H a r p e r

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Und im nächsten Moment hielt ich auch schon inne. Mein Blick sprang zu der Tür am Ende des Ganges. Wenn Sullivan nicht beim Mittagessen war, gab es eigentlich nur einen weiteren Ort, an dem er sich gerade aufhalten konnte. Zumindest wenn ich mich aus all seinen Erzählungen richtig erinnerte.

Ich haderte kurz mit mir selbst, bevor ich den Weg Richtung Eishalle einschlug. Doch ich blieb vor der Halle stehen.

Sollte ich? Oder sollte ich nicht? Ich mein...

Unschlüssig kaute ich auf meiner Unterlippe. Ich war unsicher, ob ich die Eishalle tatsächlich betreten sollte. Nicht wegen Sullivan, er würde sich mit Sicherheit freuen, sondern vielmehr, weil–

Ich schüttelte diesen Gedanken aus meinem Kopf, legte meine Hand auf die Türklinke, drückte sie hinunter und schlüpfte durch die Tür. Es war mir egal.

Mit zögerlichen Schritten lief ich ein paar der Treppenstufen nach unten und ließ mich letztendlich auf der Tribüne nieder.

Ich konnte Coach Norris hören, wie er gerade in aller Manier jemanden zusammenstauchte. Doch dem galt ich kaum Aufmerksamkeit – genauso wenig wie dem flauen Gefühl in der Magengegend.

Komm, Harper. Du kannst dich nicht ewig davor drücken.

Ich schloss die Augen, presste meine Handflächen aneinander und atmete tief durch.

Durch die Nase ein und durch den Mund aus. Komm schon! Diese Übung hast du schon tausend Mal gemacht.

Und auch dieses Mal funktionierte es. Mein Puls regulierte sich wieder und meine Atmung normalisierte sich. Ich öffnete wieder meine Augen und blickte hinunter auf die Eisfläche, in der Hoffnung Sullivan ausfindig zu machen.

Und tatsächlich. Da war er. Mit der Trikotnummer elf. Augenblicklich stahl sich ein zaghaftes Lächeln auf meine Lippen.

Ich verfolgte ihn mit meinem Blick, sah ihm dabei zu wie er über das Spielfeld raste, an den anderen vorbeidüste, sich flink hindurch kämpfte und ein Tor erzielt.

Ich grinste, als er den Schläger hochriss und sich jubelnd im Kreis drehte. Dabei streifte sein Blick auch die Tribünen und keine Sekunde später blieb er an mir hängen. Sofort entstand ein breites Grinsen auf seinem Gesicht.

Er formte irgendetwas lautlos mit seinen Lippen und grinste dabei so breit wie der Joker – nur nicht ganz so furchteinflößend.

Und keine Sekunde später hallte auch schon die Stimme von Coach Norris durch die Halle.

»Was denkt ihr wo wir hier sind? Bei der Gummibärenbande?!« Ich schlug mir die Hand vor den Mund, damit ich nicht laut loslachte. »Zieht mal euren Kopf aus dem Arsch und liefert ein vernünftiges Spiel ab! Spielt euch nicht auf als wärt ihr bereits die Champions, denn das seid ihr noch lange nicht. Und ihr werdet auch nie dorthin kommen, wenn ihr an eurer beschissenen Deckung nichts ändert!«

Ohne einen weiteren Ton von sich zu geben fuhren die Jungs wieder an ihre Position und wartete drauf, dass der Puck zurück ins Spiel kam. Sullivan hingegen verweilte immer noch an gleicher Stelle und blickte grinsend zu mir hinauf. Hatte er etwa nicht gehört was der Coach gesagt hatte?

»Das geht auch für dich Roalstad! Deine Freundin kannst du später anhimmeln.«

Erschrocken riss ich meine Augen auf. Freundin? Um Himmels Willen. Ich hatte mit ihm doch bisher kaum drei Sätze gewechselt.

Peinlich berührt zog ich den Kopf ein und verbrachte den Rest des Spiels so – darauf hoffend, dass ich so wenig Aufmerksamkeit wie möglich auf mich zog.

Greatest PretendersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt