Severus drückte mich auf das blaue Sofa, das in seinem Wohnzimmer stand und legte mir dann die hellblau und weiss gestreifte Wolldecke um die Schulter, die sich allerdings fast augenblicklich mit Wasser vollsog. Besorgt beäugte er mich, verschwand dann aber und kehrte kurz darauf mit einer dampfenden Teekanne und zwei Tassen zurück.
«Kamillentee», sagte er und gab mit dann eine der Tassen. Ich nahm sie entgegen und schloss meine feuchten Finger darum. Die Wärme tat gut und die beruhigende Wirkung von Kamille konnte ich gerade gut gebrauchen.
«Wenn du darüber reden willst ... über deine Schwester ...», bot Severus an, aber ich schüttelte heftig den Kopf. Ich konnte nicht darüber reden. Nicht jetzt. Vielleicht nie. Eine meiner Schwestern war noch am Leben! Aber sie war eine Todesserin und nach Askaban geschickt worden, weil sie unsere Eltern ermordet hatte. Ich schluchzte auf. Die Teetasse entglitt meinen Händen und zerschellte am Boden. Der heisse Tee spritzte nach allen Seiten.
«Lu. Ach, Lu», murmelte Severus, setzte sich neben mich und zog mich an sich. Unsicher strich er mir über den Rücken, während ich weinte – um meine Eltern, um alle, die ich gekannt hatte und um meine Schwester, die eine Todesserin war und uns alle verraten hatte.
«Es wird alles wieder gut», murmelte Severus. «Alles wird wieder gut.»
Ich musste eingeschlafen sein, denn als ich die Augen aufschlug, war Severus weg. Ich lag auf seiner Couch unter der warmen Wolldecke. Auf dem niedrigen Tischchen neben dem Sofa standen die Teekanne und eine Tasse. Daneben lag ein Stück Pergament.
Du kannst gerne solange bleiben, wie du willst. Ich komme wieder, wenn der Unterricht vorbei ist. S
Oh verdammt, der Unterricht! Den hatte ich völlig vergessen! Ich stand schnell auf und hastete zur Tür, die gerade in dem Augenblick aufgezogen wurde, als ich sie erreichte. Severus stand in der Tür und sah mich leicht irritiert an.
«Wolltest du irgendwo hin?», fragte er.
«Der Unterricht ...»
«Der ist gerade zu Ende gegangen.»
«Was? Ich hab den ganzen Tag verpasst?»
Severus schob mich sanft zurück zum Sofa. «Mach dir keine Sorgen. Du wirst den Stoff im nu aufgeholt haben. Und wenn nicht, dann helfe ich dir dabei.»
Ich nickte schon wieder etwas beruhigt. Mein Bruder hatte ja recht. Und ausserdem hatte ich den ganzen Stoff ja sowieso schon einmal gekonnt.
Ich erzählte Severus von meiner Erinnerung und er nickte düster.
«Was ist aus ihr geworden? Aus Arabelle, meine ich.»
«Hmm», machte Severus, «Ich weiss nicht, wie viel du noch über Arabelle weisst. Vor dem Tod ihrer Eltern war sie immer fröhlich. Sie liebte es zu Scherzen und andere zu veralbern und sie wurde nie für einen ihrer Streiche bestraft, weil niemand ihr lange böse sein konnte. Ich habe mich öfters darüber geärgert, dass sie immer einfach so davonkam. Und dann starben ihre Eltern und Arabelles Fröhlichkeit verschwand wie Rauch im Wind. Du, Lynn und Lily habt alles getan, damit es ihr besser ging, aber sie wurde nie mehr so wie vorher. Ihre Persönlichkeit war durch ihre Trauer gehärtet worden, wie heisses Metall, das man ins Wasser wirft. Ihr Wille war nun sehr stark. Sie erreichte, was sie wollte, koste es was es wolle. Es war fast schon beängstigend, wie vehement und sicher sie auftreten konnte, wenn sie es wollte. Und sie arbeitete unermüdlich an ihren Fähigkeiten, lernte jeden Zauber, den sie finden konnte und der ihr in einem Duell zum Sieg verhelfen konnte. Sie hat sich Rache geschworen und von dem Tag an, hat sie alles darangesetzt, so viel über Flüche und Gegenflüche zu lernen wie sie nur konnte. Sie wollte die Mörder ihrer Eltern finden und für ihre Taten zur Rechenschaft ziehen. Sie wollte eine Aurorin werden und gegen die Todesser kämpfen.»
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Lucy Adria - Die Kräfte des Wassers (HP FF)
FanfictionAls Lucy Adria in Hogwarts auftaucht, kann sie sich an absolut nichts erinnern ausser an das, was nur wenige Augenblicke zuvor geschehen ist. Zudem herrscht überall helle Aufregung, was nicht gerade dabei hilft, das Chaos, das sich ihr Leben nennt...