„Tut mir leid, ähm, ich muss noch ... in die Bibliothek", nuschelte ich und liess Harry dann mitten im Korridor stehen.
„Das ist aber nicht der Weg in die Bibliothek", rief Harry mir nach. „Und was ist mit dem Abendessen?"
Ich ignorierte ihn. Ich hatte jetzt keinen Nerv für Abendessen und Unterhaltungen, Geplänkel über den Unterricht, bla bla bla. Sobald ich ausser Sichtweite Harrys war, begann ich zu rennen. Immer zwei Treppenstufen auf einmal nehmend stand ich kurz darauf in den Kerkern vor Severus Büro. Ich klopfte an, doch niemand öffnete. Ich klopfte ein weiteres Mal, immer noch nichts. Schliesslich liess ich mich selbst hinein und lief vor Severus Schreibtisch auf und ab. Vermutlich war er beim Abendessen. Im Büro wurde es mir zu eng und ich dehnte meine Kreise ins Wohnzimmer aus. Kurz überlegte ich, es mir mit einem Buch auf der Couch gemütlich zu machen, doch ich konnte mich im Moment weder konzentrieren noch stillsitzen.
Nach einer gefühlten Ewigkeit kam Severus schliesslich vom Abendessen zurück. „Was ist los?", fragte er. Seine Stimme drückte aus, dass er nicht begeistert war, mich hier anzutreffen, doch das war mir jetzt egal. Wie ein Wasserfall sprudelte ich die Geschehnisse während des Nachsitzens hervor. Während ich redete, würde Severus noch blasser als er schon war.
„...Verstehst du Severus? Harry hat diese Wörter mit seinem eigenen Blut geschrieben. Bei mir ... wurde das Pergament einfach nur nass. Dabei habe ich doch auch Schnitte auf der Hand. Aber sie bluten nicht", sagte ich hysterisch.
Severus nahm meine Hand und strich über die Schnittwunden. Er zitterte und ich sah hoch in sein Gesicht. Angst, Wut, Mitleid, Zuneigung, Hass – so viele Gefühle auf einmal hatte ich noch nie aus seinem Gesicht lesen können. Und er schien nicht zu wissen, wie er damit umgehen sollte. Immer wieder fuhr er sich mit der Hand durchs Haar – es war schon ganz unordentlich – und lief auf und ab.
„Was soll ich jetzt machen?", fragte ich meinen Bruder, der immer noch nichts gesagt hatte.
Mit einem Ruck kam Severus zum Halten. „Wir gehen zu Dumbledore."
Im Eilschritt ging Severus voraus, ohne dabei darauf zu achten, ob uns jemand sah. Allerdings würde momentan wohl auch niemand darauf kommen, dass ich nicht einfach irgendeine Schülerin für ihn war, sondern er mich als seine Schwester betrachtete. Keuchend versuchte ich mit Severus Schritt zu halten, was gar nicht so einfach war. Ich war froh, als er endlich vor dem Wasserspeier vor Dumbledores Büro zum Stehen kam.
„Super saure Säuredrops", sagte Severus zu dem Wasserspeier, der sofort zur Seite sprang und uns den Weg zur Treppe freigab. Wir hasteten hinauf und klopften an.
„Severus, Lucy, was verschafft mir denn die Ehre?", fragte der Schulleiter, nachdem wir eingetreten waren.
Severus bedeutete mir, die Geschichte nochmals zu erzählen. Je länger ich redete, desto finsterer wurde Dumbledores Miene.
„Was ist mit Harry?", fragte Dumbledore, nach dem ich mit meinem Bericht fertig war, und fing sich einen wütenden Blick von Severus ein. „Wird er den Vorfall melden?"
„Ich denke nicht, er ist zu stolz."
Dumbledore nickte verstehend. „Dann werde ich vorläufig nichts dagegen unternehmen."
„Das kannst du doch nicht einfach so dulden, Albus!", empörte sich Severus. „Sie hat Lucy gefoltert! Und Potter."
„Ja, aber Umbridge glaubt, dass es bei Lucy nicht funktioniert hat und sie deshalb keinen Grund hat, den Vorfall zu melden."
„Lucy hat noch drei weitere Nachsitzen vor sich!", polterte Severus.
Ein kurzes Lächeln flackerte über Dumbledores Gesicht. „So kenne ich dich ja gar nicht, Severus. Aber wie dem auch sei. Wir haben momentan ein drängenderes Problem. Lucy, darf ich mir deine Hand ansehen?"
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Lucy Adria - Die Kräfte des Wassers (HP FF)
Fiksi PenggemarAls Lucy Adria in Hogwarts auftaucht, kann sie sich an absolut nichts erinnern ausser an das, was nur wenige Augenblicke zuvor geschehen ist. Zudem herrscht überall helle Aufregung, was nicht gerade dabei hilft, das Chaos, das sich ihr Leben nennt...