Kapitel 28

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Als ich aus der Flügeltür hinaus eilte, sah ich im Flur nach rechts und nach links, sah Shawn und lief ihm hinterher. „Shawn!" Er ging stur weiter, ignorierte mich, obwohl ich genau wusste, dass er mich gehört hatte, aber ich konnte es ihm nicht verübeln. „Shawn, bitte!", flehte ich, als ich ihn eingeholt hatte. Ich griff nach seinem Arm, den er sofort wegzog und sich zu mir drehte. „Weist du, was du mir für einen Schrecken eingejagt hast? Weist du, was für Sorgen ich mir gemacht habe? Ich hatte verdammte Angst um dich! Dir hätte sonst was passiert sein können, Allie!", rief er mir ins Gesicht. Ich sah ihn mit nassen Augen an und schluchzte: „Es tut mir leid, ich...", ich schniefte, „ich hatte mich den ganzen Tag auf den Abend gefreut und im Endeffekt... ich hab die Zeit übersehen, ich hab...", meine Stimme brach ab. „Ich habe zwanzig Minuten vor deinem Zimmer gewartet, in der Hoffnung, dass du mich nicht vergessen hast, nur um dann wie ein Irrer durch die Schule zu rennen, um dich zu suchen, weil ich dachte, dir sei was passiert und im Endeffekt hast du mich einfach vergessen" Seine Stimme klang gekränkt. Ich sah ihn an, meine Unterlippe zitterte und ich flüsterte: „Es tut mir so Leid, Shawn" Er drehte seinen Kopf zur Seite, spannte seinen Kiefer an und schüttelte seinen Kopf. „Ach lass es doch einfach", zischte er leise, drehte sich weg und ließ mich stehen. Ich sah ihm nach und raufte mir meine Haare. Tränen rollten wieder über meine Wangen und ich hätte einfach nur schreien können. Das konnte doch nicht wahr sein! Er war sauer, was ich verstand, aber nicht wahrhaben wollte. Es lief so gut. ‚Toll gemacht, Allie. Wirklich toll gemacht' Schluchzend rannte ich zu den Treppen, diese hinauf, wobei ich an Shawn vorbei rannte, der gerade die Treppen zum Jungstrakt hinauf ging und seinen Blick in meinem Rücken spürte. Ich lief in mein Zimmer, knallte die Tür zu und warf mich heulend in mein Bett. Das konnte nicht wahr sein. Nein, nein, nein. ‚Bitte lass das nur ein blöder Traum sein' Doch es war kein Traum. Es war die Realität. Die Realität der ich nicht ins Auge sehen wollte, aber es blieb mir keine andere Wahl.

Ich ließ den Rest der Woche schweren Herzens über mich ergehen. Meine Laune sank immer mehr, ich aß immer weniger und mein Herz brach immer weiter. Meine Freundinnen taten mir Leid, da ich sie vernachlässigte, was keinesfalls fair war, aber meine Gefühle spielten verrückt und ich wollte sie nicht unabsichtlich noch mehr verletzten. Deswegen zog ich mich zurück. Shawn zeigte mir die kalte Schulter, würdigte mich keines Blickes, lebte ohne mich weiter. Das konnte so nicht weiter gehen. Ich ging immer mehr daran kaputt.
Mittlerweile war es Samstagmorgen und ich war wieder die Erste im Speisesaal, damit meine Freundinnen glaubten, dass ich zumindest frühstücken würde. An diesem Morgen war ich bereits wieder eine Runde um das Gelände gegangen, es beruhigte mich immer, weswegen ich immer noch meinen Mantel trug und wieder mit einer Teetasse im Saal saß. Nach und nach füllte sich der Saal mit den ersten Frühaufstehern, unter ihnen war dann auch irgendwann Shawn. Ich ließ meine Hand in meine Manteltasche gleiten und umklammerte ein kleines Zettelchen, welches ich gestern in der Nacht für Shawn geschrieben hatte. Auch wenn so gut wie nichts auf ihm stand, hatte ich mindestens ein einhalb Stunden nachts daran gesessen, weil ich mir meine Worte genau überlegt hatte. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Shawn sich eine dampfende Tasse mit Tee oder Kaffee geholt hatte und sich an einen Tisch setzte. Nach ein paar Minuten ruhigem Dasitzen fasste ich meinen ganzen Mut zusammen, stand auf und steuerte auf Shawns Tisch zu. Als ich noch gute drei Meter von ihm entfernt war, hob er seinen Kopf und blickte mich an. Er sah anders aus. Seine Haut wirkte fahler, er hatte leichte Augenringe. Wir schauten uns an, als ich vor ihm stand. Dann griff ich in meine Tasche, legte zitternd den Zettel vor ihn auf den Tisch und flüsterte: „Bitte lies ihn" Sein Blick wanderte zum Zettel und bevor er wieder aufschaute, drehte ich mich schnell um und eilte aus dem Saal. Vor dem Speisesaal blieb ich stehen, lehnte mich an die Wand und musste erstmal Luft holen. Das war geschafft und jetzt hieß es abwarten. Abwarten, ob er noch Hoffnung in mich hatte und den Zettel las oder abwarten, ob er nichts mehr von mir wissen wollte und den Zettel ignorierte.

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Flora xoxo

that one nondescript boy | Shawn Mendes FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt