In den nächsten Tagen ging ich Remus aus dem Weg. Es fühlte sich einfach zu seltsam an, mit ihm im selben Raum zu sein, zu verstörend. Diese grauen Augen, dass hellbraune Haar, vor allem aber die Tatsache, dass er jetzt so viel älter war als ich, obwohl wir ja eigentlich gleich alt waren. Das komische daran war, dass es mich bei Severus nicht störte. Und auch nicht bei Sirius und Emmeline, die ich auch von früher kannte und die damals auch etwa in unserem Alter waren. Aber bei Remus störte es mich aus irgendeinem Grund. Hätte ich mir die Zeit genommen, darüber nachzudenken, hätte ich vielleicht auch erkannt, weshalb es mich so störte, aber ich stiess jeden Gedanken zu dem Thema von mir weg, verbarrikadierte ihn in einer Ecke meines Gedächtnisses.
Nach der nächsten Versammlung zog Severus mich beiseite und fragte mich nach meiner Erinnerung.
„Hat Remus dir etwa doch geschrieben?", fragte ich ihn verärgert.
„Hat er", bestätigte Severus. „Er meinte, du hättest dich geweigert, mit ihm darüber zu sprechen." Die Vorstellung erheiterte ihn.
„Ganz recht. Und ich weigere mich auch, mit dir darüber zu sprechen." Ich verschränkte die Arme vor der Brust und funkelte ihn an. Jetzt wirkte er verletzt und ich konnte nicht verhindern, dass sich ein kleines, selbstgefälliges Lächeln in meine Mundwinkel schlich.
Severus seufzte und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Sag mir nur eines", bat er mich, „war es eine schlimmer Erinnerung?"
Ich spürte die Sorge in seiner Stimme und nahm seine Hand. „Nein, war es nicht. Ich möchte einfach nicht darüber sprechen, okay?"
Er nickte leicht und wechselte dann das Thema. Severus griff in seinen Umhang und zog eine kleine Phiole und eine Pipette hervor.
„Ist das...?", fragte ich.
„Ja, das ist der Verjüngungstrank", bestätigte er, „Also, hör mir gut zu. Du musst ihn morgens, mittags, abends und direkt vor dem Schlafen gehen einnehmen und zwar möglichst immer zur selben Zeit, das ist wichtig, damit er seine Wirkung konstant aufrecht erhält. Am besten beginnst du gleich morgen früh. Am ersten Tag, nimmst du nur einen Tropfen, dann zwei, dann drei, dann vier und von da an jeden Tag vier Mal fünf Tropfen." Ich nickte zum Zeichen, dass ich verstanden hatte. „Wenn du den Trank absetzen möchtest – zum Beispiel über die Ferien – dann musst du ihn wieder langsam absetzen, indem du erst nur noch vier, dann nur noch drei, noch zwei und dann nur noch einen Tropfen nimmst. Und wenn du ihn wieder einnehmen willst, das gleiche."
„Verstanden, Sir", sagte ich und nahm die Phiole und die Pipette entgegen.
„Wenn es zur Neige geht, dann gib mir Bescheid. Aber nicht erst wenn es ganz leer ist. Ich hab die Phiole markiert", Severus deutete auf eine dünne Linie im unteren Viertel des Fläschchens, „Wenn der Trank diese Linie unterschreitet, musst du mir Bescheid geben, damit ich rechtzeitig neuen brauen kann."
Ich nickte wieder
„Oh, und wenn dich jemand fragt, was du da einnimmst dann sag ... sag es ist ein Antiallergikum und, dass du allergisch bist gegen ...", er sah sich um und sein Blick fiel auf Hermines Kater Krummbein, der selig auf einem Küchenstuhl döste. Ein Grinsen schlich sich auf Severus Züge. „Sag, du seist allergisch gegen Katzenhaare."
„Aber ich mag Katzen!", protestierte ich.
„Deswegen nimmst du ja auch das Antiallergikum, anstatt dich von ihnen fern zu halten", erklärte Severus.
„Na gut", gab ich schliesslich nach.
Wie Severus mir empfohlen hatte, begann ich gleich am nächsten Tag damit, den Verjüngungstrank einzunehmen. Die Veränderung trat nicht sofort ein, aber zeichnete sich doch bald deutlich ab. Ich wurde etwas kleiner – zum Glück nicht viel, sonst hätten mir meine neuen Umhänge nicht mehr gepasst – mein Gesicht verlor etwas von seinem Charakter, meine ausgeprägten Wangenknochen wurden durch Pausbacken kaschiert, mein Haar wurde länger und reichte mir jetzt bis zur Brust anstatt nur knapp über die Schulter wie zuvor, meine Nase wurde etwas kleiner und, was mich echt nervte, meine Oberweite schrumpfte zusammen. Nicht, dass ich vorgehabt hatte, irgendwelche Jungs zu beeindrucken, es war nur so, dass ich auch mit meinen geschätzten zwanzig keine allzu grosse Oberweite gehabt hatte, aber jetzt hatte ich noch weniger. Nun, man konnte nicht alles haben.
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Lucy Adria - Die Kräfte des Wassers (HP FF)
FanfictionAls Lucy Adria in Hogwarts auftaucht, kann sie sich an absolut nichts erinnern ausser an das, was nur wenige Augenblicke zuvor geschehen ist. Zudem herrscht überall helle Aufregung, was nicht gerade dabei hilft, das Chaos, das sich ihr Leben nennt...