18. Kapitel - Die Katze aus dem Sack

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„Was wir uns schon länger fragen...", erklärte Fred, „Was hast du mit dieser alten Fledermaus zu schaffen?"

„Was für eine alte Fledermaus?", fragte ich irritiert.

George verdrehte die Augen. „Du weisst schon, Snape."

Meine Augen wurden zu Schlitzen. „Nein, ich weiss nicht", fauchte ich. Wie konnten sie es wagen ...

George winkte ab. „Wie auch immer. Also, was hast du mit ihm zu schaffen?"

Die Arme vor der Brust verschränkt, funkelte ich die beiden wütend an. Ich war jetzt so richtig in der Stimmung ihnen eine kalte Dusche zu verpassen. „Wieso sollte euch das interessieren?", gab ich patzig zurück.

„Nun, weil er ein Sadist ist.", erklärte Fred.

„Ein Schleimbeutel.", ergänzte George.
„Ein Todesser."

„Der fieseste Lehrer, den es je gegeben hat."

„Ein absoluter Tyrann."

Bei jedem Wort der Zwillinge verengten sich meine Augen weiter. Schliesslich konnte ich nicht mehr an mir halten. Ich sandte meine Gedanken aus, fand die Wasserleitungen in der Wand und griff zu. Die Rohre explodierte, das Wasser spritzte in die Küche, doch anstatt den Boden zu überschwemmen, wand es sich in einem eleganten Wirbel durch die Luft und ergoss sich über die Köpfe von Fred und George. Ihre geschockten Gesichter waren Gold wert. Mit einem zufriedenen Lächeln liess ich das Wasser versiegen.

Erst da bemerkte ich, dass ich die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf mich gezogen hatte. Ihre Blicke waren genauso entsetzt wie die von Fred und George.

Ich biss mir auf die Lippen und senkte meinen Blick zu Boden. Hätte ich mich doch nur besser im Griff gehabt, meine Gefühle beherrscht, anstatt mich ihnen hinzugeben. „Tut mir leid", murmelte ich dem Boden entgegen, dann richtete ich meinen Zauberstab auf das Loch in der Wand, „Reparo." Nachdem das erledigt war, machte ich mich aus dem Staub.

Auf halbem Weg hoch in mein Zimmer, spürte ich, wie jemand meine Hand ergriff. Es war Remus, der mir nachgeeilt war.

„Lucy? Alles in Ordnung?", fragte er.

Ich nickte, sah dabei aber nicht in seine Augen. Ich schämte mich für meinen Ausraster. Stattdessen blickte ich unsere ineinander verschränkten Hände. In meiner Hand spürte ich ein leichtes Kribbeln, wie wenn ich Magie beschwor. Vielleicht eine Nachwirkung von meiner Aktion unten in der Küche?

„Du solltest nach unten kommen und erklären, was da gerade passiert ist", bestimmte Remus.

Ich schüttelte den Kopf.

„Dir ist schon klar, dass sie sich gerade alle möglichen haarsträubenden Geschichten zurechtlegen, um sich zu erklären, was gerade geschehen ist?", redete Remus auf mich ein, „Hast du nicht mal etwas von einer Tante namens Tiriana erzählt?"
Ich musste schwer schlucken, als er Tirianas Namen erwähnte und sofort erinnerte ich mich wieder daran, was meine Eltern mir vor so langer Zeit über sie erzählt hatten: Sie hatte ihre Gabe frei ausgelebt und dafür viel misstrauen geerntet. Einige hielten es sogar für schwarze Magie.

„Du weisst, dass es keine schwarze Magie ist, Remus", murmelte ich, „Es ist eine Gabe, aber das hast du ja selbst herausgefunden, als du es nachgeschlagen hast."

„Ja ich weiss", erwiderte Remus, „aber die anderen wissen es nicht und es ist nicht an mir, ihnen deine Geschichte zu erzählen."

Ich wand mich. Die ganze Situation war mir unangenehm. Ich konnte jetzt nicht die anklagenden Blicke der anderen ertragen. Ausserdem fühlte ich mich irgendwie seltsam und meine Hand kribbelte immer noch, obwohl ich den Zauber schon lange beendet hatte.

Lucy Adria - Die Kräfte des Wassers (HP FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt