Kapitel 22

99 5 6
                                    


Völlig aufgelöst ließ ich mich auf mein Bett fallen und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Ich hörte, wie Shawn sein „Gepäck" abstellte und in meine Richtung kam. Er ging vor mir in die Hocke und umgriff sanft meine Handgelenke, um meine Hände von meinem Gesicht zu ziehen. „Beruhig dich", sprach er mir leise zu, während er meine Hände mit seinen Daumen streichelte. Schluchzend sah ich auf unsere Hände und dann in seine Augen. „Hat er dir wehgetan?" Stumm schüttelte ich meinen Kopf und ließ ihn wieder nach unten hängen. „Hey, Kopf hoch", meinte Shawn und hob mein Kinn an. Seine Hand strich über meine Wange, während er mich nochmal aufforderte, ihm zu erzählen, was passiert sei. Ich begann zu erzählen. Von dem Zettelchen, über seine Nettigkeit, zu seiner Anmache und langsam kam ich in den Redefluss und hörte auf zu weinen. „So ein Idiot", knurrte Shawn leise und stand auf. Wut funkelte in seinen Augen und er ging etwas durch mein Zimmer. „Wie kann er es wagen... was fällt ihm ein...", murmelte er vor sich hin und ließ seine Knöchel knacksen. Aus Angst, dass er gleich irgendetwas zusammenschlagen würde, stand ich auf, ging auf ihn zu und legte meine Hand auf seinen Arm. Er drehte sich zu mir, ließ seine Hände sinken und wechselte seinen Gesichtsausdruck von wütend, grimmig zu liebevoll und sanft. Seufzend nahm er mich in den Arm und ließ seine Finger durch meine Haare gleiten. „Ich bin so froh, dass er dir nichts angetan hat. Wer weis, zu was er fähig ist", meinte er mit gesenkter Stimme. Er schob mich von sich weg, um mich anschauen zu können. Mit seinen Fingerspitzen schob er mir auf beiden Seiten die Haare hinter die Ohren, ließ seine Hände dann in meinen Nacken gleiten, um sich an mir herunterzuziehen. Er hauchte mir einen federleichten Kuss auf die Stirn, was meine Mundwinkel nach oben schießen ließ. Shawn ließ von mir ab, streichelte noch einmal über meine Wangen und schritt zur Tür. „Ich denke, ich sollte dann mal gehen" Er bückte sich zu seinem Koffer, welchen ich als Gitarrenkoffer identifizierte und öffnete die Tür. Bevor er sich abwandte schenkte er mir ein bezauberndes Lächeln. Als sich die Tür schloss, kam ich aus meiner Starre, und riss sie wieder auf. „Shawn!", zischte ich durch den Flur. Er blieb abrupt stehen und drehte sich um, um mich fragend anzublicken. „Gute Nacht", hauchte ich, „und danke"  „Gute Nacht, Allie", sagte er lächelnd und führte seinen Weg dann weiter. Wieder in meinem Zimmer, konnte ich nicht mehr aufhören zu grinsen. Ich fühlte mit meinen Fingern an die Stelle auf meiner Stirn, auf die er seine Lippen gedrückt hatte und seufzte. Alles Schlechte war im Moment vergessen. Und plötzlich traf mich ein Geistesblitz. Ich sprintete zu meinem Nachtschrank, um auf den Wecker zu schauen. Ich musste wissen, wie spät es war, denn ich hatte die Vermutung, dass er um diese Uhrzeit jeden Abend rausging. Schließlich hatte er seine Gitarre mit und war sicherlich auf dem Weg zu den Klassenzimmern, um dort wieder sein Lied zu singen. Es war 21:45 Uhr. ‚Heißt, dass er immer ungefähr um Viertel nach neun unterwegs ist, schätze ich'
Ich hätte definitiv nie gedacht, dass der Montagabend so enden würde.

Am nächsten Morgen war ich schon lange vor meinem Wecker wach, da mich die Ereignisse des letzten Abends aufgewühlt hatten. Ich war komischerweise glücklicher als je zuvor und war auch eine der Ersten, die an den Frühstückstischen saß. Ich schlurfte gerade meinen Tee und las in meinem Biologiebuch, als sich jemand mir gegenüber an den Tisch setzte. Ich sah auf und lächelte. „Morgen, Emily" Sie murmelte ein verschlafenes „Morgen" und machte sich dann auf den Weg zum Buffet. Als sie wieder zurück war, hatte sie ebenfalls eine Tasse in der Hand und setzte sich mit einem skeptischen Blick im Gesicht hin. „Was denn?", fragte ich sie und klappte mein Lehrbuch zu. „Seit wann bist du eine der Ersten, die beim Frühstück sitzt?" Ich lachte leicht. „Konnte nicht schlafen", antwortete ich, was ich mit einem Schulterzucken untermalte, um es realistischer wirken zu lassen. „Mhm, okay", gab Emily von sich und trank ihren Kaffee. Nach und nach füllte sich der Raum. Chloe und Rose stießen nach einer Weile zu uns und in der Menge konnte ich einmal sogar Shawn entdecken. Mein Herz machte einen kleinen Hüpfer und ich grinste heimlich in meine Teetasse. Irgendwann pfiff Chloe leise: „Schaut euch mal Brandon an. Der schaut ja mal komplett fertig aus" Ich drehte meinen Kopf und musterte Brandon, der am anderen Ende des Raumes saß. Seine Haare waren verwuschelt, unter seinen Augen lagen tiefe Schatten und sein Blick war grimmig. „Oh ja, er schaut wirklich fertig aus", bestätigte ich.

——————————————————

Schreibfieber

Flora xoxo

that one nondescript boy | Shawn Mendes FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt