H a r p e r

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»Hi«, stieß sie hervor. Erschrocken zuckte ich zusammen und hob den Kopf. AJ kam die letzten Stufen zu mir hinauf und ließ sich mit einem tiefen Seufzer neben mich plumpsen.

»Ich könnte mich wirklich daran gewöhnen, dass du hier sitzt«, lachte sie und verpasste mir ein freudiges Prickeln in den Magen. Es war schön, so etwas zu hören.

»Wie geht's dir?«, fragte sie und bedachte mich mit einem sorgenvollen Gesicht, auch wenn sie es zu vertuschen versuchte.

»Gut und dir?«, entgegnete ich ihr etwas überrumpelt von dem Ausdruck auf ihrem Gesicht. Meine Hände fingen wieder an zu zittern und ich presste sie zwischen meine Innenschenkel.

»Letztes Mal wirktest du nicht besonders begeistert hier zu sein«, bemerkte sie und mir rutschte augenblicklich das Herz in die Hose. War es so offensichtlich gewesen?

»Du musst mir nicht sagen warum. Vielleicht irre ich mich ja auch. Aber wenn es doch so war, will ich nur wissen, ob ich ein Auge auf dich haben muss.« Sie lächelte und mir ging bei ihrer herzlichen Ehrlichkeit das Herz auf.

»Danke, mir geht's gut heute«, entgegnete ich ehrlich und blickte ihr dabei furchtlos in die Augen. Sie dankte es mir mit einem breiten Grinsen.

Und dann nahm ich all meinen Mut zusammen.

»Eigentlich liebe ich Eishockey.« Ich blickte auf meine Hände, die zwischen meinen Schenkeln vergraben waren, und wartete auf AJs Reaktion, die postwendend kam.

»Es ist ein toller Sport, oder? Ich find's ja teilweise ein bisschen zu brutal. Wenn ich Chester da unten zwischen den anderen Riesen rumfahren sehen, habe ich immer Angst um ihn. Also, dass ihm irgendetwas zustößt. Aber spannend ist so ein Spiel schon.«

Ich nickte eifrig.

»Chester will nach der Schule ja unbedingt in ein Team dieser Hockey League« National Ice Hockey League fügte ich in Gedanken hinzu. »auch wenn dann eine gemeinsame Wohnung, was wir uns eigentlich vorgenommen hatten, wahrscheinlich schwieriger zu managen wird. Unsere Eltern würden uns zwar unterstützen, aber wenn er von einem Spiel zum nächsten fährt , ist das nicht so wirklich ein gemeinsames Zusammenleben. Aber egal. Ich rede schon wieder viel zu viel. Zwischendurch hab ich diese Phasen, wo alles aus mir raus blubbert. Da muss man mich dann einfach unterbrechen, sonst rede ich noch nach Stunden.«

Sie lachte, fuhr sich durch ihre Haare und strich sie zurück. Bereits nach wenigen Sekunden fielen sie ihr wieder nach vorne ins Gesicht.

»Wie sieht es bei dir aus? Was willst du nach der Schule machen? Moment... Du hast noch ein Jahr, nicht?«

Ich nickte. »Ich hab bisher auch noch keinen Plan«, gab ich zu und zuckte dabei unsicher mit den Schultern.

»Keine Sorge, das haben die wenigsten«, meinte sie und legte mir ihre Hand beruhigend aufs Knie.

»Was willst du denn machen?«, traute ich mich sie zu fragen. Sofort schien sie aufzuglühen und vor Vorfreude und Euphorie beinah zu explodieren. Doch dann, wie aus dem Nichts, warf sich ein Schatten über ihre Züge und aus dem Strahlen wurde ein schüchternes Lächeln.

»Ich würde gerne Wirtschaftspsychologie studieren«, gab sie zu und hörte sich dabei geradezu kleinlaut an. Meine Augen wurden groß und ich sah sie perplex an. Es gab wirklich Menschen, die aus Leidenschaft etwas mit Wirtschaft studieren wollten?

»Du guckst genauso, wie die andern auch«, kommentierte sie meinen Blick und unweigerlich fühlte ich mich schlecht deswegen.

»Sorry, aber...« Ich wusste nicht was ich sagen sollte, denn was auch immer in meinem Kopf rumschwirrte, würde ich es aussprechen, würde es sich dämlich anhören und mich als Idiotin dastehen lassen.

Greatest PretendersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt