Lucy Adria - Die Kräfte des Wassers (HP FF)

49. Kapitel - Gaben

«Lucy? Kann ich dich mal was fragen?» Ganz unverhofft war Neville am Ravenclawtisch aufgetaucht, wo ich gerade mit Mór, Lisa, Padma und Mandy beim Frühstück sass.

«Klar doch, schiess los», meinte ich und schmierte gemütlich Honig auf meinen Toast. Meine Absicht war es, das Frühstück so lange wie möglich in die Länge zu ziehen, damit ich den unumgänglichen Zeitpunkt, an dem die anderen vier mich zum Lernen in die Bibliothek schleppen würden, noch etwas hinauszögern konnte.

«Also, vielleicht irgendwo, wo nicht die ganze Schule zuhört?», nuschelte Neville.

Ich seufzte. Was war das nur mit diesen Gryffindors, dass sie mich alle unter vier Augen sprechen wollten. «Na gut», willigte ich schliesslich ein und stand auf. «Wir sehen uns dann später in der Bibliothek», verabschiedete ich mich von meinen Klassenkameradinnen.

Neville führte mich nicht weit, nur bis in den Gang, der in Richtung Verwandlungsklassenzimmer führte und der völlig verwaist dalag.

«Also, was gibt's?»

Neville knetete seine Hände. «Nun, meine Ma hat mir geschrieben, sie würde dich in den Ferien gern treffen. Sie hat auch schon an Dumbledore geschrieben, ob er denn einverstanden sei und der meinte, da es ja Ferien sind, geht das in Ordnung. Also, wenn du möchtest ... Meine Ma würde sich freuen und auch Oma ...»

«Das ist sehr lieb, Neville, aber ich muss mir das erst noch etwas überlegen, okay?», antwortete ich ausweichend.

Neville nickte nur.

Etwas später machte ich mich auf den Weg in die Bibliothek, wo Mór, Mandy, Padma und Lisa bereits auf mich warteten. Für heute hatten wir uns vorgenommen, Zauberkunst zu büffeln – eines meiner Lieblingsfächer; von Severus wusste ich, dass es das auch früher schon gewesen war. Was mich daran so faszinierte, war die Art, wie in diesem Fachgebiet die Magie geformt wurde, wobei mein neuer Zauberstab mir da natürlich ganz neue Einblicke bescherte.

Die Bibliothek war heute Morgen ziemlich voll. Scheinbar hatten nicht nur Fünft- und Siebtklässler sich zum Lernen hierher zurückgezogen, sondern auch einige aus den anderen Klassen, die sich bereits jetzt auf die Abschlussprüfungen vorbereiteten. Eine Menge Ravenclaws waren darunter, aber auch Hufflepuffs und ein paar Slytherins. Gryffindors entdeckte ich nur wenige. Ich lief zwischen den Regalen entlang und schaute bei den Arbeitsplätzen vorbei, um meine Freundinnen zu finden, allerdings ohne Erfolg. Konnte natürlich sein, dass ich sie übersehen hatte. Ich war bereits drauf und dran, meine Runde zu wiederholen, als meine Gedanken zu meinen Überlegungen zu Zauberkunst zurückglitten und zu meinem neuen Zauberstab und was ich damit alles anstellen konnte. Vor dem Schuljahr und am Anfang hatte ich häufig ungesagte Zauber gewirkt – sehr zu Severus Verdruss – ich hatte mich sehr konzentrieren müssen, musste der Magie eine ganz bestimmte Form geben, allein mit Konzentration und Willenskraft wie ich es auch mit Wasser tat. Leider hatte ich dieses Thema nicht weiter vertieft, zu sehr war ich mit dem Schulstoff, der DA, mit Lernen und den Stoffwiederholungen aus dem vergangenen Schuljahr beschäftigt gewesen. Aber jetzt könnte ich diese Art der Magie gut gebrauchen, wenn es mir gelänge, eine Art Suchzauber aufzubauen ...

Ich schloss die Augen und konzentrierte mich. Was suchte ich? Meine vier Freundinnen, Mór, Padma, Lisa und Mandy. Aber wahrscheinlich war es einfacher, nur nach einer von ihnen zu suchen. Nach Mór, denn sie kannte ich am besten. Ich versuchte mich daran zu erinnern, wie ich Mór wahrgenommen hatte, wenn sie zauberte. Wie sich ihre Magie angefühlt hatte. Dann griff ich nach meiner Magie und schickte sie aus, um Mórs Magie zu suchen. Im selben Moment fiel mir auf, dass ich meinen Zauberstab gar nicht in der Hand hielt, stattdessen warf die Luft um mich herum kaum sichtbare Wellen und ich spürte, wie die Wassertröpfchen in der Luft gegeneinander stiessen und durch den Raum brandeten, um meinen Zauber auszuführen. Nicht wenige Schüler schauderten oder zuckten zusammen, als die Wogen sie berührten, manche hoben sogar ihre Köpfe und schauten sich suchend um.