S u l l i v a n

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Pfeifend trat ich aus dem Bad.

Der gestrige Abend hatte all meine Erwartungen übertroffen. Ach, was sagte ich da, er hatte sie ins All katapultiert.

Ehrlich gesagt war ich anfangs ziemlich pissig gewesen, weil Conall mir für den Kinoabend kurzfristig abgesagt hatte. Doch im Nachhinein dankte ich ihm dafür, denn andernfalls hätte ich wohl kaum mit Harry alleine im Kino gesessen.

Grinsend fuhr ich mir mit dem Handtuch über den Kopf und versuchte meine Haare trocken zu rubbeln.

Die paar Stunden gestern waren mit Abstand die besten seit langem. Zwar hatte ich nicht besonders viel von den Filmen mitbekommen, da mein Blick immer wieder zu Harry hinüber gewandert war, doch eigentlich war der Abend genau deswegen so genial gewesen. Nicht nur, weil Harry neben mir gesessen hatte, sondern weil ich sie zum ersten Mal hatte Lachen sehen. Und sie hatte nicht nur kurz aufgelacht, nein, sie hatte es aus ganzem Herzen getan. Sie hatte den Kopf in den Nacken gelegt, die Augen zusammengekniffen und die Nase gekräuselt. Sie war ausgelassen gewesen und hatte sich nicht darum geschert, was jemand davon denken könnte.

So klein dieser Moment auch gewesen war, er war definitiv das Beste an Gestern gewesen.

Das einzige, was ich schade gefunden hatte, war die Tatsache, dass sie sich nicht von mir nach Hause hatte begleiten lassen. Ich hatte sogar gewartet, als sie auf die Toilette verschwunden war, weil ich es eigentlich nicht in Ordnung fand sie alleine nach Hause gehen zu lassen. Doch als sie dann nach zehn Minuten noch immer nicht wiederaufgetaucht war, hatte mich das Gefühl beschlichen, dass sie absichtlich so lange brauchte.

Und daher war ich nach kurzem Überlegen ihrer Bitte, nicht auf sie warten, nachgekommen und hatte mich auf den Heimweg gemacht. Auch wenn mir nach wie vor mulmig zu Mute war bei dem Gedanken, dass sie mitten in der Nacht alleine unterwegs gewesen war. Ich konnte nur hoffen, dass sie gut angekommen war.

Noch immer mit einem Lächeln auf den Lippen schmiss ich das Handtuch zur Seite und streifte mir das herausgelegte Tshirt über. Danach griff ich nach meinem Handy und warf einen Blick aufs Display.

Und prompt erschien eine Nachricht meines besten Kumpels vor meinen Augen.

»Bock heute was zu unternehmen? Das Tracys hat den ganzen Abend Happy Hour.«

Seufzend fuhr ich mir durch die Haare und versuchte sie zu richten. Um ehrlich zu sein hatte ich nicht besonders Lust. Woran es lag wusste ich, doch ehrlich gesagt wollte ich keinen weiteren Gedanken daran verschwenden.

Außerdem war Conall mein bester Freund war und ich wollte ihm nicht das Gefühl geben, ich wäre sauer wegen gestern Abend. Deshalb schrieb ich ihm zurück und stimmte zu.

Postwendend kam die Antwort.

»Cool! Holst du mich ab?«

Grinsend schüttelte ich den Kopf und steckte mir mein Handy in die Hosentasche. Der Kerl hatte seit knapp drei Monaten seinen Führerschein, hielt es jedoch nicht für nötig ihn zu benutzen. Schließlich fuhr ihn jetzt schon seit sieben Monaten durch die Gegend, da konnte er sich auch mal revanchieren. Bisher verspürte er dazu aber anscheinend keine besonders große Lust.

Ich stopfte mir mein Handy in die Hosentasche, warf mir eins meiner karierten Hemden über und ging nach unten.

»Eddie?«

»Küche!«, kam augenblicklich die Antwort und lockte mich zu sich. Im Türrahmen blieb ich stehen.

»Ich treff mich mit Conall im Tracys. Ist doch in Ordnung, oder?« Eddie unterbrach das Kochen und drehte sich zu mir um.

Greatest PretendersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt