Ich verbannte diese Gedanken endgültig aus meinem Kopf und räusperte mich. Ich musste dringend auf andere Gedanken kommen. »Was ich dich schon länger fragen wollte...« Ich unterbrach mich und kratzte mich verlegen am Hinterkopf. Harrys Blick lag abwartend auf mir. »...ich hab schon beim letzten Mal deine ganzen Comics gesehen und als wir im Kino waren, lief ja auch Batman und–« Ich verstummte grinsend, als sich Harry ihre Hände vors Gesicht schlug und lachend den Kopf schüttelte. Es sah unfassbar niedlich aus.
»Du stehst auf den ganzen Kram, oder?« Es war womöglich das dämlichste Thema, aber mir fiel nichts Anderes ein, um mich selbst auf andere Gedanken zu bringen.
»Sie seufzte und ließ ihre Arme wieder sinken. »Kann schon sein«, entgegnete sie und schielte vorsichtig zu mir hinüber.
»Cool.«
Verdattert ließ sie ihren Blick auf mir verweilen, bevor ein schwaches Lächeln an ihren Lippen zupfte.
»Ich muss gestehen, sonderlich viele Filme von Marvel oder DC hab ich nicht gesehen, aber die, die ich gesehen habe, haben mir eigentlich ziemlich gut gefallen.«
Oh, mein Gott. Hör bitte einfach auf zu reden.
Doch das tat ich nicht. Ich redete immer weiter und weiter und versuchte bei dem Lächeln, mit dem mich Harper ansah, nicht verrückt zu werden.
Am liebsten hätte ich mir selbst eine Kopfnuss gegeben. Ich war eigentlich niemand, der sinnlos und völlig ohne Verstand los plapperte. Aber in Gegenwart von Harry wurde ich zum größten Trottel und die Worte sprudelten nur so aus mir heraus.
»...Ich hab allerdings noch nie irgendeinen Comic gelesen.« Kaum hatte ich diese Worte ausgesprochen, erntete ich einen empörten Blick von Harper, der genauso schnell wieder verschwand, wie er aufgetaucht war.
»Deinem Blick nach sollte ich das dringend nachholen«, meinte ich und grinste schief.
Sie lächelte leicht und nickte. »Ich liebe Comics«, gab sie verlegen zu und strich sich ihre nach vorne gefallene Haarsträhne wieder hinters Ohr. Noch bei ihren Worten flackerte ein unverkennbarer Schein in ihren Augen auf, der sie bis in die Tiefen erstrahlen ließ. Mein Herz pochte bis in die Ohren.
Während mein Blick auf sie gehaftet war, erhob sie sich von ihrem Stuhl, ging hinüber zu Backofen und öffnete ihn, um einen Blick hineinwerfen zu können. »Ich glaub, die sind fertig«, meinte sie und schaltete den Ofen auf.
»Soll ich dir helfen?«, fragte ich sie und erhob mich noch während meiner Worte vom Stuhl. Doch sie schüttelte den Kopf.
»Brauchst du nicht.« Sie schnappte sich zwei Teller aus dem Schrank, stellte sie auf die Theke und griff sich dann das Backpapier von einem der Bleche. Sie packte es an beiden Seiten, hob die Pizza dadurch in die Lüfte und ließ sie kurz darauf auf einen der Teller gleiten.
Ich war noch nie so beeindruckt davon gewesen, wie jemand seine Pizza auf den Teller verfrachtete.
Ich schüttelte meinen Kopf, trat neben Harry und nahm ihr einen von den Tellern ab. Sie schenkte mir ein sanftes Lächeln, bevor sie vor mir die Küche verließ und wir zurück in ihre Zimmer kehrten. Ich ließ mich wieder auf den Sitzsack nieder, während sie auf ihrem Bett Platz nahm. Sie verschränkte ihre Beine zum Schneidersitz und stellte ihren Teller auf den Beinen ab, um sich dann ein großes Stück von der dampfenden Pizza in den Mund zu schieben. Ich tat es ihr gleich und verzog meine Lippen zu einem genüsslichen Grinsen.
»Du siehst aus als würdest du zum ersten Mal in deinem Leben Pizza essen«, hörte ich mit einem Mal Harper sagen. Mein Blick sprang sofort zu ihr, woraufhin sie ihre Lippen aufeinanderpresste und meinem Blick auswich.
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Greatest Pretenders
Teen Fiction* E I S H O C K E Y - R E I H E | B A N D 1 * »Weißt du eigentlich, dass ich dermaßen auf dich stehe, Harper? So dermaßen.« Während Harper Dewey ihrem Golden Retriever Rüden all ihre Geheimnisse verrät und aus Comicbüchern vorliest, ist Sullivan...