Das Einzige, was ich gestern noch getan hatte, war nach Hause zu fahren, zu duschen und todmüde ins Bett zu fallen. Ich war nachmittags eingeschlafen und erst am nächsten Morgen wieder aufgewacht. Ich hatte mich beim Training so sehr verausgabt, um Harry zu beeindrucken, dass ich zu nichts mehr in der Lage gewesen war.
Doch trotz des vielen Schlafs spürte ich die Folgen des Trainings noch heute. Neben dem normalen Muskelkater in Armen und Beinen ging von meinem Rücken ein stechender Schmerz aus. Er pulsierte in der Wirbelsäule und zwang mich in eine verkrampfte Haltung, die zwar die Rückenschmerzen erträglich machte, aber dafür Verspannungen in anderen Teilen hervorrief.
Während ich ein Stöhnen unterdrückte, hievte ich mich mühsam vom Küchenstuhl hoch und lief hinüber zur Anrichte, um meine Schüssel in die Spüle zu stellen. Danach schleppte ich mich in den Flur und ließ mich seufzend auf der Treppe nieder. Ich fischte nach meinen Schuhen und zog sie mir über die Füße. Allerdings stellte sich das heute morgen als problematischer heraus als sonst. Ich kam kaum an meine Füße, da selbst die kleinste Beugung meines Rückens fürchterlich schmerzte. Ich wusste nicht was ich angestellt hatte, doch offensichtlich hatte es meinem Rücken ganz und gar nicht gefallen, weshalb er mich nun bestrafte.
Doch als wäre das nicht genug, tauchte nun auch Eddie neben der Treppe auf und beobachtete mich schweigend. Auf ihrem Gesicht lag Besorgnis, doch sie wusste, dass es nichts bringen würden, wenn sie etwas sagte. Ich würde weder Zuhause bleiben und mich auskurieren, noch würde ich das Training ausfallen lassen. Bisher hatte ich keinen einzigen Schultag gefehlt, geschweige denn eine Trainingseinheit sausen lassen. Und dabei sollte es bleiben.
Ich rappelte mich wieder auf, zog mir meine Jacke über und schnappte mir meine Tasche.
Ich wusste selbst wo meine Grenzen waren. Solange ich nicht zusammenbrach, würde mein Körper dadurch müssen.
»Bye, Eddie.« Ich drückte ihr im Vorbeigehen einen Kuss auf die Wange, bevor ich das Haus verließ und mich auf den Fahrersitz meines Autos plumpsen ließ. Erschöpft schloss ich meine Augen und atmete tief durch. Das war wohl der anstrengenste Morgen seit langem.
Ich schüttelte nur seufzend den Kopf, ehe ich den Schlüssel im Zündschloss herumdrehte, den Motor startete und rückwärts auf die Straße rollte. Ich legte den nächsten Gang ein und fuhr Richtung Schule.
Dort angekommen parkte ich auf meinem Stammplatz vor der Kiefer und versuchte dann mehr oder weniger elegant aus dem Auto steigen. Dabei hielt ich mich mit der einen Hand am Sitz fest, während die andere auf der Oberkante meiner Autotür lag und hievte mich stolpernd vom Fahrersitz. Ich konnte nur hoffen, dass das nicht allzu viele zu sehen bekommen hatten.
»Na, alter Herr«, ertönte Conalls Stimme und keine Sekunde später stand er bereits neben mir. Mein Blick sprang zu ihm und entdeckte prompt die Tüte Lakritze, die er in seiner Hand hielt. Sofort schob sich ein amüsiertes Lächeln auf mein Gesicht. Conall war vernarrt in diese ekelhaften, schwarzen Dinger. Wann und wo er auch war, er hatte immer eine Tüte dabei. Und das Schlimmste daran? Er versuchte sie jedem anzudrehen. Selbst mir. Immer und immer wieder. Obwohl er genau wusste, dass ich Lakritze nicht ausstehen konnte.
»Willst du?«, kam prompt die erwartete Frage, woraufhin ich wortlos mit dem Kopf schüttelte. Conall zuckte nur mit den Schultern und stopfte sich dann die nächste Lakritzschnecke in den Mund. Vielleicht sollte ich irgendwann einfach mal ›ja‹sagen, nur um zu sehen wie seine Reaktion ausfiel.
Ich wandte mich von ihm ab und schlug die Fahrertür hinter mir zu, bevor ich meine Tasche auf der Schulter zurechtrückte. Dabei vergaß ich jedoch etwas äußert wichtiges
»Alter, was hast du gemacht?«, meinte Conall und griff nach meinem Arm, um mich zurückzuhalten.
Und im nächsten Moment wurde mir heiß und kalt zugleich. F*ck. Meine Hand. Eigentlich hatte ich nicht vorgehabt, dass sie irgendjemand zu Gesicht bekam, doch offensichtlich lief mein Plan gerade auf Grundeis.
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Greatest Pretenders
Teen Fiction* E I S H O C K E Y - R E I H E | B A N D 1 * »Weißt du eigentlich, dass ich dermaßen auf dich stehe, Harper? So dermaßen.« Während Harper Dewey ihrem Golden Retriever Rüden all ihre Geheimnisse verrät und aus Comicbüchern vorliest, ist Sullivan...