Kapitel 59

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Nachdem sich Miranda noch etwas über Ashley's "charmantes" Verhalten aufgeregt hat, wobei ich ihr eigentlich Recht geben muss, aber eher amüsiert bin, dass sie dabei fast jemandem ihren Cocktail auf's T-Shirt geschüttet hat.
Schließlich wechseln wir doch wieder schnell das Thema und lassen Ashley einfach weiter Ashley sein.

"Blair!Patrick direkt gerade aus.Aber schau erst, wenn ich wegschaue ,klar?"
,zischt Miranda plötzlich und trotz allem, was ich mir eingeredet habe, macht es mich noch etwas nervös, dass er wirklich hier ist.
Ich nicke kaum merkbar und als Miranda ihren Blick auf ihren Cocktail richtet, wage ich es, ihn anzuschauen.
Und da steht er.
An einer Wand gelehnt unterhält er sich mit zwei anderen Jungs und einem Mädchen.

Natürlich trifft er mit seinem Outfit den Nagel wieder auf den Kopf ohne sich dafür überhaupt anzustrengen.
Erleichtert stelle ich fest bzw. meine Vermutung bestätigt, dass mein Schwärmen für ihn nicht mal annähernd an meine Gefühle für Brooklyn herankommt.Kein Stück.
Das einzige, was ich von ihm weiß, ist, dass er ganz gut aussieht, aber von Brooklyn weiß ich, dass sowohl die Schale als auch der Kern vielleicht nicht perfekt sind aber dafür perfekt für mich.

"Und?",fragt Miranda kurz darauf drängend.
"Was?",stelle ich verwirrt die Gegenfrage.
"Na, hat er dich auch angeschaut? Und wie geht's dir dabei?",sprudelt es weiter aus ihr heraus.
"Ne, jedenfalls noch nicht.Ich würde mal sagen, es ist offiziell vorbei.Ich fühle nichts mehr, wenn ich ihn ansehe, dafür mag ich Brooklyn einfach viel zu sehr.",erkläre ich es ihr und sie lächelt nur.
Als ich kurze Zeit später wieder einen Blick auf ihn werfe, sieht er mich tatsächlich an und lässt seinen Blick an mir hinunter und wieder hinauf gleiten, wobei ich innerlich nur den Kopf schüttle.

Falsches Timing.Mehr gibt's dem wohl nicht hinzuzufügen.
"Komm, lass uns tanzen.",meint Miranda und zupft ihr Kleid wieder zurecht.
"Gute Idee.", sage ich leise eher zu mir selbst.
Also suchen wir uns einen guten Platz zwischen den Leuten und ich gebe mir Mühe, nicht so versteift wie sonst zu tanzen.
Was sich dank dem Alkohol glücklicherweise leichter gestaltet.
Nach ein, zwei Liedern sind wir endlich richtig in Tanzstimmung und singen bzw. kreischen die Songtexte mit und stecken damit auch die Umstehenden an, jedenfalls ein paar.

Als mir irgendwann schon langsam die Puste ausgeht, kommt Moritz zu uns und sagt Miranda etwas ins Ohr, woraufhin diese mich entschuldigend anblickt und nach draußen zeigt.
Ich nicke nur lächelnd und die beiden verschwinden nach draußen in den Garten.
Wer liebt es denn nicht, wenn dieser Moment kommt, in dem man mal wieder merkt, wie überflüssig man gerade ist?
Aber vor einigen Wochen war das alles ja noch schlimmer, da habe ich mich bei solchen Sachen auf ein Sofa gesetzt und Chips in mich hineingestopft, bis wir dann doch mal gegangen sind.
Das alles wiederum macht mich nur noch dankbarer für Brooklyn.

Es ist nicht der Weltuntergang Single zu sein, aber ich musste mir schon längere Zeit eingestehen, dass es schön wäre, wenn es eine Person gäbe, die dich fast überall hin begleiten würde und die nur dir Aufmerksamkeit schenkt und die einem das Gefühl gibt, nicht eine von vielen zu sein.
Schon allein das nebeneinander einschlafen macht meine kleine Welt ein großes Stück besser.
Also straffe ich meine Schultern und gehe ins Badezimmer.
Nachdem ich abgeschlossen habe, hole ich mein Handy heraus und suche meinen Freund in den Kontakten.

Der Arme bekommt wegen mir wahrscheinlich noch eine Schlafstörung, aber trotzdem rufe ich ihn entschlossen an und warte auf seine Stimme.
"Hey Baby.",kommt es leise aus meinem Handy und das schlechte Gewissen packt mich sofort.
"Hey.Hab ich dich gerade aufgeweckt?",frage ich kleinlaut.
"Nein, keine Sorge.Ich lag nur schon im Bett aber ich war noch wach.Also gutes Timing, Babe.Bist du nicht auf der Party?",fragt er diesmal in normalem Ton.
"Doch, doch.Nur... naja Miranda ist jetzt mal mit Moritz verschwunden und ich hatte gerade keinen Bock auf die anderen Leute und da hab ich eben an dich gedacht und ja...deswegen sitze ich jetzt gerade im Badezimmer.",erkläre ich meine armselige Situation.

