Mit niedergeschlagenen Augen blickte ich hinunter auf meine zitternden Hände. Ich hatte meine Finger ineinanderverschlungen und versuchte zu vertuschen wie kraftlos mein Körper eigentlich war.
Ich atmete tief durch und lugte vorsichtig zu Eddie hinüber, als ich ihre Schritte hörte. Sie ließ sich lächelnd neben mir nieder und reichte mir eine der Tassen in ihren Händen. Sie hatten wieder einmal ihren Spezialtee aufgesetzt. Schon früher hatte sie das immer getan, wenn es mir schlecht gegangen war. Egal ob ich krank oder traurig gewesen war. Sie hatte ihren Tee gemacht, wir hatten uns zusammengesetzt und gequatscht. Manchmal hatten wir auch einfach nur zusammen Ferngesehen.
Ich schluckte und blickte erneut zu Eddie. Meine Finger schlossen haltsuchend um die heiße Tasse und waren geradezu begeistert endlich wieder aufzutauen.
»Eddie...« Meine Stimme brach und ich musste mich räuspern. Dennoch hatte es gereicht, um Eddies Blick auf mich zu ziehen. Mit großen, einfühlsamen Augen sah sie mich an und wartete wohl darauf, dass ich wieder anfing zu sprechen.
»Es tut mir leid«, flüsterte ich und bemühte mich den dicken Kloß in meinem Hals hinunterzuwürgen. Eddie legte ein sanftes Lächeln auf, bevor sie ein Stück zu mir rückte und ihre Hand auf mein Knie legte.
»Das weiß ich. Und was ich vorhin gesagt habe, tut mir auch leid. Du bist nicht so wie deine Mutter und du wirst es auch nie sein.«
Ich musste schlucken.
»Ich liebe dich, Sullivan, wie meinen eigenen Sohn. Und umso mehr tut es mir weh dir dabei zuzusehen wie du gegen dich ankämpfst. Vielleicht denkst du, ich merk das nicht, aber das tue ich. Dir ging's in den letzten Wochen nicht besonders gut und...« Sie unterbrach sich und ließ ihren Blick kurz umherschweifen, bevor sie ihn wieder auf mich richtete. »Ich seh nur das, was du zu vertuschen versuchst, aber ich würde gerne wissen, was wirklich in dir vorgeht.«
Ich schlug die Augen wieder nieder. Während der Dampf aus meiner Teetasse stieg, saß ich einfach nur da und wusste nicht, was ich sagen sollte. Ihre Worte hatten mir wieder Tränen in die Augen getrieben und wenn ich jetzt den Mund aufmachen würde, würde ich sie nicht mehr zurückhalten können. Und doch hatte ich mehr als jemals zuvor das Bedürfnis etwas auf ihre Worte zu erwidern.
»Eddie, ich...« Erneut knickte meine Stimme ein. Sie brach in sich zusammen und verschwand von einer Sekunde auf die nächste.
»Sully, du musst nicht immer alles mit dir selbst ausmachen. Du kannst mit uns reden. Entweder mit mir oder Thomas. Oder sprich mit Conall. Nur bitte, rede.«
Ich sah wieder auf und erkannte sofort die Ehrlichkeit in Eddies Augen. Sie meinte das ernst. Ihr war es egal, ob sie wusste, was los war. Die Hauptsache für sie war, dass ich nicht alles mit mir selbst ausmachen musste.
Aber genau dort lag das Problem. Ich hattenieüber meine Probleme geredet. Nicht mit Eddie, nicht mir Thomas und genauso wenig mit Conall. Zumindest nicht über die wirklich ernsten und wichtigen Themen. Das war nie mein Ding gewesen. Ich hatte immer alles versucht mit mir alleine zu diskutieren. Nur dass das nicht funktionierte, sah man ja nun.
»Mit Conall...« Diesmal unterbrach ich mich, bevor meine Stimme versagen konnte. Wie gerne würde ich mit Conall reden, nur... verdiente ich das zurzeit nicht. Er wollte nicht und ich konnte es ihm nicht einmal besonders verübeln.
»Was ist zwischen euch beiden?«, fragte Eddie und legte den Kopf leicht schräg. Natürlich... Sie wusste bereits, dass es Probleme zwischen ihm und mir gab. Sie wusste, dass ich mich nicht mehr mit ihm traf, dass ich nicht mehr zu ihm ging und er nicht hierher kam.
»Wir sind quasi zerstritten.« Ich seufzte und nahm einen Schluck meines Tees.
»Warum?«, fragte Eddie sofort, wobei ihre Stimme absolut tiefenentspannt klang. Für sie war es keine Überraschung, sie wusste schließlich schon davon.
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Greatest Pretenders
Teen Fiction* E I S H O C K E Y - R E I H E | B A N D 1 * »Weißt du eigentlich, dass ich dermaßen auf dich stehe, Harper? So dermaßen.« Während Harper Dewey ihrem Golden Retriever Rüden all ihre Geheimnisse verrät und aus Comicbüchern vorliest, ist Sullivan...