In den nächsten beiden Tagen verbrachte ich so viel Zeit wie möglich mit Severus. Er begann mich zu unterrichten, nicht nur in Zaubertränken wie bis anhin, sondern auch in den anderen Fächern. Dabei wurde es zunehmend zum Problem, dass ich keinen eigenen Zauberstab hatte, ein Umstand den wir so bald wie möglich ändern mussten. Trotzdem war ich sehr stolz, dass ich den Schwebezauber und die Verwandlung eines Streichholzes in eine Nadel und sogar wieder zurück hinbekommen hatte. Als nächstes wollte Severus mir einen Trocknungszauber beibringen.
Nebst unseren gemeinsamen Übungsstunden am Abend, hatten wir auch unsere Mahlzeiten gemeinsam eingenommen und so kam es, dass ich jetzt neben ihm am Lehrertisch sass, während sich alle für das Abschlussessen in der Grossen Halle versammelten. Anders als sonst war die Halle nicht in der Farbe des Hauses geschmückt, das den Hauswettbewerb gewonnen hatte, sondern mit schwarzen Tüchern; zu Ehren von Cedric Diggory, dem Jungen, der auf dem Friedhof sein Leben gelassen hatte. Ich hatte ihn weniger als fünf Minuten gekannt und das nur in seiner Lichtgestalt und trotzdem ging mir sein Tod sehr nahe. Vielleicht ja gerade deswegen...
Als sich Dumbledore erhob, verstummten die wenigen, geflüsterten Unterhaltungen vollkommen. „Wieder einmal", sagte Dumbledore und sah in die Gesichter rundum, „wieder einmal geht ein Jahr zu Ende."
Er hielt inne und sein Blick fiel auf den Tisch der Hufflepuffs. Bevor er aufgestanden war, hatte dort die gedrückteste Stimmung geherrscht, und dort sah man auch die blassesten und traurigsten Gesichter in der Halle.
„Es gibt viel, was ich euch heute Abend sagen möchte", fuhr Dumbledore fort, „doch will ich zuerst daran erinnern, dass wir einen grossartigen Menschen verloren haben, der hier unter uns sitzen und das Essen mit und geniessen sollte." Er wies zu den Hufflepuffs herüber. „Ich möchte euch bitten, aufzustehen und die Gläser zu Ehren Cedric Diggorys zu erheben."
Wir taten es, ohne Ausnahme; Stuhlbeine kratzten über den Boden, dann hatten sich alle erhoben, und eine Stimme, laut und tief wie fernes Donnergrollen, erklang in der Halle: „Cedric Diggory." Die Trauer, die in diesen beiden kurzen, mehrstimmig gesprochenen Worten lag, frass sich in mein Herz.
„Cedric war ein Mensch, der viele Tugenden, welche das Haus Hufflepuff auszeichnen, in sich vereinte", fuhr Dumbledore fort, „Er war ein guter und treuer Freund, ein fleissiger Schüler, ein Mensch, der das Fairplay schätzte. Sein Tod hat euch alle berührt, ob ihr ihn gut kanntet oder nicht. Deshalb glaube ich, dass ihr das Recht habt, genau zu erfahren, wie es dazu kam."
Ich hob den Kopf. Meine ganze Aufmerksamkeit lag jetzt auf Dumbledore. Was würde er sagen? Wie kam es dazu, dass der Junge sterben musste?
„Cedric Diggory wurde von Lord Voldemort ermordet."
Ein panisches Flüstern erhob sich in der Grossen Halle. Viele starrten Dumbledore ungläubig, ja entsetzt an. Ich schwankte, mir war schwindelig und ich griff nach der Tischkante.
„Lucy? Alles in Ordnung?", fragte Severus leise.
„Ich glaube schon", antwortete ich ihm, wobei ich allerdings meine Finger noch fester in den Tisch krallte. Unter meinen Fingern färbte sich das Holz dunkler und ich atmete langsam und zitternd ein, um meine Gefühle wieder unter Kontrolle zu bekommen. Bitte Morgana, jetzt nur keine Wasserlachen oder Erinnerungen, bitte! Ich merkte, dass Severus mich durchschaut hatte, doch er sagte nichts. Er rückte nur etwas näher zu mir heran, wahrscheinlich um mich im Fall der Fälle auffangen zu können.
Währenddessen wartete Dumbledore vollkommen ruhig und geduldig, bis sich das Gemurmel wieder gelegt hatte.
„Der Zaubereiminister wünscht nicht", erklärte Dumbledore, „dass ich euch dies sage. Vielleicht werden manche eurer Eltern entsetzt darüber sein – entweder, weil sie nicht glauben wollen, dass Lord Voldemort zurückgekehrt ist, oder weil sie meinen, ich sollte es euch nicht sagen, weil ihr noch zu jung seid. Es ist jedoch meine Überzeugung, dass die Wahrheit immer der Lüge vorzuziehen ist und dass jeder Versuch, so zu tun, als wäre Cedric durch einen Unfall gestorben oder durch einen eigenen Fehler, eine Beleidigung seines Andenkens ist."
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Lucy Adria - Die Kräfte des Wassers (HP FF)
FanficAls Lucy Adria in Hogwarts auftaucht, kann sie sich an absolut nichts erinnern ausser an das, was nur wenige Augenblicke zuvor geschehen ist. Zudem herrscht überall helle Aufregung, was nicht gerade dabei hilft, das Chaos, das sich ihr Leben nennt...