Kapitel 94

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Brooklyn führt mich im unteren Hausflur zu einer Tür, die mir bisher nicht aufgefallen ist und als wir durch sie einen anderen Raum betreten, erkenne ich eine Garage, in der 3 Autos stehen.
Es muss also auch einen hinteren Ausgang geben, da wir uns momentan am anderen Ende des Hauses befinden.
„Gibt es auf dieser Seite eine Bushaltestelle?",frage ich und gehe auf die kleine Tür zu neben dem Garagentor.
„Nope.", grinst Brooklyn daraufhin und bleibt weiterhin neben der Zimmertür stehen.

Ich sehe erneut die Autos an und frage dann überrascht:" Willst du etwa Auto fahren?"
„Ich bin 18 und habe einen Führerschein. Es wird langsam Zeit, dass ich meine Freundin selbst herum chauffiere.", antwortet er mir schulterzuckend und dreht sich zu den Schlüsselbrett an der Wand um.
Nach kurzem Zögern entscheidet er sich für den Autoschlüssel in der Mitte, während ich mich dafür gedanklich schimpfe, dass mir nicht in den Sinn gekommen ist, dass mein Freund alt genug ist, um allein Auto zu fahren.
Brooklyn betätigt den Schlüssel und der Mercedes leuchtet auf.

Etwas hippelig aber mit großer Vorfreude laufe ich zur Beifahrerseite und öffne die vordere Tür.
Wir steigen gleichzeitig an und schnallen uns an.
Dann nimmt Brooklyn eine kleine Fernbedienung in die Hand und sorgt dafür, dass sich das Garagentor öffnet.
„Bereit?", lächelt er mich an und lässt dabei den Motor laut schnurren.
„Und wie.", erwidere ich und lege meine Hand auf seinen Oberschenkel.
Brooklyn beißt sich auf die Unterlippe, während er aus der Garage herausfährt und sich auf die Straße begibt.

„Die Fahrt dauert ca. eine halbe Stunde bis zu meinem Tattoostudio.", informiert er mich, als wir auf die Autobahn fahren.
Ich nicke nur und beobachte Brooklyn dabei, wie er aufmerksam die Autos um uns herum im Auge behält und seine rechte Hand fest das Lenkrad umklammert.
Habe ich eigentlich schon erwähnt, wie ungewohnt es für mich ist auf der linken Seite als Beifahrerin zu sitzen?

Eine Weile lang lauschen wir nur dem Radio, bis Brooklyn irgendwann sagt:
" Wir sind bald da."
Lächelnd lege ich meine Hand auf seinen linken Unterarm und frage dann:" Hast du Angst?"
„Nein, das ist ja nicht mein erstes Tattoo.
Außerdem würde ich es gerne ähnlich wie mein Dad machen und unsere Familie auf meiner Haut verewigen.
Also jeder soll einen einzelnen Platz und ein besonderes Tattoo bekommen.", entgegnet er wild entschlossen und nimmt dann trotzdem kurz meine Hand in seine, um sie zu küssen.
Dabei erinnere ich mich auch an sein eines Tattoo, das eine Kamera zeigt, also das, was ihn immer wieder aufs Neue begeistert.
Ich hätte auch gerne ein Tattoo, aber konnte mich bisher für kein Motiv oder keinen Spruch entscheiden.
Darum beneide ich Brooklyn um so mehr, dass er sich so sicher dabei ist.

Irgendwann biegen wir endlich auf einen Parkplatz ab und steigen schnell aus.
Wir betreten das Tattoostudio, das natürlich genau so cool aussieht wie ich es erwartet habe.
An den Wänden hängen bunte LEDs und überall findet man Poster und dicke Mappen mit Tattoovorschlägen, im hinteren Bereich stehen ein paar „Stühle", die man sicher auch so ähnlich bei einem Arzt finden würde, aber hier sind sie offensichtlich dazu da dem Kunden etwas Komfort während des Vorgangs zu verschaffen.

Brooklyn geht zur Frau hinter der Theke und fragt, ob es noch spontan einen freien Termin gäbe.
„Für zwei?", fragt sie mit Blick auf mich.
Ich schüttle lächelnd den Kopf und Brooklyn meint ebenfalls:" Nein, heute nur für mich."
Die Frau lächelt uns an und teilt uns mit, dass er heute Glück hat, da gerade noch ein Termin frei wäre.
Also gehen wir nach hinten und Brooklyn nimmt auf dem großen Stuhl Platz.
„Musst du nicht noch ein Motiv auswählen?", frage ich verwirrt und sehe zu einem älteren Kerl hinüber, der sich gerade den ganzen Oberarm tätowieren lässt.

„Wir haben letztes Mal schon darüber gesprochen, wie ich mir meine weiteren Tattoos vorstelle, deswegen habe ich die Hoffnung, dass er bereits ein paar Entwürfe gemacht hat oder welche im Kopf hat.", erzählt er mir entspannt.
„Solange du dir nicht das Gesicht tätowieren lässt, bin ich mit allem einverstanden.", erwidere ich nur streng und kann dann doch nicht mein Grinsen verstecken.
Brooklyn lacht nur darüber und zieht mich näher zu sich heran, um mich zu küssen.
Einen Moment später kommt ein Mann zu uns, den Brooklyn mit den Worten:" Hey Mark, wie geht's?" begrüßt.

„Kann nicht klagen, bei dir so?", erwidert der Tätowierer freundlich und als er mich bemerkt, zieht er seinen Handschuh aus und schüttelt mir die Hand.
„Blair, richtig?", fragt er dabei und ich nicke überrascht.
Bei meinem Gesichtsausdruck muss Mark lachen und fügt dann hinzu:"Brooklyns Dad war vor ein paar Wochen erst hier und hat mir von dir erzählt."

Ich erröte etwas und sehe zu Brooklyn, der mich mit einem stolzen Blick ansieht.
„Ich würde heute gerne das Tattoo für meine Mum machen lassen. Morgen ist ihr Geburtstag.", beendet er daraufhin die kurze Stille und wendet sich wieder Mark zu.
„Du willst es immer noch so wie wir letztes Mal besprochen haben?", fragt dieser daraufhin fachmännisch und zieht sich seine Handschuhe wieder an.
„Ja, genau so.", stimmt Brooklyn zu.
„Linker Oberarm?", fragt Mark weiter und durchsucht bereits eine Mappe.
Brooklyn nickt und seine Augen weiten sich vor Begeisterung, als Mark ihm einen Motivvorschlag vor die Nase hält.

„Gut gut. Dann hol ich mal mein Werkzeug und du kannst dich schon mal bereit machen.", meint dieser daraufhin zufrieden und verschwindet in einer anderen Ecke des Ladens.
Schnell gehe ich um den Stuhl herum und kremple sein T-Shirt am linken Arm hoch.
„Danke, Prinzessin.", flüstert Brooklyn deshalb und als ich Schritte hinter mir höre, laufe ich schnell wieder auf die andere Seite, um für Mark Platz zu machen.
Dieser setzt sich auf seinen beweglichen Stuhl und desinfiziert zunächst Brooklyns Oberarm.
Danach legt er eine dünne Folie darauf und drückt diese vorsichtig fest, bevor er sie genau so sorgfältig wieder abzieht und die Zeichnung von Brooklyns Tattoo glänzend zum Vorschein kommt.

Kurz überprüft Mark noch einmal, ob auch nichts von der Vorlage verwischt ist.
Dann nimmt er das Gerät in die Hand und schon hört man die kleinen Nadeln vibrieren.
Ich bemerke, wie meine Hände schwitzen und ich nervös die Lippen aufeinander presse, während Brooklyn total entspannt dabei zusieht, wie Mark sich auf seiner Haut austobt.
Ich weiß, dass jeder sagt, dass die Schmerzen dabei wirklich ok sind und nur halb so schlimm wie man davor immer befürchtet, aber trotzdem behalte ich Brooklyns Gesichtsausdruck im Auge.

Irgendwann nimmt Brooklyn meine Hand in seine freie Hand und formt mit den Lippen:" Alles gut."
Ich nicke und drücke seine Hand kurz.
Etwa eine Viertelstunde später lehnt sich Mark zurück und meint nur:
" Mission completed.".
Brooklyn grinst breit und ich bin gespannt, wie das Tattoo aussieht, da ich momentan nur etwas weniger als die Hälfte davon erkennen kann.
Als Mark aufsteht, um eine Folie zu suchen, mit der er es erstmal abkleben wird, gehe ich erneut auf Brooklyns linke Seite und sehe es mir an.

My Way to BrooklynWo Geschichten leben. Entdecke jetzt