Das Leben in Hogwarts hatte sich ziemlich verändert seit Dumbledore geflohen war. Umbridge war jetzt – zu unser aller Leidwesen, oder fast aller, die Slytherins schien es ziemlich zu freuen, abgesehen von Severus natürlich – Schulleiterin. Allerdings wollten die Wasserspeier, die den Eingang zum Schulleiterbüro bewachten sie nicht durchlassen, weshalb ihr Triumpf nicht vollkommen und sie umso wütender war. Stattdessen hing an ihrem Büro jetzt ein goldenes Schild mit dem eingestanzten Schriftzug 'Schulleiterin'. Zu allem Übel hatte Umbridge auch noch ein sogenanntes 'Inquisitionskommando' ins Leben gerufen. Als Hexe wäre ich an ihrer Stelle vorsichtiger mit dem Begriff 'Inquisition0', aber um das Geschichtswissen unserer neuen Rektorin schien es nicht sonderlich gut bestellt zu sein. Jedenfalls bestand dieses Inquisitionskommando aus einer Gruppe treuer Slytherins, die nun mit Umbridges Genehmigung die anderen Schüler tyrannisierte. Der Anführer der Truppe war – wie konnte es anders sein – Draco Malfoy. Gerade als ich zu denken begonnen hatte, dass er nicht so schlimm war wie sein Vater. Offensichtlich hatte ich mich da geirrt. Die ganze Angelegenheit mündete in eine Kampfansage der Weasley-Zwillinge gegenüber Umbridge und alle von uns, die davon wussten, warteten gespannt darauf, dass die Zwillinge Umbridge demonstrierten, was 'Chaos' wirklich bedeutete.
Und dann begann es, das Chaos, und zwar mit einem gewaltigen BUMM!, das das ganze Schloss erzittern liess. «Jemand» hatte eine gewaltige Kiste verzauberten Feuerwerks losgelassen. Drachen, ganz aus grünen und goldenen Funken, rauschten die Korridore entlang und krachten und explodierten laut und feurig; knallrosa Feuerräder von anderthalb Metern Durchmesser sirrten lebensgefährlich durch die Luft wie fliegende Untertassen; Raketen mit langen, silbrig glitzernden Kometenschweifen schwirrten zwischen den Wänden hin und her; Wunderkerzen schrieben nach Lust und Laune Schimpfwörter in die Luft; wo man auch hinsah, explodierten Knallfrösche wie Minen, und statt abzubrennen, allmählich zu verschwinden oder zischend zu erlahmen, schienen diese pyrotechnischen Wunderwerke, je länger man zusah, noch an Kraft und Wucht zu gewinnen.
Umbridge und Filch waren komplett verzweifelt. Keiner von ihnen wusste, was man gegen dieses – und hier kommt es, das Lieblingswort der Zwillinge – Chaos, unternehmen sollte. Vor allem, da dem Feuerwerk scheinbar auch mit keinerlei Zaubern beizukommen war. Im Gegenteil: Solche Zauber schienen das Ganze noch stärker anzufachen.
«Wenn du so richtig für Stimmung sorgen willst, Lucy, dann probierst du mal ein paar der Feuerwerke verschwinden zu lassen. Du bist doch schliesslich hilfsbereit, oder?», flüsterte mir George im Vorbeigehen am Eingang der grossen Halle zu und zwinkerte leicht. Natürlich konnte ich ihm diesen Gefallen nicht verweigern und schon bald tanzten noch ein paar zusätzliche Feuerwerke durchs Schloss und scheinbar hatten alle Bewohner des Schlosses – zumindest die Anti-Umbridge-Liga – grosses Vergnügen an dem Tumult.
«Du meine Güte», sagte Professor McGonagall in unserer Verwandlungsstunde am Nachmittag hämisch, als einer der Drachen laut knallend und Flammen speiend durch ihr Klassenzimmer rauschte. «Miss Brown, seien Sie so nett, laufen Sie zur Schulleiterin und teilen Sie ihr mit, dass wir ein entflohenes Feuerwerk in unserem Klassenzimmer haben!»
Mór neben mir meldete sich: «Aber Professor, wir könnten es doch auch mit dem Verschwindezauber versuchen, wäre das nicht eine hervorragende Möglichkeit zur Repetition eines offensichtlich äusserst hilfreichen Zaubers?»
In McGonagalls Mundwinkeln zuckte ein erheitertes Lächeln, doch sie zeigte sich absolut professionell. «Tut mir leid, Miss McDougal, aber im Lehrplan steht leider nirgends, dass Sie lernen sollen, Feuerwerk verschwinden zu lassen, und deshalb darf ich es Ihnen nicht beibringen», sagte sie und spielte auf einen der Ausbildungserlasse an. «Und leider, verbietet das mir auch, euch einen solchen Zauber zu demonstrieren.» Sie sah sehnsüchtig zu dem knallenden Drachen hin.
Die Folge all dessen war, dass Professor Umbridge ihren ersten Nachmittag als Schulleiterin damit verbrachte, durch die Schule zu rennen und den Hilferufen der anderen Lehrer zu folgen, von denen keiner in der Lage schien, das Klassenzimmer ohne ihre Hilfe von den Feuerwerkskörpern zu befreien. Sogar Severus schickte in unserer Zauberstrankstunde Michael Corner los, damit er die Schulleiterin holte.
Im Gemeinschaftsraum der Ravenclaws wurde diesen Abend jedenfalls trotz der Ernennung Umbridges zur Schulleiterin ausgiebig gefeiert. Terry und Anthony hatten ein paar Feuerwerke eingefangen, die sie jetzt vor den Fenstern des Gemeinschaftsraums ausgesetzt hatten und sie eifrig mit Schock- und Verschwindezaubern belegten und diversen anderen Zaubern, die ihnen gerade so einfielen. Der Schwellzauber zeigte seine gewohnte Wirkung, der Schrumpfzauber allerdings auch – ich würde die Weasley-Zwillinge beizeiten einmal darauf hinweisen. Wasser nützte allerdings nichts gegen das Feuerwerk, ausser man fing das Feuerwerk damit ein und hielt es so lange in einer Hülle aus Wasser gefangen, bis aller Sauerstoff im Innern aufgebraucht war und das Feuer deshalb erlosch.
«Ehrlich gesagt, bin ich ziemlich neidisch», meinte Lisa, während wir auf einem Sofa sassen und mit den anderen lachten. «Warum bin ich nicht auf so eine Idee gekommen? Wieso ist keinem von uns so klugen Ravenclaws etwas derartiges eingefallen?»
«Wahrscheinlich weil wir unsere Klugheit auf sinnvollere Dinge konzentrieren», meinte Padma.
Ich lachte. «Was ist denn bitte sinnvoller, als Umbridge und Filch in den Wahnsinn zu treiben?»
«Für die ZAG-Prüfungen lernen, zum Beispiel», erklärte Padma.
«Oder sich keine Feinde im Ministerium zu machen und sich alle Zukunftschancen verbauen», sagte Mandy und seufzte. «Obwohl es dafür jetzt wahrscheinlich zu spät ist. Unsere Aktivität bei der DA wird für immer ein dunkler Fleck in unseren Akten sein.»
«Oder ein heller», entgegnete Mór. «Da draussen gibt es schliesslich auch noch ein paar vernünftige Leute, die es sogar begrüssen werden, dass wir uns selbst Verteidigung beigebracht haben.»
«Ganz genau. Wenn es zu einem Regimewechsel im Ministerium kommt und der günstig ausschlägt, dann könnte das ein grosses Plus sein, wenn du dich als Aurorin bewerben willst, Mandy», erklärte ich.
«Hey, wollten wir nicht eigentlich feiern?», schaltete sich nun Mór ein. «Wer will noch ein Butterbier?»
Am nächsten Morgen hatte ich Mühe aus dem Bett zu kommen. Ich war mir nicht ganz sicher, ob es nur daran lag, dass es so spät geworden war – ich hatte die Jungs im Verdacht, da etwas mit Feuerwhisky nachgeholfen zu haben.
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Lucy Adria - Die Kräfte des Wassers (HP FF)
FanfictionAls Lucy Adria in Hogwarts auftaucht, kann sie sich an absolut nichts erinnern ausser an das, was nur wenige Augenblicke zuvor geschehen ist. Zudem herrscht überall helle Aufregung, was nicht gerade dabei hilft, das Chaos, das sich ihr Leben nennt...