KAPITEL VIERUNDSECHZIG
A B O U T T H E M A N W H O
W A S M Y F A T H E RCHARLIE CARTER
Wann Charlie darauf gekommen ist, weiß er nicht mehr. Oder wann er es geahnt hatte.
Vielleicht in den Momenten, in denen seine Mutter unruhig im Wohnzimmer auf und ab gegangen ist. Oder wenn sie sich nächtelang die Augen aus dem Kopf geweint hat. Vielleicht war es bevor er den Brief erhielt, der alles erklärte. Vielleicht war es aber auch dann, als ihn die Leute auf der Straße angestarrt haben, als wäre er ein anderer und als hätten sie dieses Gesicht vor Jahren schon einmal gesehen. Und wahrscheinlich wollte er es nur nicht wahrhaben.
Objektiv betrachtet, dann war die Vorstellung, dass dein Dad ein tragischer Held ist, gar nicht mal so schlecht. Doch er wusste es besser.
Warum sonst wäre Mum kurz nach Averys Geburt Hals über Kopf aus ihrem Zuhause ausgezogen und hätte sich in Little Whinging niedergelassen? Warum war sie so verängstigt gewesen, als Sirius Black aus dem Gefängnis von Askaban ausgebrochen war, wenn sie nicht irgendetwas mit ihm zu tun gehabt hätte?
Doch immer, wenn ihre Kinder sie darauf ansprachen, wich sie ihren Fragen aus und erfand eine neue, irrsinnige Ausrede. Doch selbst, wenn es stimmte, selbst wenn all seine Vermutungen sich bewahrheiten würden, Sirius Black würde in ihren Augen ein Fremder sein. Er hatte zwölf Jahre in Askaban verbracht, ob schuldig oder nicht, es spielte keine Rolle. Sondern einzig und allein die Tatsache, dass er Grace damals verlassen hat. Er hat sich entschieden. Sich entschieden, seine Familie zurück zu lassen und diese Wahl hatte ihm keiner abgenommen.
Wenn Charlie sich dann an die Zeit zurück erinnerte, als er noch jünger war, musste er auch zwangsläufig daran denken, dass damals noch alles gut gewesen war. Seine Mutter hatte für sie gekocht, war mit ihnen in den Urlaub gefahren und sie hatten ein Leben, wie jede andere Familie, geführt.
Doch dann hatte Charlie eines Tages das Foto von den glücklichen, lachenden Menschen in einer ihrer Kisten auf dem Dachboden gefunden. Seine Mutter war darauf gewesen. So jung und strahlend und ohne die harten Züge, die sich mittlerweile in ihrem Gesicht abzeichneten. Und da war dieser Mann gewesen, der neben ihr gestanden und seine Arme um sie geschlungen hatte. Der gutaussehende Mann mit den dunklen Locken und dem schiefen Grinsen im Gesicht.
Damals hatte Charlie sie gefragt, ob er seiner und Averys Dad sei, der im Krieg gestorben war. Doch sie war nur wütend geworden, hatte ihm das Bild entrissen und es zurück in die Kiste gestopft. Zurück zu allen anderen Erinnerungen.
Grace sprach nicht oft von ihrer Vergangenheit. Und wenn, dann nur mit einem traurigen Lächeln auf den Lippen. Und sie sagte immer so was wie: „Die Vergangenheit soll nicht ausgegraben werden."
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the beauty of grace, 𝐒𝐈𝐑𝐈𝐔𝐒 𝐁𝐋𝐀𝐂𝐊
FanficTHE BEAUTY OF GRACE | ❝Wir waren alle unzertrennlich. Bis die Liebe kam. Und der Krieg.❞ Grace Carter war sich bisher immer sicher gewesen, ihren Platz in der Welt zu kennen. Ihr Leben war bis auf Weiteres verplant: Sie wollte die Hogwartsschule fü...