Nach der Sitzung mit dem Orden und der ganzen Geschichte mit Professor Trelawney und dem Zentaur Firenze, den Dumbledore als neuen Lehrer für Wahrsagen eingestellt hatte, brauchte ich einfach wieder einmal eine Pause. Ich hatte genug von den ewig besorgten Mienen der Leute vom Orden, auch wenn die Lage noch so ernst war. Und ich hatte genug von dem Getuschel und Getratsche und den geheimen Liebesbekundungen gegenüber dem Zentauren. Kurz, ich musste einfach mal raus aus diesem Schloss. Also hatte ich mir wieder einmal das Buch über meine Gabe geschnappt und mich an meine geheime Lichtung am Schwarzen See zurückgezogen. Es kam mir ewig her, seit ich das letzte Mal hier gewesen war, um meine Gabe zu trainieren.
Nachdenklich blickte ich auf das Buch, dass ich neben dem Ort an dem ich sass auf einen Stein gelegt hatte. 'Die Kräfte des Wassers – Grundlegende Magie' Ich schlug es auf und blätterte zur ersten Seite. 'Die Gabe der Wassermagie ist eine sehr alte Gabe. Manchen Quellen zufolge stammt sie aus Avalon oder gar aus dem alten Atlantis ...' Ich hatte Severus tiefe, ruhige Stimme im Kopf, wie er mir die Zeilen vorlas. '...Die Gabe der Wassermagie ist, soweit bekannt, nur in einer einzigen Blutlinie vertreten und dies schon seit Jahrhunderten – der Blutlinie der Familie Adria. Der grösste Teil ihres Ansehens gründet sich auf dieser Gabe, auch wenn sie mit der Zeit auch in ihren Reihen immer seltener geworden ist. Heutzutage gibt es selten mehr als eine einzige Trägerin der Gabe pro Generation – meist wird die Gabe über die weibliche Linie vererbt, wie das schon bei den Priesterinnen Avalons der Fall war.'
Ein Seufzer entschlüpfte meiner Kehle. Wie gerne würde ich doch mehr über meine Familie und unsere Geschichte wissen. Alles was ich in der Bibliothek von Hogwarts über die Adrias hatte finden können, waren ein paar Einträge in den Genealogien der alten Zaubererfamilien, aus denen hervorging, dass wir zu einer der ältesten und – wegen unserer seltenen Gabe – mächtigsten Familie waren, die zudem nie viel von ihrem Einfluss eingebüsst hatte. Nebst diesen Einträgen hatte ich noch diverse Zeitungsartikel mit Geburts-, Heirats- und Todesanzeigen gefunden und einige über eine Hexe Namens Felicitas Adria, die im frühen 18. Jahrhundert Zaubereiministerin gewesen war. Das war alles.
Ich wandte mich wieder dem Buch zu, wo ich mittlerweile bei einem Kapitel über die Gabe angelangt war: ,Die Gabe äussert sich anfangs in schlichter Kontrolle über das Wasser. Mit etwas Konzentration kann der Magier das Wasser nach seinem Willen formen, was meist keine grössere Anstrengung benötigt. Mit zunehmender Kontrolle über die Gabe, wie auch über den eigenen Geist und die Magie, gelingt es dem Magier auch noch andere Dinge zu bewirken. Wohl eine der ersten Ausweitungen der Gabe ist die Fähigkeit, Schnee und Eis entstehen zu lassen. Die Magie kann aber auch ins Gegenteil gedreht werden: So sind Austrocknen und im Extremfall sogar Feuer möglich...'
Ich erinnerte mich an den Tag in den Weihnachtsferien, als Severus zum Grimmauldplatz gekommen war, um Harry über seine Okklumentikstunden zu informieren. Da war mir der Kragen geplatzt und ich hatte Sirius mit einem plötzlich heraufbeschworenen Feuerball beinahe angesengt. Danach war ich zusammengebrochen, weil es mich all meine Kräfte gekostet hatte. Und vor ein paar Tagen war ich wegen viel weniger Magie fast zusammengebrochen; ich war wirklich ausser Übung. Nun, das liess sich ganz bestimmt ändern, deshalb war ich ja hier. Ich zog meine Schuhe und Socken aus, stellte sie auf einen Stein am Ufer und machte ein paar vorsichtige Schritte in den See hinein. Es war zwar bereits Ende März, aber trotzdem war das Wasser immer noch sehr kalt und ich zuckte zusammen, als meine Zehen ins kühle Nass eintauchten. Eine Weile blieb ich stehen, um mich an die Kälte zu gewöhnen und ging dann Schritt für Schritt weiter ins Wasser, bis es mir bis an die Knie reichte. Es war saukalt. Und nun war Konzentration angesagt.
Ich schloss meine Augen und konzentrierte mich auf das Wasser um mich herum. Mein Plan war, dass ich so lange Magie übte, bis ich so erschöpft war, dass ich nur noch in den Ravenclawturm hochstolpern und ins Bett fallen konnte. Ich griff nach meiner Magie und liess zuerst Kugeln und dann komplexere Gestalten aus dem Wasser emporsteigen. Mühelos gelang es mir sie in der Luft zu halten, so leicht war das geworden. Ich liess sie fallen und überlegte, suchte nach einer Idee, was ich ausprobieren könnte um meine Kräfte herauszufordern. Ein Bild flackerte vor meinen Augen, verschwommen und trüb als blicke ich durch Wasser. Ich versuchte danach zu greifen, wie ich nach meiner Magie griff. Plötzlich bekam ich es zu fassen und ich kippte nach hinten und spürte noch, wie das Wasser über mich schwappte.
DU LIEST GERADE
Lucy Adria - Die Kräfte des Wassers (HP FF)
FanfictionAls Lucy Adria in Hogwarts auftaucht, kann sie sich an absolut nichts erinnern ausser an das, was nur wenige Augenblicke zuvor geschehen ist. Zudem herrscht überall helle Aufregung, was nicht gerade dabei hilft, das Chaos, das sich ihr Leben nennt...