Hörer sagte und dann auflegte. Jedoch ohne den Blick von mir abzuwenden. Kurz huschte ein fragender Ausdruck über sein Gesicht, und mir wurde bewusst, dass ich ihn anstarrte. Erneut stieg mir die Röte ins Gesicht, und diesmal wandte ich meinen Blick ab. Ich sah aufs Wasser, zum Strand, zu den Leuten, zur Straße...nur nicht zu ihm. Ich konnte es einfach nicht. 

,,Wird ziemlich kalt nach einiger Zeit, findest du nicht?'', hörte ich ihn sagen und wagte einen Blick. Seinen Augen funkelten amüsiert und ein verschmitztes Lächeln lag auf seinen Lippen, als er mich ansah. 

,,Ja...stimmt, aber ich war ja nicht derjenige, der gestolpert und voll ins Wasser gefallen ist.'', erwiderte ich so gelassen wie möglich. 

,,Ähm...wenn ich mich recht entsinne, warst du sogar die erste, die gestolpert und ins Wasser gefallen ist.'', warf Cole ein. 

A summer to rememberWo Geschichten leben. Entdecke jetzt