19. Kapitel - Der Tag der Anhörung

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Der Tag von Harrys Anhörung kam. Gemeinsam mit Remus, Sirius, Arthur, Molly und Tonks sass ich in der Küche, als Harry herein kam. Er sah sehr nervös aus. Molly brachte ihm Frühstück während Tonks und Remus ihr Gespräch fortsetzen.

„Was solltest du eben über Scrimgeour sagen?", fragte Remus.

„Oh ... jaah ... nun, wir müssen ein wenig vorsichtiger sein, er stellt mir und Kingsley andauernd so komische Fragen ... Und ich muss Dumbledore mitteilen, dass ich morgen keine Nachtschicht übernehmen kann, ich bin einfach z-z-zu müde", schloss Tonks und gähnte herzhaft.

„Ich kann einspringen", bot ich schnell an. Zu gern würde ich einmal im Ministerium Wache halten, anstatt immer nur vor irgendwelchen langweiligen Häusern von potenziellen Todessern. Obwohl es manchmal recht amüsant war, sich die protzigen Häuser anzusehen. Einfach lächerlich übertrieben. Klar, Adria's Edge war auch ziemlich gross, aber nicht annähernd so gross und vor allem nicht so protzig wie gewisse Anwesen, die ich jetzt schon bewacht hatte.

„Lucy, du weisst genau, dass das nicht geht", wies Arthur mich zurecht.

„Aber...", wollte ich einwerfen, dass Sturgis Podmore auch nicht im Ministerium Wache hielt, obwohl er dort nicht arbeitete.

„Ausserdem kennst du dich dort nicht aus", schnitt Arthur mir das Wort ab, bevor ich mich vor Harry verplauderte. „Ich werde für dich übernehmen", sagte Mr Weasley zu Tonks. „Kein Problem für mich, ich muss ohnehin noch einen Bericht abschliessen..."

„Wie geht's dir?", wandte ich mich an Harry.

Dieser zuckte nur mit den Achseln.

„Bald ist alles vorbei", sagte Mr Weasley aufmunternd. „In ein paar Stunden bist du freigesprochen."

Harry schwieg.

„Die Anhörung ist auf meinem Stockwerk, im Büro von Amelia Bones. Sie ist die Leiterin der Abteilung für Magische Strafverfolgung und sie wird dich auch vernehmen."

„Amelia Bones ist in Ordnung, Harry", sagte Tonks ernst. „Sie ist fair, sie wird dich anhören."

Harry nickte, wirkte aber ziemlich blass und angespannt.

„Fahr nicht aus der Haut", warf Sirius unvermittelt ein. „Bleib höflich und halte dich an die Tatsachen."

Harry nickte erneut.

„Das Gesetz ist auf deiner Seite", sagte Remus leise. „Sogar minderjährige Zauberer dürfen in lebensbedrohlichen Situationen Magie einsetzen."

Nun sah Harry mich an, als erwarte er auch von mir irgendeinen guten Ratschlag.

„Du schaffst das, da bin ich mir sicher", sagte ich etwas lahm.

Dann war es für Harry an der Zeit aufzubrechen, letzte Glückwünsche wurden ausgetauscht und dann verliessen Arthur und Harry das Hauptquartier. Jetzt blieb uns nichts anderes mehr als auf das Urteil zu warten und Harry die Daumen zu drücken.

Molly versuchte uns und sich selbst durch Arbeit abzulenken, damit wir uns nicht über die Massen sorgten, doch es gelang nicht wirklich. Sie erlöste uns frühzeitig vom Putzen. Danach wollte ich noch etwas lernen, doch die Nervosität der anderen hatte auch mich übergegriffen und ich konnte mich nicht auf die Schulbücher konzentrieren. Schliesslich endete ich in der Küche, wo ich genauso unruhig auf und ab lief, wie alle anderen.

Irgendwann konnte ich diese Warterei einfach nicht mehr aushalten. „Fred, George? Habt ihr Lust mir zu helfen? Ich hab' da so eine Idee, wie wir die Gemälde mit den Dauerklebeflüchen loswerden könnten."

„Was für eine Idee?", fragte Molly, ebenso begierig darauf, sich abzulenken.

„Ähm...", Molly würde nicht begeistert sein. „Es hat mit Feuer, Wasser und Eis zu tun."

Molly war ganz und gar nicht begeistert. Die Zwillinge dafür umso mehr.

„Was genau hast du vor, Lucy?!", fragte Molly.

