XLIV

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Alec erstarrte.

Magnus hatte ihn gefragt, ob sie zusammen sein wollten? Wieso? Er hatte doch immer gesagt, er würde so etwas nicht machen. Magnus war immer der Ansicht gewesen, er wäre nicht gut in Beziehungen und jetzt stand er hier und bettelte Alec förmlich an mit ihm zusammen zu sein.

Alec blinzelte verwirrt.

„Nein.“, antwortete er.

Magnus sah ihn erschrocken an und ließ dann verzweifelt den Kopf hängen.

„Nicht so.“, fuhr Alec fort.

Magnus sah erstaunt auf.

Alec seufzte.

„Ich will seit einer halben Ewigkeit mit dir zusammen sein. Seit ich angefangen habe für dich zu fangirlen. Aber die fünf Tage und das letzte halbe Jahr haben mir gezeigt, dass du nicht der bist, für den ich dich gehalten habe. Ich kann nicht mit dir zusammen sein, ohne dich wirklich zu kennen.“, erklärte er leise.

Magnus nickte betroffen.

„Ich verstehe.“, murmelte er niedergeschlagen.

Alec seufzte. Er hatte gehofft, dass Magnus verstehen würde, was er meinte. Dass Alec gerne mit ihm zusammen wäre, wenn sie davor die Möglichkeit hätten sich kennen zu lernen. Richtig kennen zu lernen.

„Ich wollte nie so werden.“

Alec sah erstaunt auf.

Magnus lächelte schwach.

„So wie sich alle Rockstars vorstellen. Mit Alkohol, Drogen und One-Night-Stands. Ich bin da einfach irgendwie reingerutscht und dann habe ich die Notwendigkeit nicht mehr gesehen da wieder rauszukommen. Solange ich es nicht übertrieben habe, war alles gut.“, setzte Magnus an.

Alec betrachtete ihn fragend. Was hatte er vor?

Magnus atmete kurz durch.

„Ich weiß nicht, wie viel du von meiner Geschichte weißt, aber es gibt Sachen, die habe ich bewusst aus dem Internet fern gehalten, um nicht ständig daran erinnert zu werden.“, bemerkte er, während er sich erhob und sich vorsichtig neben Alec auf die Bettkante sinken ließ.

Alec durchfuhr ein Kribbeln, als Magnus Geruch ihm entgegen wehte. Sie berührten sich nicht, aber Alec fühlte sich auf einmal so wohl, so geborgen.

„Meine Eltern sind gestorben, als ich noch sehr jung war. Ich kann mich an sie kaum noch erinnern. Ich bin bei meinem Onkel aufgewachsen. Zumindest eine Zeit lang. Eine lange deprimierende Geschichte von Kindesmissbrauch und häuslicher Gewalt.“, setzte Magnus an.

Alec hörte nur überfordert zu.

„Ich habe es über mich ergehen lassen, bis meine Lehrer irgendwann darauf aufmerksam wurden und das Jugendamt verständigten. Von da an lebte ich in Heimen. Auch keine schöne Zeit, aber ich habe Raphael dort kennen gelernt. In der Schule gründeten wir mit Ragnor zusammen unsere Band, wie du vielleicht weißt, und sobald wir etwas Geld verdienten und unseren ersten Plattenvertrag sicher hatten, mietete ich mir eine kleine Wohnung, die bald, mit der Einverständnis meines Mitbewohners, Simon, zum Proberaum wurde.“, fuhr Magnus fort.

Alec wusste nicht, was er sagen sollte.

„Wir wurden etwas berühmter, hatten immer größere Auftritte und irgendwann drangen wir in die oberen Kreise LAs ein. Bei einer meiner ersten großen Partys lernte ich Camille kennen. Sie sah, wie verletzlich ich war und bot mir an, mich in ihre Welt einzuführen. Ich war zu schüchtern, um abzulehnen, also sagte ich zu und sie brachte mir alles bei, was ich über die obere Schicht und ihr Leben wissen musste.“, erklärte Magnus.

Alec runzelte die Stirn. Das kam ihm doch sehr bekannt vor.

„Ich weiß, das klingt sehr nach uns.“, bemerkte Magnus seufzend. „Aber Camille ist anders als ich. Als ich ihr sagte, dass ich mich in sie verliebt hatte, erwiderte sie es. Ich war über glücklich, sodass ich kaum merkte, dass sie es nicht ernst meinte. Die folgenden Jahre waren ein auf und ab. Wir waren zusammen, sie betrog mich, ich machte Schluss, sie kam zurück und ich war zu blöd, mich von ihr zu trennen. Sie hatte mich komplett in der Hand, ich konnte gar nichts dagegen tun.“

Alec runzelte die Stirn. Warum erzählte Magnus ihm das? Wollte er ihm zeigen, wie ihre Zukunft aussehen würde?

„Als ich es schließlich schaffte, mich von ihr zu trennen, habe ich beschlossen nie wieder jemandem so viel Macht über mich zu geben. Catarina hat Recht. Ich habe diese Rolle acht Jahre lang gespielt, wodurch ich vergessen habe, wer ich wirklich bin.“, seufzte Magnus. „Als ich dich getroffen habe, hast du mich so sehr an mich selber erinnert. Ich habe mir geschworen es besser zu machen, als Camille damals. Dich nicht zu dem zu machen, was aus mir geworden ist.“

Er lachte kurz bitter und verzog angewidert das Gesicht.

„Ich habe versagt und ich war zu feige es mir einzugestehen. Aber als ich gesehen habe, wie kaputt es dich machte, hatte ich gehofft, es wäre einfacher für dich, wenn ich dich gehen lassen würde. Es tut mir leid, Alexander.“

Alec betrachtete ihn überfordert. Das war ziemlich viel auf einmal. Von Magnus‘ Kindheit bis jetzt schien Magnus‘ Leben eine einzige Katastrophe zu sein. Eigentlich schon fast eine Tragödie.

„Du siehst also, das alles hat schon sehr früh angefangen. Ich habe mir sehr früh Mauern aufgebaut und manchmal kann ich einfach nicht beeinflussen, wen ich ausschließe und wen nicht.“, beendete Magnus seine Erzählung.

Alec blinzelte verwirrt. Was sollte er darauf antworten? Er wusste absolut nicht, wie er reagieren sollte.

Ein erneutes Klingeln seines Handys ließ ihn zusammenzucken. Er starrte genervt darauf und merkte, dass es die Erinnerung für das Fotoshooting war.

Eilig drückte er sie weg. Vielleicht sollte er das Shooting absagen, oder verschieben. Aber vielleicht wäre es besser, erst mal etwas Abstand von Magnus zu bekommen und in Ruhe über alles nachzudenken.

„Ich muss los.“, gestand er Magnus leise.

Magnus sah ihn etwas verletzt an, aber nickte nur, während er sich erhob.

„Ich verstehe.“, flüsterte er leise.

Alec hielt ihn eilig am Handgelenk fest.

„Nein, ich muss wirklich los. Ich hab ein Fotoshooting. Ich würde es absagen, aber ich brauche sowieso kurz Zeit um mir alles durch den Kopf gehen zu lassen.“, erklärte er.

Magnus betrachtete erstaunt ihre Hände und Alec bemerkte erst jetzt, dass er Magnus fast krampfhaft festhielt.

Erstaunt ließ er ihn los.

Magnus sah ihn verwirrt an.

„Alexander…“, murmelte er leise.

Alec durchfuhr ein Kribbeln. Er hatte es vermisst seinen Namen aus Magnus‘ Mund zu hören.

Bevor er überhaupt wirklich realisierte, was er genau tat, stand er auf, schnappte sich Magnus‘ Gesicht und küsste ihn eilig.

Take me to your world - A Malec StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt