A C H T

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Das Besteck, das er vor kurzem noch in seiner Hand hielt legte er bei Seite und platzierte nun eine Hand an meiner Wange, um diese sanft zu streicheln. Unbewusst aus Reflex schmiegte ich mich in diese hinein und schloss genüsslich die Augen. Als ich die Augen wieder öffnete, sah ich seinen verträumten Blick mit halbgeschlossenen Augen mich anschauend. Meine Mundwinkel zogen sich leicht nach oben und auch er schmunzelte.

„Ich bin glücklich, weil du glücklich bist." Er nahm seine Hand weg und wir aßen beide fertig.

Nun saßen wir auf seiner Couch und redeten über Gott und die Welt. Was kam zuerst? Das Huhn oder das Ei? Menschen, die in einer anderen Zeitzone leben, sind sie dann in der Zukunft, oder in der Vergangenheit?

„22:22 Uhr Vio, jemand denkt an dich." Und sofort veränderte sich meine Miene ins Traurige. „..Vio?" Ich wusste genau, dass niemand an mich dachte. Ich hatte meine Freunde verloren, weil sie dachten ich wäre eine Hure. Meine Mutter hat mich verlassen und mein Vater hat nur Geld im Kopf. Gespielt lächelte ich. „Bleibt wohl niemand mehr übrig." Levi schaute mich mit einem niedergeschlagenen Blick an, als würde er genau verstehen wie ich mich fühle. „Doch da gibt es noch jemanden." Fragwürdig schaute ich ihn mit gerunzelter Stirn an und legte meinen Kopf schief.

„Mich."

Und schon schoss mir die Röte in die Wangen und mein Gesicht nahm die Farbe einer Tomate an. Er lachte lauthals auf und legte eine Hand auf meinen Oberschenkel. Dann schaute er mich wieder ernst an, seine Hand verlies aber nicht mein Bein, was ich als angenehm empfand. „Es wird immer jemanden geben, der an dich denkt. Und wenn es niemand anderes tut, dann tu ich es."

Ich nickte und schlang meine Arme um ihn. Zuerst war er etwas verwirrt, aber dann ergriff auch er die Initiative und erwiderte meine plötzliche Umarmung. Da wir auf seinem Sofa saßen und eine Umarmung im Sitzen nicht so angenehm ist, setzte ich mich einfach so auf seinen Schoß, als wäre es das selbstverständlichste auf der Welt. Ich vergrub meinen Kopf in seiner Halsbeuge und seufzte zufrieden. Seine Hände umschlungen noch immer meine Taille und ich hatte dieses seltsame Gefühl, dass er mich immer näher zu sich drückt. „Stört dich deine Brille nicht, Vio?", lachte er leicht. Ich schaute hoch und nahm sie ab. Ich musste eine Brille schon neun Monaten nach meiner Geburt tragen, was ziemlich krass ist, aber ich liebe meine Brille. Meine Brille war groß, nicht zu groß, aber auch nicht klein. Sie war dunkelbraun und hatte ein paar hellbraune Flecken an sich, die zu meinen blonden Haaren passten. Sie war rundlich aber nicht ganz.

„In dieser Position schon." Erklärte ich ihm lachend und legte meinen Kopf wieder in seine Halsbeuge. Er schmunzelte und da ich auf seinem Schoß saß und nun etwas größer als er war, legte er seine Stirn an meine Schulter. Ein sorgloses Grummeln verlies seinen Mund und er fing an meinen Rücken sanft zu streicheln. Nach einiger Zeit legte sich Levi nun zurück und ich lag somit auf seiner Brust. Er fing an durch meine Haare zu fahren und dies bereitete mir ziemliche Gänsehaut. Ich bekam so viel Zuneigung von ihm, was ich all die Jahre von meinem Vater nicht bekam, obwohl ich es mir so sehnlichst gewünscht hatte.

Letztendlich schlief ich dank seiner Berührungen friedlich ein.

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