„Sirius hat mich darauf gebracht", begann ich und Sirius zwinkerte mir zu, dann schilderte ich seine Idee, dass man die Gemälde ja vielleicht mit Eis von der Wand sprengen konnte. „Oder vielleicht kann man sie auch von der Wand brennen, falls das mit dem Eis nicht geht. Natürlich werde ich mit dem Wasser dafür sorgen, dass nichts ausser den Gemälden in Flammen aufgeht", beeilte ich mich anzufügen, als ich Mollys Blick auffing.

Schliesslich stapften wir alle zusammen hoch in den Salon, wo eine ganze Reihe Portraits von irgendwelchen alten und führnehmen Familienmitgliedern hingen.

„Welches zuerst?", fragte Fred eifrig.

„Das da", bestimmte George und zeigte auf das Portrait eines alten Zauberers, der unzählige Drachenpockennarben im Gesicht hatte. Er versuchte, diese unter einem Schleier zu verbergen und fuhr jeden böse an, der zu lange sein Bild betrachtete.

„Also gut." Ich schloss die Augen und konzentrierte mich. Diesmal liess ich nicht die Rohrleitungen explodieren, sondern nahm das Wasser von einem Hahn, den ich vorhin aufgedreht hatte. Allein mit meinen Gedanken verformte ich das Wasser und liess es anstatt in den Abfluss auf mich zufliessen, bevor ich es weiter in Richtung Portrait dirigierte. Das Wasser durchnässte das Gemälde, als es darüber und dahinter floss und der Zauberer darin regte sich schrecklich darüber auf und schrie lauthals Verwünschungen.

„Oke. Ich glaube, jetzt ist alles nass", sagte ich und liess dann das Wasser erstarren. Augenblicklich bildeten sich an der ganzen Wand Eiskristalle. Der Zauberer war ebenfalls eingefroren und funkelte uns nur noch aus entsetz geweiteten Augen an. Endlich Ruhe.

„Kannst du noch mehr Wasser dazu leiten?", fragte jetzt Sirius, der das Gemälde interessiert musterte.

Ich nickte und tat wie geheissen. Immer mehr Wasser leitete ich hinter das Gemälde und liess es gefrieren. Ich fragte mich bereits, ob das überhaupt funktionierte, als – KRACH! – das Gemälde zu Boden stürzte.

Lauter Applaus und sogar einige Pfiffe von Fred und George erklangen. Ein zufriedenes Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus.

Kaum eine Minute später bearbeiteten Fred und George mit ihren Zauberstäben ein zweites Bild, beschworen Wasser herauf und liessen es gefrieren, bis auch das zweite Bild fiel. Es war eine sehr befriedigende Aufgabe. Sirius, Molly, Fred, George und ich nahmen uns ein Bild nach dem anderen vor, liessen Wasser darüber fliessen und dieses gefrieren und ein Bild nach dem anderen fiel von der Wand. Hermiene, Ron und Ginny, die dabei nicht helfen konnten, jubelten jedes Mal laut, wenn ein weiteres Bild zu Boden krachte.

Schliesslich hörten wir von unten die Stimmen von Harry und Arthur und alle rannten nach unten.

„Ich hab's gewusst!", jubelte Ron und stiess die Fäuste in die Luft. „Du kommst immer mit allem durch!"

„Sie mussten dich freisprechen", sagte Hermine, die am Rande eines Nervenzusammenbruchs zu stehen schien, als sie die Treppe hinab auf Harry zustürmte, „die hatten nichts gegen dich vorzuweisen."

„Ihr scheint aber trotzdem ziemlich erleichtert, obwohl euch doch klar war, dass ich da rauskommen würde", sagte Harry lächelnd.

Molly wischte sich mit ihrer Schürze übers Gesicht, und Fred, George und Ginny begannen eine Art Kriegstanz und sangen: „Er ist frei, er ist frei, er ist frei ..."

Der ganze Tumult weckte Mrs Black auf, die sofort begann loszukreischen. „Blutsverräter, Missgeburten, Schlammblüter, ...!"

Kurzerhand beschwor ich einen Wasserball aus dem Nichts herauf, schleuderte ihn auf das Portrait und liess es gefrieren. Schockgefrostet schaute uns Mrs Black aus entsetzten Augen an, unfähig etwas zu sagen.

Lauter Jubel erklang und dann sangen Fred,George und Ginny noch lauter: „Er ist frei, er ist frei, er ist frei...!"

Lucy Adria - Die Kräfte des Wassers (HP FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt