Kapitel 46

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Mein Herz rutschte mir augenblicklich in die Hose. „Was? Ich war gestern Abend bei euch", meinte ich und sah hastig in die Augen meiner Freundinnen. Wussten sie es? „Danach", forderte Rose auf zu wissen und ich bekam etwas Angst. „In meinem Zimmer", ich schluckte. „Ach, ist das so?" Verunsichert nickte ich. Sie konnten es nicht wissen! Wie denn auch? Rose schüttelte ihren Kopf und verzog ihr Gesicht zu einem ungläubigen Lächeln, ihre Augenbrauen etwas zusammen gezogen. „Du lügst uns ins Gesicht", stellte sie fest, „Sag uns doch einfach, wo du warst. Wieso belügst du uns?" „W-Was meint ihr?", fragte ich und stellte mich auf dumm. Emily seufzte: „Du hattest deinen Pulli in meinem Zimmer liegen gelassen" ‚Da war mein Pulli also' „Und wir wollten ihn dir gegen zehn Uhr ins Zimmer bringen und mussten feststellen, dass dein Zimmer komplett leer war." „Ich war gestern Abend noch duschen", versuchte ich mich herauszureden, wurde aber von Chloe unterbrochen: „Das Bad war komplett leer. Wir haben dich gesucht" Ich fühlte mich wie bei einem Verhör. „Du warst nicht im Bad, nicht im Speisesaal, nicht in der Bibliothek, nicht im Gemeinschaftsraum. Und du würdest wohl kaum so dumm sein und nachts nach draußen gehen, also musstest du bei jemanden im Zimmer gewesen sein. Entweder bei einem Mädchen... oder bei einem Jungen", zählte Rose auf und ich schluckte fieberhaft, knetete nervös meine Hände. Die Blicke meiner Freundinnen durchbohrten mich und ich fühlte mich ertappt. Ich wendete den Blick ab, atmete durch und meinte dann: „Na gut. Ja, ich habe euch was verschwiegen, aber..." Ich konnte die richtigen Worte einfach nicht finden. Nach einer kurzen Pause räusperte ich mich und meinte schuldbewusst: „Ich date jemanden" „Und warum machst du da so ein Geheimnis draus?", stieß Chloe entsetzt aus. „Wen? Spucks aus!", forderte Emily. Nur Rose verschränkte ihre Arme, lehnte sich zurück und zog eine Augenbraue hoch. Unruhig begann ich in meinem Essen herumzustochern und überlegte fieberhaft, ob ich es ihnen sagen sollte. Ich fühlte mich im Moment einfach unwohl und unverstanden. Ich war überfordert. „Ich... wir sehen uns später", meinte ich dann plötzlich, erhob mich und eilte aus dem Speisesaal. Meine Augen begannen zu tränen und ich hastete zu den Treppen, welche ich hinauf sprintete, um dann geradewegs in mein Zimmer zu rennen. Drinnen angekommen, schlug ich die Tür hinter mir zu und schmiss mich auf mein Bett, um mein Gesicht dort in das Kissen zu pressen und meinen Tränen freien Lauf zu lassen. Meine Freundinnen waren eine der wichtigsten Sachen meines Lebens und nun waren sie sauer auf mich, nur weil ich ihnen nicht von Anfang an alles erzählt hatte. ‚Ich Idiotin' Nur ein paar Sekunden später vernahm ich ein leises Klopfen an der Tür und hörte, wie jemand mein Zimmer betrat. Schluchzend drehte ich meinen Kopf weg und zog mir ein Kissen über den Kopf. Ich wollte nicht, dass mich meine Freundinnen jetzt so sahen, obwohl sie es doch schon so oft getan hatten. Meine Matratze gab nach, als sich jemand an meine Bettkante setzte und über meinen Rücken streichelte. Dann erst bemerkte ich, dass es keine von meinen Mädls war. Diese Berührungen fühlten sich anders an, als das tröstende Rückenklopfen von Emily, das Schulterstreicheln von Chloe oder das aufmunternde Drücken von Rose. Es waren die lieblichen Berührungen von Shawn. „Allie", ertönte seine Stimme und der Polster wurde von meinem Kopf gezogen. Seine Finger strichen zärtlich über meine Wange, als ich versuchte mein Schluchzen zu unterdrücken. Das Bett bewegte sich und knarzte leicht und kurz darauf spürte ich Shawns Körper hinter meinem. Er kuschelte sich eng an mich, legte seinen Arm um meinen Bauch und umklammerte mich mit seinem Bein. „Was ist denn los?", flüsterte er gegen meinen Nacken und sein Atem kitzelte meine Haut.  „Ich hab dich nur in dein Zimmer rennen sehen und dachte mir schon, dass etwas nicht stimmt, aber was bedrückt dich denn so, dass du dafür deine kostbaren Tränen verschwendest?" Seine Worte zauberten mir ein kleines Lächeln auf die Lippen und ich drehte mich seitlich zu ihm, kuschelte mich an seine Brust. „Ich hab mich irgendwie mit meinen Freundinnen gestritten", schluchzte ich, während Shawn sanft durch mein Haar strich. „Aber deshalb musst du doch nicht weinen. Ihr vertragt euch doch bestimmt bald wieder. Höchstwahrscheinlich sogar schon heute", redete mir Shawn ein und hauchte Küsse auf meinen Kopf. „Naja, sie", schniefte ich, „sie sind bestimmt sehr sauer, denn i-ich hab sie angelogen und das war nicht gut." Ich vergrub mein Gesicht in seinem Pulli und atmete tief durch. „Ach, Engelchen. Sei nicht traurig." Shawn umfasste mein Gesicht und zwang mich dazu, ihn anzuschauen. „Weswegen hast du sie angelogen? Du musst es nicht erzählen, nur wenn du willst. Ich würde dir gern helfen" Sanft küsste er meine Stirn und streichelte meine Wange. Ich hatte ihn schlichtweg nicht verdient. Unsicher sah ich in seine Augen und sagte: „Wegen uns."

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Flora xoxo

that one nondescript boy | Shawn Mendes FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt