S u l l i v a n

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Ein Fluchen unterdrückend bückte ich mich und hob das Buch auf, das mir aus der Hand gefallen war, um es zu den anderen in den Spind zu stopften.

Ich war unfassbar nervös.

Meine Hände zitterten, meine Fingerspitzen kribbelten und mein Herzklopfen konnte ich bis in die Ohren spüren. Ich stand völlig unter Storm und hatte die letzten Minuten des Unterrichts mehr auf der Stuhlkante und bereit zum Herausstürmen verbracht, als tatsächlich zuzuhören. Ich schob es schon seit Freitag vor mir her, doch ich musste mich nun endlich dem Team stellen. Für Außenstehende mochte es vielleicht nicht nachvollziehbar sein, warum ich so ein Theater darum machte und warum es so schlimm zu sein schien, dass ich von jetzt auf gleich nicht mehr beim Training aufgetaucht war, aber jeder, der in einem Team spielte, der wusste, dass das absolut feige war. Wenn man einem Team beitrat, ging man eine gewisse Verpflichtung ein, erst recht wenn man einer der Spieler war, die während eines Spiels fast die ganze Zeit auf dem Eis waren.

Aber ich hatte es dem Coach überlassen, dem Team über meinen Ausfall bescheid zu sagen. Und das machte man nicht. Unter Teamkollegen regelte man so was persönlich, das forderte der Anstand. Schon allein, weil man aufeinander angewiesen war und für die meisten diese Saison einfach sehr viel bedeutete. Wie auch für mich, war es ihre letzte an der Highschool.

Mir entfuhr ein Seufzen, bevor ich den Spind schloss und meinen Rucksack wieder auf meine Schultern zog.

Ohne mich von den wilden Gedanken noch weiter tyrannisieren zu lassen, stiefelte ich los und steuerte in Richtung Eishalle. Ich stieß die Tür auf und sofort schlug mir die eisig frische Luft entgegen, die einem während des Aufwärmen jedes Mal fast die Lungen zu zerbärsten drohte.

Noch drei Meter, dann nach links Abbiegen, ein letztes Mal tief durchatmen und schon klopfte ich an die Bürotür des Coachs. Mein Puls schien in jeder Zelle spürbar.

»Herein«, ertönte das Murren von Coach Norris und sofort schlich sich der Gedanke des Fliehens in meinen Kopf. Aber das werde ich nicht bringen. Ich werde mich dieser Situation stellen, genauso wie ich mich Conall gestellt hatte und genauso wie ich Harper um Verzeihung gebeten hatte. Ich werde nicht mehr den Schwanz einkneifen.

Fest davon überzeugt, legte ich meine Hand auf die Türklinke, drückte sie hinunter und trat vorsichtig ein. Auch wenn Coach Norris es versuche, die Verblüffung in seinem Gesicht konnte er nicht ganz vertuschen.

»Roalstad«, meinte er, wobei seine Augenbrauen überrascht nach oben sprangen. Doch die Verwunderung war nur von kurzer Dauer, denn bereits nach wenigen Sekunden fing er sich wieder und deutete mit einem stummen Nicken auf den Stuhl vor seinem Tisch. Ich folgte seiner Aufforderung, schloss die Tür und setzte mich.

»Was bringt dich wieder hierher?« Er lehnte sich zurück, legte seinen rechten Fuß auf den linken Oberschenkel und faltete seine Hände im Schoß zusammen.

»Ich will zurück ins Team«, gestand ich. Sofort verfinsterte sich sein Gesicht. Ich wusste genau, was er jetzt sagen würde.

»Mit der kaputten Hand kann ich dich nicht spielen lassen.« Er deutete mit seinem Kinn auf meine rechte Hand und verschränkte die Arme vor der Brust. Ich verkniff mir ein Schmunzeln. Wusst ich's doch.Aber ich war gar nicht hergekommen, um wieder zu spielen.

»Das versteh ich«, stimmte ich ihm zu und nickte zur Bestärkung. »Ich weiß, dass die Saison für mich gelaufen ist, aber das ist kein Grund, um das Team hängen zu lassen.«

Coach Norris zog eine seiner Augenbrauen nach oben und musterte mich kritisch. Er wusste nicht, ob er mir das tatsächlich abkaufen sollte.

»Das ist eine tolle Ansicht, aber wo war sie in den letzten Wochen?«

Greatest PretendersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt