S u l l i v a n

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Erneut warf ich einen Blick auf die Uhr meines Handydisplays. Es konnte nicht mehr lange dauern bis es endlich klingelte.

Ungeduldig stopfte ich meine Hände in die Taschen meiner Jacke und rammte die Ferse meines linken Fußes immer wieder in den Boden. Mein Rücken lehnte gegen die Wand des Schulflures, der Rucksack dazwischen eingeklemmt.

Seit zwei Stunden versuchte ich nun schon die Zeit hier totzuschlagen. Mir war sogar so langweilig gewesen, dass ich mich in die Bibliothek gesetzt und Hausaufgaben gemacht hatte. Und das alles nur, weil ich um jeden Preis warten wollte bis Harper ihren letzten Kurs beendet hatte. Vor dem Raum zu warten und sie abzufangen war meine einzige Möglichkeit, um mit ihr zu sprechen. Denn weiß der Geier wie sie es schaffte, aber aus irgendeinem Grund schien sie es von heute auf morgen perfektioniert zu haben mir aus dem Weg zu gehen.

Wieder blickte ich auf die Uhr. Eigentlich müsste es jede Minute soweit sein.

Ich stopfte mein Handy zurück in die Jackentasche, stieß mich von der Wand ab und tackerte meinen Blick geradezu auf die Tür vor mir fest.

Es kam mir wie Jahre vor bis der Gong endlich erklang und die ersten scharrenden Stühle zu hören waren. Als sich die Tür endlich öffnete und die ersten Schüler herauskamen, begann ich unruhig von einem Bein aufs andere zu treten. Ich reckte meinen Kopf, um einen Blick in den Raum zu erhaschen und vielleicht Harper zu erblicken. Doch sie verließ erst als eine der letzten das Klassenzimmer.

»Harry!«, rief ich und machte einen Schritt auf sie zu. Ich streckte meine Hand nach ihrem Arm aus, hielt mich dann jedoch zurück. Unsicher darüber, wie sie darauf reagieren würde.

Leicht überrumpelt und mit einer skeptischen Falte zwischen den Augenbrauen blickte sie mich an. Sie trat einen Schritt zur Seite, damit sie den restlichen Schülern nicht im Weg stand, und kam mir dabei verdammt nah. Ich schluckte und wich zurück, um ihr Platz zu machen.

»Können wir reden?«, fragte ich und biss mir nervös auf die Unterlippe. Harper verschränkte ihre Arme vor der Brust und richtete ihren Blick auf ihre Schuhspitzen. Sie wirkte nicht sonderlich erfreut mich zu sehen und verübeln konnte ich ihr das nicht.

Ich atmete tief Luft, bevor ich wieder das Wort ergriff. »Mein Verhalten die letzte Woche war scheiße und ich würde das gerne wieder gutmachen.«

Die Sekunden, die daraufhin verstrichen, fühlten sich wie Stunden an. Meine Hände zitterten so sehr, dass ich es kaum zu vertuschen schaffte. Als Harry ihren Blick endlich wieder hob, begann mein Magen Purzelbäume zu schlagen. Sie schaute an mir vorbei, bevor ihre Augen geradewegs auf meine trafen.

Endlich.

Bisher war es mir nicht so bewusst gewesen, doch das herrliche Goldbraun ihrer Augen hatte mir gefehlt. Es mir ließ wohlig warm werden und schaffte eine seltsam heimischen Gefühl.

»Wie?«, flüsterte sie nahezu und jagte mir damit einen Schauer über den Rücken. Ich konnte Hoffnung in ihren großen Augen aufblitzen sehen und das zauberte mir unweigerlich ein Lächeln auf die Lippen.

»Komm«, meinte ich nur und deutete ihr mit einem Kopfnicken an mir zu folgen. Zögerlich setzte sie sich in Bewegung und folgte mir nach draußen zu meinem Wagen. Nachdem sie auf dem Beifahrersitz und ich hinterm Lenkrad Platz genommen hatte, startete ich den Motor und rollte vom Parkplatz.

Wir durchquerten die Stadt und fuhren immer weiter auswärts bis nur noch vereinzelt ein paar Gebäude die Straße säumten. Alte heruntergekommene Fabrikgebäude, Karosserien von verrosteten Autos und eine weitläufige Fläche aus Wiese und Wald, die sich zu allen Seiten erstreckte. Das letzte Mal, dass ich diese Strecke gefahren war, lag mit Sicherheit schon Monate zurück.

Greatest PretendersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt