Lucy Adria - Die Kräfte des Wassers (HP FF)

28. Kapitel - Laguz

Das Nachsitzen an den folgenden beiden Tagen liess mich nicht mehr triumphfieren. Trotzdem hatte die Sache mit dem Himbeersirup immer noch einen Vorteil: Ich musste mich vollkommen auf meine Magie konzentrieren und konnte darüber den Schmerz ausblenden. Ich war mehr als froh darüber, als das Nachsitzen endlich ein Ende hatte. Harry jedoch schien Gefallen daran gefunden zu haben, denn er handelte sich gleich am nächsten Montag noch eine Runde ein, doch das war nicht Umbridges einziger Triumph an diesem Montag: Sie war zur Grossinquisitorin von Hogwarts ernannt worden. Ein Posten, der das Ministerium ganz neu geschaffen hatte. Wie die Inquisitoren im Mittelalter durfte sie nun allen Lehrern unangenehme Fragen stellen um nach „Ketzern" zu suchen. Die Faust des Ministeriums zog sich enger um Hogwarts. Während die anderen Schüler jedoch nichts und wieder nichts in Verteidigung gegen die dunklen Künste beigebracht bekamen, konnte ich endlich anfangen mit Severus zu trainieren. Die Tage vergingen mit Unterricht, Hausaufgaben – ich war jetzt endlich wieder up to date – und mit meiner „Nachhilfe" in Zaubertränke, Verteidigung, Verwandlung und Zauberkunst und dem selbstständigen Wiedererlernen der anderen Fächer.

Wieder einmal sass ich in der Bibliothek, diesmal über ein Alte-Runen-Buch gebeugt. Neben mir sassen Mór und Michael, die ebenfalls an ihren Kurzreferaten für dieses Fach arbeiteten.

Mór seufzte genervt: „Mann, das wird der langweiligste Kurzvortrag aller Zeiten. Ich meine, wie soll man dieses kleine bisschen Info, das sowieso schon alle kennen, interessant rüber bringen. Etwa so? Hallo miteinander, herzlich willkommen zu meinem Kurzvortrag zu der Rune Kenaz, was Fackel bedeutet. Kenaz steht für Fackel, Öffnung, Feuer, Spiegel, Erkenntnis, Opferfeuer, die Fähigkeit etwas zu erreichen, Begeisterung, Liebeslust, Willenskraft, Kreativität, lebenserhaltende Wärme, Flamme und Leidenschaft. Kenaz symbolisiert Visionen, Offenbarung, Weisheit, Kreativität, und Inspiration. Die Rune steht auch für Lebensenergie, Veränderung und Regeneration. Sie bedeutet Kraft des Lichts, Offenheit, Leidenschaft und Liebe. Auf der anderen kann sie für Krankheit, Desillusionierung und falsche Hoffnungen stehen.* Das zu sagen ist A todlangweilig und B dauert nicht mal eine Minute. Unsere Referate sollen aber fünf dauern."

Michael verdrehte die Augen. „Es ist ja auch nicht die Idee eines Referats, dass du einfach eins zu eins wiedergibst, was im Buch steht, Mór. Du musst das schon etwas aufpeppen."

„Wie willst du das bitteschön aufpeppen? Es wissen doch eh schon alle, wofür Kenaz steht. Ansonsten haben sie die letzten beiden Jahre über ziemlich schlecht aufgepasst."

Ich lachte. „Wohl war. Was haltet ihr von der Idee, wenn wir noch ein oder zwei Anwendungsbeispiele von Runenmagie hineinnehmen?"

„Gute Idee, aber leider haben wir nicht die kleinste Ahnung, wie man Runenmagie anwendet", sagte Mór.

Ich biss mir auf die Lippe. Das hatte ich vergessen. Aber wieso eigentlich nicht? „Ich schon. Meine Mutter, die mich zuhause in Alte Runen unterrichtet hat, hat immer Wert auf nützliche Anwendungsbeispiele gelegt." Die Lüge kam mir glatt über die Lippen, ohne dass Michael oder Mór auch nur einen Moment an meinen Worten zweifelten. Wieso sollten sie auch?

„Echt jetzt? Du beherrscht Runenmagie?", fragte Michael und machte grosse Augen. Ich nickte. „Voll krass", war sein Kommentar und ich musste lachen.

„Also so 'ne grosse Sache ist das jetzt auch wieder nicht."

Voller Begeisterung machten sich Mór und Michael daran Anwendungsbeispiele für ihre Runen zu finden, während ich mich noch etwas genauer mit der Bedeutung meiner Rune, Laguz, was Wasser bedeutete, auseinandersetzte. Es war schon passend, dass ich ausgerechnet diese Rune abbekommen hatte. Genau wie damals, als wir in der fünften Klasse eine ganz ähnliche Aufgabe gestellt bekommen hatten. Damals hatte ich mit Remus und Sirius an der Aufgabe gearbeitet, jetzt mit Michael und Mór. Vehement schüttelte ich den Kopf. Ich wollte mich jetzt nicht mit der Vergangenheit abgeben, sondern mich ausschliesslich auf die Gegenwart konzentrieren.