"Aww Babe.Wie süß du einfach sein kannst.Dafür bekommst du einen extra Kuss, wenn wir uns wieder sehen, ok?",erwidert er amüsiert und ich lächle mit Blick auf die Dusche.Romantisch.
"Ok.",antworte ich nur und denke, dass er mein Lächeln durch sein Handy "hört".
"Du hast vergessen mir ein Bild zu schicken.",fällt ihm im nächsten Moment wieder ein.
"Sorry, Brooklyn.Ich kann ja jetzt eins machen, also wenn wir aufgelegt haben.",meine ich, obwohl ich nicht gerne Bilder von mir mache oder gar verschicke.

"Ich verlass' mich drauf, Prinzessin",entgegnet er sofort.
Ich lache nur und spiele an meinem Jumpsuit herum.
"Wann kommst du mich besuchen, Brooklyn?" ,frage ich nun ohne große Umschweife, da ich dafür doch zu viel getrunken habe.
Ich höre erst nur ein Seufzen vom Ende der Leitung und ich stimme mit ein.
"Ich gebe wirklich mein Bestes, Blair.Aber es gibt ständig irgendwelche Termine, an denen meine ganze Familie anwesend sein muss bzw. meine indirekte Ausbildung zum Fotografen ist auch schon voll in Planung.Aber das heißt nicht, dass ich es mir auch nur ein Stück weniger wünsche als du, dich wiederzusehen, dass darfst du nicht denken, ok?",fügt er hinzu.

Shit.Meine Sicht verschwimmt schon wieder wegen den aufkommenden Tränen.Bleib stark, Blair!
"Dass denke ich auch nicht, Baby.Es ist schon ok.",spucke ich schnell aus, sodass er meine Tränen nicht mitbekommt.
"Oh Babe.Bitte sei nicht traurig wegen mir.Wir schaffen das.Daran glaubst du doch auch noch, oder?",fragt er mit einer klitzekleinen Spur Verunsicherung in der Stimme.
Ich richte den Blick an die Decke, um irgendwie mit dem Weinen aufzuhören und atme den angestauten Frust wieder aus.
"Ja, ich glaube daran.Ich glaube an uns.",sage ich mit geschlossenen Augen.

Ich höre sein erleichtertes Lächeln und sehe es vor mir, als wäre er wirklich gerade hier.
Das bringt mich auch wieder in Stimmung und ich spüre mein Herz deutlich schlagen, als ich an die Zeit in London denke.
"Ich liebe dich so sehr, Blair.",flüstert er ins Telefon.
"Ich dich auch, Brooklyn.",hauche ich zurück.
Da die Toilette getrennt von dem Badezimmer ist, hat zum Glück bisher noch niemand an der Tür geklopft bzw. gehämmert, wenn man den allgemeinen Alkoholkonsum hier berücksichtigt.
Aber trotzdem möchte ich nicht, dass Miranda alle in Panik versetzt, weil sie mich gerade nicht finden kann.

Bevor Brooklyn etwas sagen kann, nutze ich die kurze Stille:"Ich sollte jetzt mal wieder zu den Leuten gehen, sonst macht sich Miranda vielleicht noch Sorgen.Danke, dass du für mich noch wach geblieben bist."
"Ok, Baby.Pass auf dich auf und schreib mir nochmal, wenn du wieder zuhause bist, ok?",erwidert er sanft.
"Schlaf gut, Brooklyn.",sage ich, während ich mir vor dem Spiegel die verschmierte Schminke aus dem Gesicht wische.
"Du auch, meine Prinzessin.",verabschiedet er sich, bevor ich auflege.

Einen Moment später schließe ich wieder die Tür auf und gehe zurück in den Partybereich des Hauses.
Miranda finde ich wieder an der Bar, wo sie sich mit Moritz unterhält und mir zuwinkt, als sie mich in der Menge entdeckt.
"Wo warst du?",fragt sie sofort und auch Moritz schenkt mir seine Aufmerksamkeit.
"Nur kurz im Bad, wieso?",antworte ich locker und lasse mir von einem blonden Typen an der Bar einen weiteren Cocktail machen.
"Achso.Wir sind auch erst seit paar Minuten wieder hier.",meint sie so ganz nebenbei, aber Moritz kann sich sein dreckiges Grinsen nicht verkneifen, was Miranda nicht bemerkt.Sein Glück.

Nach ein oder zwei Stunden verlassen wir die Party wieder und die beiden begleiten mich netterweise noch bis vor meiner Haustür, wo ich mich schnell von ihnen verabschiede und bettfertig mache, um mich in meine weiche Matratze fallen zu lassen.

My Way to BrooklynWo Geschichten leben. Entdecke jetzt