Kapitel 3

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Tatsächlich heilten meine Wunden über die nächsten Tage besser, als ich es erwartet hätte.
Das war aber schon das einzig Positive an dieser Zeit. Meistens lag ich im Bett oder stand vor dem Fenster und starrte hinab auf die Schwelende Stadt mit seinen schwarzen, kantigen Häusern, die sich uneinladend bis zum Horizont meines Sichtfeldes zogen.
Manchmal sah ich Feuerfinger in den Straßen oder erblickte das Aufflackerm eines Feuers, doch ansonsten war mein Ausblick eher eintönig.
Die Sonne war es noch immer nicht müde geworden, zu scheinen, und prallte auf die schwarzen Gebäude, die sich unheimlich aufhitzen mussten. Ich sah hier und da sogar Rachfahnen von den Dächern aufsteigen.
Meine einzige Abwechselung von diesen Beobachtungen waren die Gänge zum anliegenden Bad, das man mir zugewiesen hatte.
Die Haushilfe, die ein paar Mal am Tag nach mir sah, redete nicht mit mir, doch sie brachte mir frische Kleidung, wies mich ins Badezimmer, wo ich endlich duschen konnte und brachte mir Wasser, Brot und Butter.
Nach zwei Tagen fing ich an, mich zu langweilen und verfiel in ungewünschte Grübeleien.
Die Erinnerungen daran, wie ich einst Schatten getötet hatte, waren besonders stark. Sie hatten meinen Vater abgeschlachtet und ich hatte mich zwei Jahre lang in Vergeltung und Kämpfen versteckt.
Etwa ein Dutzend der menschenähnlichen, schwarzäugigen Wesen, die mit der Dunkelheit verschmelzen konnten und sich schneller bewegten, als es einem Menschen jemals möglich wäre, hatte ich mit Messern und Dolchen erledigt, bis ich gemerkt hatte, dass ich sie nicht bekämpfen konnte.
Sie waren zu viele und hatten zu viel Macht an sich gerissen.
Ich erinnerte mich noch genau daran, was mir die alte Frau gesagt hatte, die ich verzweifelt um Rat gebeten hatte.
Im Blut liegt die Macht. Um sie zu vernichten, musst du eine von ihnen werden. Das Blut, vergiss es nie, das Blut enthält die Kraft.
In meiner unbändigen Frustration hatte ich also noch einen Schatten getötet und dessen Blut getrunken.
Mit Ekel dachte ich daran zurück. Es war so widernatürlich und abartig gewesen - noch nicht einam gut geschmeckt hatte es mir - doch ich hatte das Blut des Schattens nicht erbrochen.
Ich hatte geschluckt und es in mich aufgenommen, gemeinsam mit seiner Macht.
Fortan konnte ich mit den Schatten verschmelzen und entdeckte zudem eine unnormale Schnelligkeit an mir, die nicht menschlich war.
Ich hatte mich in etwas Unnatürliches verwandelt, etwas Unmenschliches, und das hatte sich auch auf meinen Charakter ausgewirkt.
Die Grausamkeit und die Gewalttätigkeit der Schatten hatte auch in mir gebrannt und ich hatte begonnen, nicht nur Schatten, sondern auch Menschen, die es meiner Meinung nach verdient hatten, zu töten.
Bis Lucas mich eines Tages verriet, um seine Freundin, die ich in meiner Bestialität zuvor angegriffen hatte, zu schützen. Er sagte nichts über meine Fähigkeiten, sondern nur, dass ich eine brutale Mörderin außer Kontrolle wäre.
Und so war ich zu meiner Gefangenschaft und später zur Hinrichtung gekommen.
In den Zellen Fosts, den dunklen kalten Gemäuern, hatte ich mir geschworen, mein Geheimnis mit in den Tod zu nehmen.
Ich wollte diese ekelhafte Macht in mir vergraben und als Mensch sterben, nicht als Monster.
Niemals würde ich mehr in dieses Loch aus Gewalt und Kälte fallen, niemals würde ich meine Kräfte mehr einsetzen.
Auch nachdem ich überraschend noch am Leben war, wollte ich nichts daran ändern.
Ich wollte die Schattenkraft tief im Gefängnis meines Herzens wegschließen und niemals wieder ans Tageslicht kommen lassen.
Denn ich war Kate, ein Mensch, keine Bestie.
Am vierten Tag meines Aufenthaltes - oder meiner Gefangenschaft, was auch immer - bekam ich erneut Besuch.
Nicht von Dante, doch es war ein anderer Feuerfinger, ein junger Kerl mit blauen Augen und hellblondem, fast weiß schimmernden Haar, das ihm beinahe bis auf die Schultern fiel. Sein Gesicht war nicht so schön wie Dantes, doch es war weiß wie Mamor und die Nase war scharf geschwungen und verlieh ihm einen strengen Ausdruck.
"Prinz Dante schickt mich.", erklärte der Feuerfinger, ohne sich vorzustellen.
Ich stand gerade am Fenster und nickte unsicher.
Wahrscheinlich war das der Tag, an dem ich erfahren würde, was hier vor sich ging.
Der blasse Typ musterte mich kurz von oben bis unten, bevor er sich dann doch vorstellte.
"Ich bin Gladion. Gladion DeVerris."
Ich käme mir dumm dabei vor, ihm ebenfalls meinen Namen zu nennen, da er ihn sicherlich schon kannte, daher neigte ich nur kurz den Kopf.

