Epilog - Eine nicht mehr verlorene Seele

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Im Nachhinein konnte ich nicht mehr genau sagen, wie es dazu gekommen war, dass alle verbliebenen Mitglieder des Ordens sich nur wenige Stunden später in Adria's Edge versammelt hatten. Arabelle und Lantha mussten ihnen die Erlaubnis gegeben haben, das versteckte Anwesen zu betreten. Sirius Tod lag noch keinen Tag zurück und schon hatte der Orden des Phönix sein altes Hauptquartier geräumt und sich in Adria's Edge neu eingerichtet – wenn auch fürs Erste nur provisorisch. Lantha war ganz hibbelig, während sie die Hexen und Zauberer aufmerksam beobachtete. Sie war bisher nie gross unter Leute gekommen. Arabelle und Josh hatten sie immer von der Welt abgeschirmt. Josh hingegen war einfach nur begeistert, so viele Zauberer um sich zu haben, die er über die magische Welt ausfragen konnte. Arabelle war skeptisch. Obwohl es ihre Idee gewesen war, die Ordensleute hierher zu beordern, war sie sich nicht sicher, ob es die richtige Entscheidung gewesen war. Und ich? Ich machte mir weniger Gedanken darum, ob der Orden jetzt hier war oder nicht, stattdessen versuchte ich verzweifelt die Erinnerungen zu unterdrücken, die dieses Haus in mir hervorrief. An meine Familie, meine Eltern, meine Geschwister, Onkel Lars, sogar an Sandra. Ganz besonders an sie. Wir waren hier einmal glücklich gewesen. Vor langer Zeit.

Jetzt sassen die Mitglieder des Ordens des Phönix um den langen Tisch im Esszimmer von Adria's Edge versammelt. Alle waren da. Dumbledore, Kingsley, Mad-Eye, Remus, Tonks, Molly, Arthur, Bill, Charlie, Fred und George, Alice und Augusta, Dädalus Diggel, Elphias Doge, Aberforth, Mundungus Fletcher, Hestia Jones, Hagrid, Minerva McGonagall und Severus, dessen Blicken ich auswich, wann immer sie in meine Richtung gingen. Arabelle hatte sich ebenfalls unserer Runde angeschlossen und – starrköpfig wie sie beide waren – hatten sich auch Josh und Lantha nicht davon abhalten lassen.

«Das Ministerium hat nun endlich eingesehen, dass wir seit einem Jahr die Wahrheit sagen», berichtete Kingsley gerade. «Blieb ihnen ja auch nichts anderes übrig, als sie den lebensgrossen Beweis vor sich hatten. Jedenfalls wurde Fudge gezwungen zurückzutreten und es wird jetzt über seinen Nachfolger verhandelt. Wahrscheinlich wird Rufus Scrimgeour den Posten bekommen. Als Leiter der magischen Strafverfolgung hat er bewiesen, dass er mit Bedrohungen umgehen kann. Genau so jemanden wollen die Leute jetzt.»

«Wie schätzt du Scrimgeour ein, Kingsley?», fragte Dumbledore.

«Er wird auf jeden Fall alles tun, was nötig ist, um dieser Bedrohung angemessen zu begegnen. Er wird die Leute darüber informieren, wie sie sich zu verhalten haben und welche Vorsichtsmassnahmen es zu beachten gilt. Und natürlich wird er sofort die Auroren auf die Suche nach Voldemort und den Todessern schicken.»

«Und wie steht er zu uns?», hakte Dumbledore nach.

Kingsley zuckte mit den Achseln. «Er ist wohl nicht dein grösster Bewunderer und hält auch nicht sehr viel von 'selbsternannten Widerstandskämpfern', wie er das nennt, aber er ist Pragmatiker und wird nicht zögern, sich mit uns zu verbünden, wenn ihm das im Kampf gegen Voldemort hilft.»

«Aber wir werden uns nicht mit ihnen verbünden», erklärte Aberforth. «Denn wenn das Ministerium fällt, werden wir so ebenfalls in den Abgrund gerissen.»

Dumbledore bestätigte die Worte seines Bruders mit einem Nicken.

«Was werden wir dann tun?», fragte Bill.

«Wir machen so weiter, wie bisher, nur dass es mit den Streicheleinheiten jetzt vorbei ist!», erklärte Mad-Eye und sah in die Runde. «Wir werden kämpfen bis zum Tod!»

In dieser Nacht trennten Remus und ich uns nicht voneinander. Liam hatte Recht, manchmal war das Leben viel zu kurz und ich sollte meine zweite Chance nicht verschwenden. Remus wollte das auch nicht tun und so war schliesslich eins zum anderen gekommen.

Jetzt lagen wir beide aneinander gekuschelt im Bett und sahen gedankenverloren an die Decke. Remus spielte mit meinem Haar.

«Ich glaube, ich hab's jetzt raus, Remus. Ich glaube, ich weiss jetzt, was eine verlorene Seele ist», flüsterte ich in die Dunkelheit hinein.

«Und was ist es?», kam die leise Rückfrage.

«Ich habe mich an meinen Tod erinnert. Wir haben immer gedacht, dass es Voldemort war, der mich getötet hat, oder? Aber das stimmt gar nicht. Ich bin gestorben kurz bevor er den Fluch auf mich gelegt hat.» Remus horchte auf. «Du erinnerst dich doch sicherlich noch an diesen Fluch, der mich in der Brust getroffen und meine Lunge verletzt hat. Ihr habt mich zwar sofort geheilt, doch irgendwie hat der Fluch doch wieder die Oberhand bekommen und begonnen, meine Lunge zu zerstören. An diesem Fluch bin ich dann gestorben.»

«Und was hat das jetzt mit der verlorenen Seele zu tun?», murmelte Remus in mein Haar.

«Ich habe meinen Körper verlassen, bin aber noch für einen Moment in dieser Welt verweilt. Jedenfalls hat Voldemort genau dann den Todesfluch auf mich abgefeuert, also auf meinen Körper, aber irgendwie hat er auch mich, also meine Seele, erwischt und dann war alles schwarz. Und Jahre später, auf diesem Friedhof, bin ich als Lichtgestalt aus seinem Zauberstab gekommen. Vielleicht war meine Seele durch den Todesfluch im Stab gefangen, auf jeden Fall ist sie nicht dort hingegangen, wo Seelen nach dem Tod sonst hingehen. Sie war verloren – ich war verloren.»

«Jetzt bist du's nicht mehr, Lu. Du bist nicht mehr verloren, du bist jetzt hier», flüsterte Remus mir zu und zog mich noch etwas näher zu sich.

Ich kuschelte mich noch tiefer in seine Arme. Ja, ich war nicht länger verloren. Ich hatte eine zweite Chance erhalten, ich hatte sie ergriffen und ich jetzt würde für sie kämpfen und sie nie, niemals mehr loslassen.


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Hallo ihr Leseratten und Potterheads

Ein letztes Mal melde ich mich zu Wort. Lucys Geschichte ist hier noch nicht zu Ende, sie wird zusammen mit Remus weiter gegen Voldemort kämpfen und auch an der finalen Schlacht teilnehmen, wo sie vielleicht (nicht) sterben wird. Mein Part als Erzählerin ihrer Geschichte ist hier jedoch zu Ende. Ich hoffe es hat euch gefallen.

Ich bin froh, dass ich meine allererste Fanfiction jetzt nach fast drei Jahren doch noch fertig bekommen habe. Ehrlich gesagt habe ich oft daran gedacht, einfach aufzuhören, konnte es dann aber doch nicht sein lassen, denn eure Votes haben mich immer wieder zum Weiterschreiben motiviert.

Jetzt bleibt mir nur noch euch einen frohen vierten Advent, frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr zu wünschen - und dass ihr euch während der Festtage und danach nicht mit Corona herumplagen müsst.

Liebe Grüsse
Eure Daydream-Fantasy


Lucy Adria - Die Kräfte des Wassers (HP FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt