Kapitel 92

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Also machen wir uns auf dem Weg zu dem Schwimmbad, das Brooklyn empfohlen hat.
Dort angekommen kaufen wir mir schnell einen Bikini, der glücklicherweise sogar schön aussieht, und dann zahlen wir schnell unseren Eintritt.
Wir ziehen uns in getrennten Kabinen um, was Brooklyn nur mit einem kindischen beleidigten Gesichtsausdruck quittiert.
Danach duschen wir uns kurz ab und suchen in der riesigen Halle einen Bereich für uns.
Den finden wir zum Glück auch schnell, denn es gibt einen Bereich, in dem jeweils zwei Liegen zusammen stehen und von den anderen mit hohen Pflanzen etwas abgeschottet sind, wobei man nach vorne trotzdem einen Ausblick auf die vielen Becken hat.

Wir entscheiden uns dazu, zunächst die vielen Rutschen zu testen.
Soweit es möglich ist, rutschen wir zusammen und sobald wir unten im Becken angekommen sind, trägt mich Brooklyn auf seinen Armen aus dem Wasser, was uns beide jedes Mal zum Lachen bringt.
Außerdem erinnert es mich etwas an Baywatch: Brooklyn als der rettende Bademeister und ich als hilfloses Mädchen im Wasser.

Irgendwann wechseln wir zu einem Becken, das am Rand Massagedrüsen hat und setzen uns dort nebeneinander auf eine in der Beckenwand angebrachte geflieste Bank.
Brooklyn legt seufzend den Kopf in den Nacken und sagt dann mit geschlossenen Augen:"Das tut so gut, einfach mal zu entspannen und den Rest der Welt draußen vor der Tür stehen zu lassen."
Ich lächle ihn an, was er natürlich nicht sieht, und greife daher, unter Wasser nach seiner Hand und drücke sie sanft.

„Mit dem Rest der Welt bist du natürlich nicht gemeint, Blair.", ergänzt er lächelnd und öffnet dann endlich wieder seine Augen.
Ich tue so als würde ich erleichtert die Luft ausstoßen und wische mir mit dem Handrücken über die Stirn.
Daraufhin entlocke ich ihm ein leises Lachen und er greift nach meiner Taille und zieht mich auf seinen Schoß.
„Du bist wirklich zu süß.", raunt er mir zu und presst meinen Körper an seinen.

„Aber ich hoffe doch süß mit einer gewissen Schärfe?", frage ich mit verführerischer Stimme.
Daraufhin legt er seine Hände auf meinen Po und flüstert noch kurz:"Ja.", bevor er seinen Mund mit meinem verschließt.
Meine Hände fahren durch seine nassen Haare, als er seine Zunge mit meiner tanzen lässt.
Ich höre zwar keine anderen Badegäste, bin mir aber trotzdem nicht sicher, ob sich noch andere Leute gerade im gleichen Becken befinden.
Aber diesmal ist es mir völlig egal, da ich das gute Gefühl habe, das Brooklyn gerade wirklich entspannen kann.

„Brooklyn?", ruft plötzlich eine Stimme von etwas weiter weg und stört unseren intimen Moment.
Mir gefriert das Blut in den Adern, weil ich eine böse Vorahnung habe.
Brooklyn lässt mich los und sieht an mir vorbei mit unergründlicher Miene.
Bevor ich mich umdrehe, höre ich ihn leise sagen:"Jack?".
Oh nein. Warum müssen wir jetzt schon auf ihn treffen?
Ich sehe an den gegenüberliegenden Beckenrand und erkenne Jack und Martha dort stehen, wobei Martha mich unsicher ansieht.
Jack dagegen scheint auf Mission zu sein.

Brooklyn runzelt die Stirn und sieht mich dann an:" Warum hast du ihnen gesagt, dass wir hier sind?"
Schockiert weiche ich einen Schritt zurück und frage:"Du denkst, ich hätte sie hierher gelockt ohne dich zu fragen?"
„Naja immerhin bist du die Einzige, die mit mir hier ist. Wer sollte Ihnen sonst etwas gesagt haben?",entgegnet er skeptisch.
„Ich war doch die ganze Zeit seit dem Vorfall bei dir und habe nur zu gut mitbekommen, dass du erstmal einen Abstand von dem ganzen Stress gebraucht hast. Warum sollte ich also eine Versöhnung über deinen Kopf hinweg beschließen?", verteidige ich mich mit verschränkten Armen.

„Ja, du wusstest, dass ich gerade keine Lust darauf habe, ihn zu sehen oder mit ihm zu sprechen. Aber außer dir hat niemand die Handynummer von den beiden, nicht einmal jemand aus meiner Familie.", bemerkt Brooklyn schulterzuckend und sieht dann wieder zu Jack, der kurz mit Martha redet und dann in das Becken steigt.
Brooklyn stöhnt genervt und ich frage emotionslos:" Also glaubst du jetzt wirklich, dass ich mich so sehr in deine Angelegenheiten einmischen und dich zur Aussprache zwingen würde, auch wenn du dazu noch nicht bereit bist?"

„Du willst doch ständig jedem immer und überall helfen. Vielleicht übersiehst du da die Grenzen. Wie heute zum Beispiel.", murmelt er, während Jack langsam auf uns zu geschwommen kommt.
„Na dann verpiss ich mich wieder auf meine Seite der Grenze.", zische ich schnell und steige aus dem Becken, ohne mich noch einmal nach ihm umzudrehen.
Da ich auch keine Lust habe, mit Martha zu quatschen, verschwinde ich in den Duschbereich und danach dann in die Umkleide, um mich schnell wieder umzuziehen.

Vielleicht reagiere ich über, aber ich bin einfach verletzt, dass Brooklyn denkt, dass ich ihm nicht zutrauen würde, seine Angelegenheiten selbst zu regeln.
Zudem habe ich in letzter Zeit immer an seiner Seite gestanden und habe ihn unterstützt, weil ich ihn liebe, aber jetzt bin ich mir nicht mehr sicher, ob er das wirklich wollte.
Da ich nicht weiß, wo ich hin soll, setze ich mich in den Eingangsbereich und überlege, wohin ich mit dem Taxi fahren könnte.
Zu Brooklyn nach Hause eher nicht.

Als ich darüber nachdenken muss, wie sehr mir Brooklyn überhaupt vertraut, steigen mir die Tränen in die Augen und ich weiß nicht mehr, was er oder ich genau richtig oder genau falsch gemacht haben.
Klar wünsche ich mir, dass sich Brooklyn wieder mit seinem besten Freund verträgt, aber es ist sein Leben und es sind seine Entscheidungen, das verstehe und akzeptiere ich seit wir uns kennen.
Aber bin ich wirklich eine Freundin, die klammert und ihn kein eigenes Leben führen lässt?

Während ich gedankenverloren durch Instagram scrolle, höre ich plötzlich jemanden durch die Eingangshalle rennen und als ich aufsehe, erkenne ich Brooklyn mit nassen Haaren und seinem halb offenen Rucksack auf dem Rücken.
„Blair?!", ruft er durch die vielen Leute und sucht die Halle mit seinen Augen ab.
Während er erneut meinen Namen ruft, entdeckt er mich auf dem einsamen Sessel und stößt dann erleichtert Luft aus.

Ich beobachte ihn auf seinem Weg zu mir und höre schon von weitem, dass er schneller atmet.
„Gott, bin ich froh, dass du noch hier bist.", stöhnt er erschöpft und stemmt die Hände auf seine Knie.
„Nach Deutschland zurückzuwandern hat mir dann doch zu lange gedauert.", erwidere ich sarkastisch und stecke mein Handy wieder in die Jackentasche.
„Blair...", beginnt Brooklyn daraufhin schwermütig.

„Hast du mit Jack geredet?", frage ich nur und vermeide immer noch den Blickkontakt.
„Ja, er hat sich sogar entschuldigt und hat gemeint, dass wir uns vielleicht einmal treffen sollte, um alles alleine in Ruhe zu besprechen.", erzählt er mir mit einem kleinen Funken Freude in der Stimme.
„Wenigstens einer, auf den du dich verlassen kannst.", merke ich verletzt an und verberge angestrengt meine Freude darüber, dass sich die beiden nicht mehr streiten.

Brooklyn lässt sich auf seine Knie fallen und sieht mir tief in die Augen, während er spricht:" Jack hat mir erzählt, dass er bei mir zuhause war, anscheinend kurz nachdem wir gegangen sind, und dort hat er meinen Dad gefragt, wo er mich finden kann. Und ich habe Dad ja Bescheid gesagt, bevor wir gegangen sind."
Ich antworte nicht und warte ab, dass er weiter redet.

„Ich bin so ein Idiot, Blair. Du hast mir schon so oft bewiesen, dass ich dir blind vertrauen kann und ich war so doof und habe an dir gezweifelt. Jack hat auch gesagt, dass ich dir ausrichten soll, dass es ihm leid tut und er sich auch für seinen Cousin schämt.", fügt er hinzu und fährt sich nervös durch die Haare.
„Jack ist mir gerade egal, sorry, aber dafür habe ich gerade keinen Kopf mehr.", antworte ich ihm knapp.

„Dass weiß ich. Du hast es nicht verdient, von mir so dumm angemacht zu werden wie dort im Becken. Du bist viel zu kostbar dazu. Es tut mir leid, dass ich dich damit so verletzt habe. Ich weiß zwar noch nicht, wie ich das wieder gut machen kann, aber ich werde es tun, versprochen. Kommst du trotzdem mit mir nach Hause?", spricht er weiter und seine Augen glänzen verdächtig.
„Ja, lass uns gehen bitte.", stimme ich zu und stehe auf mit meiner Tasche auf der Schulter.

Ich gehe zunächst voraus auf dem Weg nach draußen, da mir gerade nicht nach Händchen halten ist.
Brooklyn winkt uns ein Taxi heran und wir steigen ein.
Die Fahrt verläuft schweigend und zuhause gehen wir hintereinander die Treppe nach oben.
Etwas überrascht sieht Brooklyn mir dabei zu, wie ich nicht ins Gästezimmer verschwinde, sondern vor ihm sein Schlafzimmer betrete.
Dort ziehe ich einen seiner Pullover an und kuschle mich unter die Decke, während Brooklyn unter die Dusche steigt.

Ein paar Minuten später kommt er zurück und verdunkelt das Zimmer etwas mithilfe der Jalousien.
Dann hebt er sanft die Decke an und schlüpft darunter.
Zögerlich rückt er näher an mich heran und legt federleicht seine Hand auf meine Taille.
Keiner von uns sagt etwas.
Wir sind einfach nur müde.

My Way to BrooklynWo Geschichten leben. Entdecke jetzt