Gladion führte mich aus dem Zimmer in den dunklen Gang, der nur von einem Leuchter an der Decke erleuchtet wurde und legte dabei ein zügiges Tempo vor.
Mir fiel auf, dass seine Fingerspitzen zu glühen schienen und einmal glaubte ich, ein Flämmchen an seinem Daumen zu sehen.
Anscheinend war er ein besonders mächtiger Feuerfinger.
Wir bogen ein paarmal ab und standen schon bald Prinz Dante gegenüber.
Wieder ärgerte mich sein augenschmeichelndes Erscheinungsbild, doch ich presste nur die Lippen zusammen und verkniff mir eine schnippische Begrüßung.
Dantes dunkle Augen wanderten zwischen Gladion und mir hin und her.
"Danke, Gladion.", sagte er schließlich; "Kate, es gibt viel zu besprechen."
"Warum ich hier bin, zum Beispiel.", platzte es ungeduldig aus mir heraus.
Dante nickte langsam und durchbohrte mich dabei mit seinem Blick, was mir gar nicht gefiel.
Ja, ich war ein eher durschnittlich hübscher Mensch von eher kleiner Größe und mit langweiligem straßenköterblonden Haar.
"Du bist hier, weil du Schatten getötet hast. Unseres Wissens nach über zwanzig.", eröffnete der Flammenprinz mir.
"Vierundzwanzig.", murmelte ich. Dreizehn ohne und elf mit den Schattenkräften.
Aber das sollte keiner dieser hochnäsigen Feuerfinger je erfahren.
"Wir stehen kurz vor einem Krieg mit den Schatten und Menschen. Es ist nur eine Frage von Monaten, bis alles in Blut versinken wird. Mein Vater geht aufgrund der Informationen unserer Spione in etwa von drei Monaten aus.", erzählte Dante verblüffend offen; "Die Schatten sind gierig und sie würden sich sogar mit uns anlegen, wenn sie selbstsicher genug sind. Und nach der Eroberung der Menschenreiche sind sie sehr selbstsicher."
Ich schluckte. Ein weiterer Krieg.
Mein Magen zog sich krampfhaft zusammen, denn ich wusste genau, was das bedeutete.
Ein Krieg zwischen Feuerfingern und Schatten wäre noch zerstörerischer als der Krieg der Schatten gegen die Menschen. Und mir war klar, wer hierbei wieder am meisten bluten würde: Die Menschen.
"Wir stellen Truppen auf und trainieren diese für den Krieg. Unsere Rekruten bestehen ausschließlich aus Feuerbändigern, doch wenn man deine Vergangenheit beachtet, werden wir eine Ausnahme machen.", fuhr Dante fort.
Ich begriff.
"Ihr wollt mich zu einer eurer Soldaten ausbilden.", erkannte ich.
An dieser Stelle schaltete sich Gladion ein.
"Du wirst zu meiner Truppe gehören. Ich bilde sechs besondere Rekruten zu einer Spezialtruppe aus. Zu unserer Geheimwaffe."
In was war ich da nur hineingeraten?




Blazing - Feuriges BandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt