25. Kapitel - Das ist KEINE Lüge!

386 29 1
                                    

Die Professorin führte mich, trotz meiner beständig genuschelten Wiederworte, zum Krankenflügel und lieferte mich bei Madam Pomfrey ab. Ein Mädchen mit dunklem Kraushaar und sturmgrauen Augen und ein Junge mit braunem Haar und blauen Augen waren uns gefolgt und blieben bei mir, während Madam Pomfrey mich untersuchte. Beide trugen Umhänge mit Ravenclawabzeichen.

„Miss Adria, woran können Sie sich erinnern?", forderte Madam Pomfrey meine Aufmerksamkeit.

„Ich war in Alte Runen. Wir haben die Aufgabe bekommen, Referate über eine Rune zu halten", sagte ich immer noch etwas undeutlich.

„Ja genau", sagte das schwarzhaarige Mädchen und zog einen kleinen Zettel aus der Hosentasche und hielt ihn mir hin. Auf dem Zettel war eine Rune zu sehen, die aussah wie eine verkehrte eins – Laguz. „Das ist deine Rune."

„Ich weiss", sagte ich, was das Mädchen die Stirn runzeln liess.

„Aber du hast den Zettel doch bis eben nicht gesehen", sagte sie und klang genauso verwirrt, wie ich mich fühlte.

„Wo sind eigentlich Sirius und Remus hin verschwunden?", fragte ich die beiden Schüler. „Sie waren doch vorhin gerade noch im Klassenzimmer."

Ich hörte, wie Madam Pomfrey scharf die Luft einsog und wandte mich der Krankenschwester zu. „Miss McDougal, Mr. Corner, bitte gehen Sie zu Ihrer nächsten Stunde. Miss Adria braucht Ruhe, um sich von diesem Vorfall zu erholen", sagte sie resolut und die beiden Schüler zottelten mit einem letzten, besorgten Blick auf mich ab.

Kaum hatten sie den Krankenflügel verlassen, rauschte ein grosser, dunkler Mann herein. Ihm folgte das Mädchen mit den bauschigen Haaren von vorhin. Sie sagte, sie wolle meinen Cousin holen? Nun, dieser Mann hier war ganz bestimmt keiner meiner Cousins, da war ich mir sicher, auch wenn ich so viele Cousins – und auch Cousinen – hatte, dass ich gerne mal den Überblick verlor. Ja, wir Adrias waren eine grosse, weitverzweigte Familie.

„Miss Granger, gehen Sie zurück in den Unterricht", blaffte der Mann das Mädchen an und kam dann auf mich zu. Vor dem Bett, auf das Madam Pomfrey mich gedrückt hatte, ging er in die Knie.

„Lucy? Wie geht es dir?", fragte er mich.

„Sie scheint noch in einer Erinnerung festzustecken. Sie hat mich vorhin gefragt, wo Black und Lupin seien", erklärte Madam Pomfrey ihm.

Der Mann schürzte die Lippen. Die ganze Zeit hatte er mich nicht aus den Augen gelassen. Jetzt hob er die Hand und strich mir übers Haar. „Lu, ich bin's, Sev. Komm zurück", flüsterte er, während er über mein Haar und meine Wangen strich.

„Sev", murmelte ich. „Sev." Irgendwo in meinem Kopf machte es klick und dann erkannte ich in dem Mann vor mir meinen besten Freund aus Kindertagen. Meinen Bruder, denn das war er für mich immer gewesen. „Sev!", dieses Mal kam es als Schluchzen und sobald ich einmal damit angefangen hatte, konnte ich mit dem Weinen nicht mehr aufhören. Sev setzte sich neben mich aufs Bett und nahm mich in die Arme. Beruhigende Worte flüsternd strich er mir über den Rücken und drückte mich fest an sich. Ich vergrub meinen Kopf an Sevs Schulter und atmete tief seinen vertrauten Geruch ein. Langsam beruhigte ich mich wieder.

„Erzähl' mir, was du gesehen hast", forderte er mit ruhiger Stimme und rückte etwas von mir ab. Ich schilderte ihm die Erinnerung. Sev sagte kein Wort, als ich geendet hatte. Stattdessen nahm er mich wieder in die Arme.

„Ich möchte Sie beide ja nur ungern unterbrechen, aber Sie müssen zurück zum Unterricht, Severus, sonst verpassen Sie die nächste Stunde", sagte Madam Pomfrey. Hatte sie die ganze Zeit neben uns gestanden? Dann fiel mein Blick auf die Fläschchen in ihren Händen. Offenbar nicht, denn die hatte sie vorhin noch nicht dabei gehabt.

Lucy Adria - Die Kräfte des Wassers (HP FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt