44. Kapitel - Krisen (-sitzung)

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Die folgenden Tage waren die reinste Qual für mich. Wo immer ich hin ging, folgten mir die Blicke der anderen Schüler. Natürlich hatten sie alle begriffen, auf wen Kimkorns letzte Bemerkung abzielte. Es gab schliesslich nur eine Hogwartsschülerin mit Namen Adria. Und ich hätte viel darum gegeben, dass nicht ich das gewesen wäre. Morgana sei Dank sprachen mich die meisten nicht darauf an, weil sie nicht in der Öffentlichkeit zugeben durften, den Artikel gelesen zu haben. Um diesen angenehmen Aspekt der ganzen Sache aufrecht zu erhalten, mied ich den Gemeinschaftsraum und verkroch mich entweder in der geselligsten Ecke der Bibliothek oder in meinem Schlafsaal, wenn ich nicht gerade in den Menschenmassen im Klassenzimmer oder in der grossen Halle untertauchen konnte. Noch nie hatte ich Menschenmassen so gemocht.

Leider verbat es mir meine Flucht vor neugierigen Fragen, die nächsten Treffen der DA zu besuchen. Erst als die ganze Aufregung über Harrys Interview und den Hinweis auf mich darin in Vergessenheit geriet, traute ich mich wieder zusammen mit meinen Klassenkameraden den Raum der Wünsche aufzusuchen. Mandy, Padma und Lisa hatte ich notgedrungen gestehen müssen, dass ich tatsächlich mit Harry auf diesem Friedhof war. Da ich mir mit den dreien den Schlafsaal teilte, hatte ich ihren Fragen nicht entkommen können. Aber zusammen mit Mór, die ja schon alles wusste, hatte ich die drei dazu gebracht, nichts darüber weiter zu erzählen. Und ich war sehr zufrieden mit den dreien, denn bisher schienen noch nicht einmal Anthony, Michael und Terry etwas davon zu wissen.

Im Raum der Wünsche angekommen, wurde ich mit grossem Trara begrüsst und sogleich mit Fragen überhäuft. Hilfesuchend schaute ich zu Harry, doch der zuckte nur mit den Schultern, als wolle er sagen, ich weiss auch nicht, was ich an deiner Stelle sagen sollte. Grosse Hilfe. Vielen Dank auch, Harry. Doch schliesslich erbarmte er sich und begann mit dem Training, so dass die anderen sich auf die Zauber konzentrieren mussten.

Danach musste ich keine Fragen mehr beantworten. Alle hatten akzeptiert, dass ich nicht über meine Erwähnung in Kimkorns Artikel reden wollte und Hermine hatte mir wiederholt versichert, dass sie dem, was die Journalistin da geschrieben hatte, nie zugestimmt hätte und es ihr unendlich leid tue, dass ich in diese Lage geraten sei. Doch schliesslich kriegte auch sie sich wieder ein und schwor sich, dem Käfer nie wieder zu vertrauen.

Die folgenden Wochen verliefen angenehm ereignislos. Ich verstand mich wieder mit Malfoy und wir lernten wieder gemeinsam Geschichte und Malfoy half mir in Astronomie den Stoff der vergangenen Jahre nachzuholen.

Und dann kam der Tag, an dem Umbridge Professor Trelawney rauswarf. Die Professorin für Wahrsagen stand mitten in der Eingangshalle und flehte und schrie, Umbridge könne sie doch nicht einfach so kündigen. Die ganze Schule hatte sich mittlerweile um die beiden versammelt.

«Sie haben nicht erkannt, dass dies geschehen würde?», sagte Umbridge mit ihrer hohen mädchenhaften Stimme, die grausam amüsiert klang. «Zwar sind Sie nicht einmal imstande, das Wetter von morgen vorherzusagen, aber Sie müssen doch wenigstens erkannt haben, dass Ihre jämmerliche Leistung während meiner Inspektionen und das Ausbleiben jeglicher Verbesserung es unvermeidlich machen würde, dass man Sie entlässt!», giftete sie.

«Das – k-können Sie nicht tun!», heulte Professor Trelawney und hinter ihren dicken Brillengläsern hervor strömten ihre Tränen übers Gesicht. «Sie können mich nicht entlassen! Ich b-bin seit sechzehn Jahren hier! H-Hogwarts ist mein Zuhause!»

«Es war Ihr Zuhause», sagte Umbridge mit einem widerlich vergnügten Lächeln auf den Lippen, das noch breiter wurde, als sie hinzufügte: «Bis vor einer Stunde, als der Minister Ihre Entlassungsorder gegenzeichnete. Nun entfernen Sie sich freundlicherweise aus dieser Halle. Sie sind eine Zumutung für uns.»

Schaudernd und stöhnend und von Weinkrämpfen geschüttelt wiegte sich Professor Trelawney auf ihrem Koffer vor und zurück. Umbridge sah ihr mit einem Ausdruck hämischen Vergnügens dabei zu.

Lucy Adria - Die Kräfte des Wassers (HP FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt