Kapitel 30

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„Kann ich rein? Ich will nicht erwischt werden" Ich nickte, ließ ihn hinein und schloss die Tür hinter ihm. Als ich mich umdrehte, lehnte er bereits mit verschränkten Armen an meinem Schreibtisch und musterte mich. Dann ertönte seine Stimme: „Ich denke, du bist mir ein paar Erklärungen schuldig" Ich nickte.

Shawn,
du weist bereits, dass es mir leid tut und ich frage mich, ob du dies hier überhaupt liest oder ob du den Zettel schon entsorgt hast. Wenn nicht, dann bitte ich dich heute Abend nach dem Essen zu mir aufs Zimmer zu kommen. Ich werde dir erklären, warum ich dich letztens versetzt habe. Es war keine Absicht, das musst du mir glauben. Und auch wenn du mich hasst, act like you love/like me so I can go on. Ich bitte dich, ich will diese Missverständnisse aus der Welt schaffen.

Allie

Das stand auf dem Zettel, den ich ihm am Morgen überreicht hatte. Ich war ihm definitiv Erklärungen schuldig. Warum ich ihn versetzt hatte und warum ich sein Lied kannte. Seufzend setzte ich mich auf mein Bett, atmete durch und fragte: „Erstmal... wie stehst du zu Alkohol?" Er zog eine Augenbraue hoch. „Also wenn du mich jetzt abfüllen willst, dann-" „Nein, oh Gott nicht doch!" Shawn schob sich meinen Schreibtischstuhl zurecht und setzte sich mir gegenüber. „Also meiner Meinung nach", begann er, „sind die Erwachsenen zu spießig, was Alkohol betrifft. Ich habe nichts gegen ihn. Naja, je nachdem in welche Situationen er einen bringt" Okay, also konnte ich ihm die Wahrheit erzählen, ohne einen Schulrauswurf zu riskieren. Ich schilderte ihm die Gesichte, warum ich ihn nicht mehr rechtzeitig erwischt hatte und schaute währenddessen kein einziges Mal zu ihm hoch. „Ich hatte mich den ganzen Tag auf den Abend gefreut, aber...", ich schaute auf, „naja, du weist ja" „Also das war der Grund? Du hast dich mit deinen Freundinnen betrunken?" Beschämt nickte ich und knetete unruhig meine kalten Hände. „Wow, das", er räusperte sich, „hätte ich ehrlich gesagt nicht erwartet" „Was denn sonst?", hakte ich nach. „Naja, ich... ich dachte du wärst vielleicht auf dem Zimmer eines anderen gewesen oder sowas..." Verlegen kratzte er sich am Nacken und schaute verunsichert in mein geschocktes Gesicht. „Deswegen warst du also so wütend", stellte ich leise fest. „Ja, ich weis auch nicht, was ich mir gedacht habe. Das war ziemlich dumm von mir" „Allerdings", bestätigte ich. „Aber ich habe nicht gelogen, ich habe dich an dem Abend wirklich zuerst gesucht, bis mir eben dieser Gedanke in den Sinn kam" „Und wegen so einem dummen Missverständnis musste ich die letzten Tage leiden?", fragte ich gerade heraus. „Denkst du denn, mir ging es besser?" Seine Augen glänzten und mein Herz schmerzte bei diesem Anblick. Ich klopfte sachte neben mich auf das Bett, um ihm zu signalisieren, sich dort hinzusetzen. Langsam erhob er sich aus dem Stuhl und ließ sich dicht neben mir nieder. So dicht, dass sich unsere Oberschenkel berührten. Für einen kurzen Moment herrschte Stille, bis ich sie unterbrach: „Dann wär das ja geklärt" Er räusperte sich, nickte und meinte dann: „Ja, aber da ist noch was anderes", er legte eine kurze Pause ein, „Woher hast du diese Textzeile?" Während er dies sagte, holte er meinen Zettel aus seiner Hosentasche und deutete auf die Stelle, in der ich seinen Songtext zitiert hatte. Einige Sekunden lang starrte ich nur auf den Zettel und fing dann an zu erzählen: „Vor gut einer Woche habe ich relativ lange an meinen Hausaufgaben gearbeitet und wollte mir dann einen Tee holen und als ich die Treppen hinunter ging, hörte ich plötzlich jemanden singen" Ich stoppte kurz und sah ihn an, dann fuhr ich fort: „Und so neugierig, wie ich bin, wollte ich natürlich wissen, woher und von wem das kam, also bin ich der Musik gefolgt und kam dann bei diesem Klassenzimmer an. Du hast mich nicht bemerkt, aber ich habe für einen Moment die Tür geöffnet, um zu sehen, wer es war und dann sah ich dich dort sitzen. Mit deiner Gitarre und... wow, Shawn, du bist so begabt!" Meine Augen funkelten vor Begeisterung. „Ich hätte nie erwartet, dass du so unglaublich gut singen kannst und noch dazu Gitarre spielst. Hast du das Lied selbst geschrieben?" Shawn nickte und ich sah, dass seine Wangen einen leichten Rotschimmer angenommen hatten. „Weist du, ich hatte mich so auf den Abend gefreut, an dem du mit deiner Gitarre gekommen wärst, weil ich gehofft hatte, dass du dieses Lied eventuell spielen würdest. Ich wollte es nochmal hören, doch...", ich schluckte, „naja, es wurde ja schlussendlich nichts" Ich lachte leicht beschämt, er lachte verlegen mit. Wieder war es still und wir schauten uns einfach nur an. Irgendwann hob er dann seine Hand, schob mir eine Haarsträhne hinters Ohr und ließ seine Hand in meinem Nacken ruhen, während er seufzte: „Ach Allie. Wieso machen wir es so kompliziert?" Sein Augen wanderten von meinen Augen hinunter zu meinen Lippen und auch mein Blick senkte sich. Ganz sanft zog er mich näher zu sich. „Ich weis es nicht", hauchte ich, als ich seinen Atem bereits an meinen Lippen spüren konnte. Voller Erwartung schlossen sich meine Augen, wie von selbst.

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Idk aber ich liebe dieses Kapitel

Flora xoxo

that one nondescript boy | Shawn Mendes FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt