S u l l i v a n

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Nach dem Training lud ich das ganze Team wie versprochen zu Fabio ein. Fabios Familie war das einzige italienische Blut, was in dieser Stadt herrschte, und geradezu dazu bestimmt die besten Pizzen zu fertigen. Gott sei Dank aber mit keinen Preisen, die einem den kompletten Geldbeutel leerten.

Bei Fabio angekommen setzten wir uns an zwei Tische und bestellten drei große Familienpizzen, die so schell weg waren, dass man gar nicht gucken konnte.

Als ich mit meinem Wagen wieder vor Eddies Haus holperte, war es bereits kurz nach acht. Eigentlich hatte ich nicht vorgehabt so lange zu bleiben, doch letztendlich hatte es sich zu gut angefühlt von dem ganzen Team mal wieder umringt zu sein. Und zudem hatte ich von ihnen natürlich auch auf den neusten Stand gebracht werden müssen.

Während meine Hand zur Fahrertür griff, fiel mein Blick auf den schwachen Lichtschein, der aus der Garage drang. Verdutzt runzelte ich die Stirn und hievte mich vom Sitz. Die Tür fiel scheppernd hinter mir ins Schloss, während ich meinen Rucksack schulterte und hinüber zur Garage lief. Ich öffnete die Tür neben der Garagentür und steckte vorsichtig meinen Kopf durch den Spalt.

Und wie erwartet trafen meine Augen auf Thomas, der gebückt vor der Motorhaube seines Autos stand. Als ich die Tür weiter öffnete und sie ein Quietschen von sich gab, drehte er seinen Kopf zu mir.

»Sully. Da bist da ja.«

Ich lächelte und schloss die Tür hinter mir, bevor ich meinen Rucksack auf den klapprigen Stuhl neben mir legte.

»Ja, ich war mit den Jungs noch bei Fabio.« Ich fuhr mit meiner Hand über die Regalkante, während ich zu ihm hinüber schlenderte.

»Also, ist es gut verlaufen.«

Ich nickte. »Ja. Eigentlich sogar ziemlich gut.«

Thomas lächelte und wandte sich wieder seinem Wagen zu. »Das freut mich zu hören.«

Ich ging weiter durch die Werkstatt und begutachtete die Teile, die Thomas aus dem Motorraum ausgebaut zu haben schien.

»Kannst du mir mal die Taschenlampe da reichen.« Ein wenig Überrumpelt sah ich mich nach der Lampe um, die direkt auf dem Tisch neben mir lag. Ich griff nach ihr und reichte sie Thomas. Er nahm sie dankend entgegen, schaltete sie an und leuchtete am Rand der Motorhaube in den Wagen hinein.

»Kannst du die mal so halten.«

»Natürlich.« Ein großer Schritt und ich hatte ihm die Lampe abgenommen. Ich hielt sie genauso wie er mich dirigierte und griff ihm beim Werkzeugreichen eine Weile unter die Arme bis er wie aus heiterem Himmel das Thema wechselte.

»Eddie hat mir übrigens erzählt, warum du vorletzten Samstag so komisch gewesen bist.«

Ich schluckte kurz, doch statt etwas auf seine Worte zu erwidern, blieb ich stumm. Was hätte ich auch erwidern sollen? Ich wusste, dass Eddie und Thomas sich stetig austauschten. Es dauerte nie lange bis der andere ebenfalls von etwas wusste, was ich nur einem von beiden erzählt hatte.

»Ich finde gut, dass du dich bemühst alles wieder hinzukriegen.«

Ein schwaches Lächeln schob sich auf meine Lippen, während er in die Motorhaube fasste und irgendwas zu justieren versuchte.

»Ich hoffe nur, du hast es dir mit dieser Harper nicht versaut.«

Verblüfft sprangen meine Augenbrauen nach oben.

»Ich weiß ihr seid nur Freunde, aber du magst sie mehr als das. Das ist offensichtlich. Du weißt es und sie weiß es. Versau das nicht.«

Beinah hätte ich mich an meiner eigenen Zungen verschluckt. Von jetzt auf gleich mutierte mein Mund zur reinsten Sahara und brachte meine Zunge dazu am Gaumen festzukleben.

Thomas' direkte Worte hatten mich aus dem Konzept gebracht. War es wirklich so offensichtlich? Das ich sie toll fand, konnte ich nicht mehr abstreiten. Der Zug war abgefahren, das wusste ich selbst am besten. Nur war ich mir ehrlich gesagt nicht ganz sicher darüber, ob sie das gleiche Interesse teilte.

»Du glaubst echt, dass sie weiß–«

»Natürlich«, fiel er mir unverfroren ins Wort und ließ mich verblüfft meine Augenbrauen hochziehen. »sonst wäre sie nicht so nervös gewesen.«

Ich versuchte zu schlucken, doch mein Mund war viel zu trocken. Thomas war nie derjenige gewesen, der lange um den heißen Brei herumredete, doch dass er sodirekt war, haute mich glatt aus den Socken.

»Sie weiß es. Wahrscheinlich ist sie noch zu unsicher, um das tatsächlich zu realisieren, aber Junge, man sieht dir an, dass sie dir viel bedeutet. Und wenn ich das sehe, sieht das jeder andere auch.«

Jeder? Gott, das würde peinlich werden, wenn sich herausstellen sollte, dass sie nicht genauso empfand.

»Hey!«

Verdutzt schüttelte ich den Kopf und fokussierte meinen Blick wieder auf Thomas.

»Mach dir nicht so einen Kopf, Großer. Wenn sie dich nicht mögen würde, hätte sie dich schon längst in den Wind geschossen.«

Er lächelte mir aufmunternd zu, drückte kurz meine Schulter und widmete sich wieder dem Wagen vor sich. Doch noch bevor er richtig begann, richtete er sich wieder auf und drehte sich zu mir.

»Wenn du allerdings Scheiße mit ihr baust, reiß ich dir den Arsch auf!« Drohend wuchtelte er mit dem Einstellschlüssel vor meiner Nase herum und sah mir dabei eindringlich in die Augen. Ich konnte mir ein schiefes Grinsen nicht verkneifen.

Greatest PretendersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt