Laute Stimmen weckten mich aus einem erholsamen Schlaf. Was war denn da los? Zwei Stimmen die sich stritten; eine gehörte Professor McGonagall, auch wenn ich mich nicht erinnern konnte, sie je derart ausser sich gehört zu haben ... Eine Erinnerung waberte am Rand meines Bewusstseins entlang, doch bevor ich sie zu fassen bekam, war sie schon wieder verschwunden. Schade.
Ich richtete mich auf, oder versuchte es zumindest - ich hatte mich in kalten, gänzlich durchnässten Leintüchern verfangen, die mich jetzt an mein Bett gefesselt hielten. Wo war ich? Weisse Wandschirme verstellten mir den Blick auf den Raum, so dass ich nur die steinerne Decke und das helle Licht, das durch den ganzen Raum flutete, sehen konnte. Ein vertrauter Geruch zog mir in die Nase; irgendwie beissend, sauber und gleichzeitig schmutzig, unangenehm wegen irgendwelcher vergessener Erinnerungen und steril. Steril? Ich kniff die Augen zusammen und versuchte die immer lauter werdenden Stimmen auszublenden, um mich auf den Geruch zu konzentrieren.
"Sie hätten es niemals ins Schloss bringen dürfen! Wenn Dumbledore das erfährt!", McGonagalls aufgebrachte Stimme durchbrach meine Konzentration.
Eine Tür schlug gegen eine Wand und die Stimmen wurden noch lauter.
"Wo ist Dumbledore?", fragte die Stimme, die sich mit Professor McGonagall gestritten hatte.
"Er ist nicht hier. Dies ist ein Krankensaal, Minister, denken Sie nicht ..."
Der Krankenflügel von Hogwarts, natürlich, deshalb auch dieser sterile Geruch. Ich war einige Male hier gelandet ... Die Erinnerungen schienen zum Greifen nahe und doch knapp ausserhalb meiner Reichweite. Ich unterdrückte einen entnervten Seufzer.
Durch einen Spalt zwischen den Wandschirmen erhaschte ich kurz einen Blick auf drei Gestalten, die den Raum betraten: Professor McGonagall, ein kleiner dicklicher Mann, der nervös einen Hut knetete und eine grosse, in dunkle Gewänder gehüllte Gestalt. Dann waren die drei auch schon vorbei und ich sah nur noch die geflieste Mauer, die etwas oberhalb meiner Blickhöhe in Stein überging.
"Was ist passiert?", ertönte nun die bekannte Stimme eines Mannes, der mir sogar den gefallen tat, direkt zwischen den beiden Wandschirmen stehen zu bleiben, so dass ich ihn sehen konnte: Langes weisses Haar und Bart, eine mitternachtsblaue Robe und halbmondförmige Brillengläser in einem alten Gesicht. Ich erkannte ihn dank der einen Erinnerung, die ich hatte, problemlos: Dort in der Tür zum Krankenflügel stand Albus Dumbledore, der Schulleiter von Hogwarts und einer der mächtigsten Zauberer, die es je gab.
Inzwischen hatten die Anwesenden weiter gesprochen - sie redeten von einem Barty Crouch, der bewacht werden sollte oder auch nicht, weil ein Dementor in geküsst hatte – ich konnte dem Gespräch nicht folgen – ich verstand nicht mal die Hälfte von dem sie sprachen – aber es ging hitzig zu und her.
"Warum er sie getötet hat? Da braucht man doch nicht lange zu rätseln", polterte einer, soweit ich verstehen konnte, handelte es sich bei ihm um irgendeinen Minister. Den Zaubereiminister, korrigierte mein Unterbewusstsein wieder einmal. Wenn ich seine Stimme mit den zwei Männern von vorhin verglich, würde ich auf den grossen Dunkelgekleideten tippen, "Er war ein durchgeknallter Irrer. Laut Minerva und Severus glaubte er offenbar, er hätte das alles auf Anweisung von Du-weisst-schon-wem getan!"
Severus? Vor meinem inneren Auge tauchte eine Flut von Bildern auf: Ein kleiner schwarzhaariger Junge mit blassem Teint der mit mir über eine Klippe rannte. Der gleiche Junge abwechselnd an verschiedenen Orten, drinnen und draussen, in verschiedenen Räumen und Landschaften, in einem Zugabteil, in der Grossen Halle, am Schwarzen See. Er hatte ein Gesicht das anfangs oft lachte und offen und glücklich war, sich aber später verschloss; Trauer, Wut, Angst, Reue ... Es war das letzte Bild. Der Junge war zu einem jungen Mann geworden, der traurig und reuevoll auf mich hinab blickte, während mein Blickfeld langsam verschwamm.
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Lucy Adria - Die Kräfte des Wassers (HP FF)
FanfictionAls Lucy Adria in Hogwarts auftaucht, kann sie sich an absolut nichts erinnern ausser an das, was nur wenige Augenblicke zuvor geschehen ist. Zudem herrscht überall helle Aufregung, was nicht gerade dabei hilft, das Chaos, das sich ihr Leben nennt...