26. Kapitel - Neuer Tag, neues Glück ...?

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Mit hängenden Schultern machte ich mich auf den Weg zu Severus Büro in den Kerkern. Die Glocke zum Ende der Stunde läutete und überall strömten Schüler aus den Klassenzimmern. Sie waren alle glücklich, weil der Unterricht für diesen Tag endlich vorbei war. Wie gerne wäre ich jetzt mit ihnen zusammen hoch in den Ravenclawturm gestiegen und hätte es mir im Gemeinschaftsraum gemütlich gemacht, denn das was mir jetzt bevor stand, würde sicher nicht gemütlich werden.

Genau wie ich erwartet hatte, flippte Severus vollkommen aus. „Bist du wahnsinnig geworden, Lucy?! Du weisst doch genau, was du von Umbridge erwarten kannst. Du kennst die Meinung des Ministeriums zu diesem Thema. Umbridges Meinung! Und, auch wenn es uns allen nicht passt, wie das Ministerium zur Rückkehr des Dunklen Lords steht, so darfst du doch unter keinen Umständen vergessen, wie viel Einfluss das Ministerium hat. Wenn Umbridge in der Lage ist, zwei und zwei zusammen zu zählen, dann wird sie wissen, dass du mit auf dem Friedhof warst. Und dann wird sie dich fragen, wie du dort hingekommen bist."

Ich wurde blass. Daran hatte ich überhaupt nicht gedacht. Ich hatte an gar nichts gedacht. Nur an Cedric und an meine Rache an Voldemort, weil er all diese Menschen getötet hatte.

„Hattest du dich wenigstens soweit im Griff, dass deine Gabe nicht zum Vorschein kam?", fragte Severus etwas ruhiger.

Meine Gesichtsfarbe wechselte in Sekundenschnelle von weiss zu rot. „Mehr oder weniger", murmelte ich.

„Was heisst, ‚mehr oder weniger'?", fragte Severus scharf.

„In meiner Hand hat sich ein Wasserball gebildet", sagte ich und fügte dann, als ich Severus Miene sah, schnell hinzu, „aber Umbridge hat ihn nicht gesehen. Und ich glaube auch sonst niemand."

„Du glaubst?", Severus Stimme war nicht mehr als ein Knurren.

Ich biss mir auf die Lippen. Schlechte Formulierung. Severus durchbohrte mich nach wie vor mit Blicken.

„Ähm, wenn wir schon bei Verteidigung gegen die dunklen Künste sind ...Flitwick meinte, du würdest mich unterrichten?", versuchte ich einen Themenwechsel.

Widererwarten ging Severus darauf ein. „Ja. Und in Zaubertränke auch. Aber wohl nicht diese Woche", setzte er noch verärgert hinzu.

„Kannst du Umbridge nicht sagen, dass ich hoffnungslos mit dem Stoff hinterherhinke und es wenig Sinn macht, wenn ich an ihrem Unterricht teilnehme?"

Ein süffisantes Grinsen breitete sich auf Severus Lippen aus. „Ich glaube nicht. Das wirst du aussitzen müssen. Ausserdem wäre es für keinen von uns von Vorteil, wenn sie erfährt, dass ich dich in Verteidigung unterrichte."

Da hatte er leider Recht. Was allerdings den Unterricht in dieser Woche anging... „Severus, hast du noch etwas vor vor dem Abendessen?"

Er zog eine Augenbraue in die Höhe. „Wieso?"

„Naja, wenn ich schon mal hier bin, dann könnten wir die Zeit doch auch sinnvoll nutzen..."

„Nun gut", antwortete Severus mit einem Seufzen. Er lotste mich durch eine versteckte Tür in seinem Büro in sein Wohnzimmer, das noch genau gleich aussah, wie Ende letztes Jahr. Wieso sollte es sich auch verändert haben? Es war ein kleiner, aber gemütlicher Raum. Es gab zwei Türen, die in weitere Räume führten und zwei Fenster, die nach Osten gingen und durch die am Morgen wahrscheinlich die ersten Sonnenstrahlen des Tages in den Raum fielen. Zwischen den beiden Fenstern hing ein grosses Slytherinbanner, allerdings war es das einzige in diesem Raum, das an Severus Haus erinnerte. Des Weiteren gab es im Wohnzimmer des Mannes, den ich als meinen Bruder bezeichnete, ein grosses blaues Sofa, auf dem ich auch schon einmal übernachtet hatte, zwei grosse, gemütliche Sessel in der selben Farbe und einen Tisch mit vier Stühlen, an den aber auch sechs gepasst hätten. Der Tisch war über und über mit Büchern und Pergamenten bedeckt, auf der Couch lag eine zusammengefaltete hellblau und weiss gestreifte Decke. Es gab einen Kamin, in dem ein munteres Feuer prasselte, dass die Kerkerkühle aus dem Raum vertrieb. Eine ganze Wand war mit Bücherregalen vollgestellt. Es waren nicht ganz so viele Bücher wie in seinem Haus in Spinners End, aber doch eine beeindruckende Sammlung. Die restlichen Wände wurden von verschiedenen Bildern geschmückt. Es waren alles Naturaufnahmen. Die meisten zeigten das Meer und die turmhohen, gezackten Klippen die so typisch waren für Cornwall. Die anderen Bilder zeigten das Schottische Hochland, die Heide, Berge und Seen.

Lucy Adria - Die Kräfte des Wassers (HP FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt