Ein Klopfen an der Tür riss uns beide aus der Umarmung und ein schwarzer Wuschelkopf lugte durch die Tür herein. Das Mädchen musste ungefähr im gleichen Alter sein wie Ginny Weasley.
«Komm nur rein, Lantha», sagte Josh und bestätigte meine Vermutung.
Ich beobachtete das Mädchen – es war irgendwie seltsam sie als meine Nichte zu bezeichnen – während sie zögerlich lächelnd zum Bett herüber kam, wo Josh und ich sassen. Sie hatte die für uns Adrias typischen schwarzen Haare und die meerblauen Augen, von denen mir mein Vater erzählt hatte, das alle mit meiner Gabe sie hatten. Ansonsten war sie allerdings Josh wie aus dem Geschicht geschnitten, das gleiche Kinn, die gleiche Nase, der gleiche neugierige Ausdruck, den er immer gezeigt hatte, wenn er etwas Neues über die magische Welt erfuhr.
Hinter Lantha tauchte nun eine weitere Person im Türrahmen auf. Blondes Haar, das zu einem strengen Knoten hochgesteckt war, ein stahlharter Blick. Ich sah zu dem Foto auf dem Nachttisch. Es gab keinen Zweifel. «Arabelle!», hauchte ich und ein Lächeln breitete sich auf dem Gesicht meiner alten Schulfreundin aus.
«Aber, wie kommt es, dass du hier bist ...?», fragte ich verwirrt.
«Ich bin untergetaucht», erklärte sie etwas verlegen. Ich erinnerte mich an etwas, dass Severus einmal gesagt hatte: Arabelle hatte geschworen, den Mord an ihren Eltern zu rächen, hatte die Auroren-Ausbildung gemacht und war dann einfach verschwunden. «Voldemort war nach seinem Angriff auf den kleinen Harry verschwunden, der grösste Teil deiner Familie tot, bis auf Kathrin – und natürlich Sandra, dieser Verräterin. Also habe ich mich auf die Suche nach Kathrin gemacht, doch als ich sie fand, war sie bereits tot, ermordet von den letzten, versprengten Todesser, die das Land noch terrorisierten, obwohl ihr Herr doch verschwunden war.» Ich schluckte schwer, als ich das hörte, dann war es Kathrin ähnlich ergangen wie Frank und Alice Longbottom, die sich nach dem Sturz Voldemorts in Sicherheit gewiegt hatten, nur um dann doch noch von den Todessern heimgesucht zu werden. «Und dann traf ich an ihrem Grab auf Josh und die kaum ein Jahr alte Lantha.»
Arabelle lächelte dem schwarzhaarigen Mädchen zu, die während der ganzen Geschichte bedrückt zu Boden gestarrt hatte. «Vom ersten Moment an als ich sie sah, wusste ich, dass sie die Familiengabe geerbt hatte und ich beschloss bei ihr und Josh zu bleiben und sie zu schützen und ihnen helfen, sich zu verstecken – vor allem als Lantha dann erste Anzeichen für Zauberei zeigte. Sie war im Zaubereiministerium zwar nie registiriert worden, doch damit das auch so blieb, musste ich ihr schon früh beibringen, wie sie mit der Magie richtig umzugehen hatte. Und natürlich musste ich die Spur von ihr nehmen, was nicht einfach war.»
Ich sah zu Lantha hin, die nun ganz Verlegen drein sah. «Tante Arabelle und mein Vater haben mir immer wieder erzählt, dass Hexen eigentlich erst mit elf lernen zu zaubern, wenn sie auch nach Hogwarts kommen. Ich war sieben.»
«Und sie zaubert jetzt bereits auf UTZ-Niveau», fügte Arabelle stolz hinzu.
«Und sie hat auch ihre Gabe ziemlich gut im Griff, kann sogar Eis beschwören, auch wenn sie damit manchmal etwas Bedächtiger umgehen sollte. Man knockt nicht einfach so seine verschollene Tante aus, Lantha», tadelte Josh, wobei es ihm allerdings schwer fiel, einen ernsten Gesichtsausdruck zu machen. Er erinnerte mich an meinen Onkel Lars, der damit auch immer Mühe gehabt hatte.
«Eine Tante, die nach allem, was ihr mir immer erzählt hat, eigentlich tot ist», verteidigte sich Lantha und nun sahen alle drei betreten und entschuldigend zu mir.
«Da gibt es nichts zu entschuldigen. Ich war tot», erklärte ich leise und erzählte ihnen dann alles. Ich berichtete ihnen von dem Erlebnis auf dem Friedhof letztes Jahr, wo ich als Lichtgestalt aus Voldemorts Zauberstab gekommen war und wie ich dann mit Harry nach Hogwarts gekommen war. Ich berichtete, dass ich keinerlei Erinnerungen an meine Vergangenheit gehabt hatte und dass mir auch jetzt noch immer grosse Stücke fehlten. Ich erzählte, wie Severus mich über die Ferien bei sich aufgenommen hatte, wie ich dem Orden des Phönix beigetreten war und wir schliesslich beschlossen hatten, dass ich erstmal zurück nach Hogwarts sollte, um mein Wissen aufzufrischen. Und schliesslich erzählte ich ihnen, wie ich das Schloss unter Wasser gesetzt hatte und danach hierher gekommen war.
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Lucy Adria - Die Kräfte des Wassers (HP FF)
FanfictionAls Lucy Adria in Hogwarts auftaucht, kann sie sich an absolut nichts erinnern ausser an das, was nur wenige Augenblicke zuvor geschehen ist. Zudem herrscht überall helle Aufregung, was nicht gerade dabei hilft, das Chaos, das sich ihr Leben nennt...