KAPITEL NEUNUNDSECHZIG
A C I D R A I NJONAS TRAVERS
OKTOBER, 1996Jonas Travers war ein guter Junge gewesen. Er war gut und rein und verdorben.
Er war ganz alleine in seinem Anwesen in Northampton. Er wusste, dass die Auroren kommen würden. Sie wussten, wo er war, und sie wussten, was er getan hatte. Von all den schrecklichen Dingen, die er getan hatte.
Er erinnerte sich noch sehr gut an den Tag, an dem Hannah starb. Er erinnerte sich, wie seine Cousine vor Schmerz geschrien hatte. Doch Jonas Travers schritt nicht ein. Jahre später fragte er sich, warum er damals nicht gehandelt hatte, warum er dabei zugesehen hatte, wie seine Cousine bis zum Wahnsinn gefoltert worden war und warum er ihr nicht geholfen hatte. Und er würde für den Rest seines Lebens die Schuldgefühle in sich tragen.
Er seufzte leise, kippte den letzten Schluck Alkohol aus einem Whiskyglas hinunter und zog mit geschlossenen Augen an einer halb heruntergebrannten Zigarette. Er ließ sich auf das durchgesessene Sofa im Salon fallen und legte mit geschlossenen Augen in den Kopf in den Nacken. Sein Kopf schmerzte, ein dumpfes Pochen machte sich hinter seiner Schläfe breit.
Er öffnete die Augen, streckte sich nach vorn und griff nach dem zerknitterten Brief, der auf dem Couchtisch lag. Mit zitternden Fingern strich er das Blatt Pergament glatt.
Grace, was habe ich getan? Wir haben jetzt März und Taylor hat mich vor ein paar Tagen dazu überredet, ihn und ein paar andere bei einem ihrer Aufträge zu begleiten. Bei Merlin, ich wusste nicht, was sie vor hatten, ich schwöre es. Taylor hat mir nie von seinen Machenschaften als Todesser erzählt und ehrlich gesagt, wollte ich auch nichts davon wissen. Aber jetzt ist Hannah tot und ich bin Schuld daran. Auch wenn mir die anderen einreden, dass sie eine Blutsverräterin war und es nicht anders verdient hat, fühle ich mich nicht besser. Ich habe dabei zugesehen, wie sie gefoltert wurde, und ich habe nichts dagegen getan. Was sagt das bloß über mich aus? Ich habe sie sterben lassen, weil ich Angst hatte, weil ich zu feige war. Ich bin nicht viel besser, als sie. Ich hatte nie den Mut, mich von meiner Familie loszureißen, meinem Schicksal zu entfliehen. Merlin, so viel hat sich verändert. Dieser ganze Wahnsinn wird übermächtig und ich weiß nicht, wie ich das alles noch länger aushalten soll. Ich kann ein Ende dieses elenden Krieges kaum noch abwarten. Und ich weiß, dieser Brief kann nichts ungeschehen machen, aber du sollst wissen, dass es mir leid tut. Ich wollte dieses Leben nie, aber ich war nicht stark genug, um mich davon zu befreien. Jonas
Der Brief war unbeantwortet zurückgekommen.
Jonas stand wieder auf, starrte ihn einen Moment mit Tränen in den Augen an, dann zerknüllte er ihn in der Hand, drehte sich um und warf sein Glas mit einem wütenden Schrei gegen die Wand vor ihm. Whisky spritzte auf den Boden und Glassplitter flogen in alle Richtungen. Jonas blinzelte, eine Träne fiel aus seinem Auge. Hastig wischte er sie weg.
Seine Haut prickelte, als würden Tropfen aus saurem Regen auf seine Arme fallen.
Er ließ den den zerknitterten Brief fallen. Dann ging er in die Garage, die direkt an das Anwesen gebunden war. Mit ruhigen Fingern durchsuchte er den Werkzeugschrank nach einer Schlinge, die er letztendlich fand. Er zog seinen Zauberstab aus der hinteren Tasche seiner Hose und ließ das Rolltor, das bislang noch offen stand, mit einem Rattern hinunter. Er schob einen abgewetzten Schemel in die Mitte der leeren Garage und warf die Schlinge über den Holzbalken über sich. Dann stellte er sich auf den Hocker und schloss die Augen.
Das Letzte, an was er dachte, war Flos Lachen und ihre leuchtend roten Haare.
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the beauty of grace, 𝐒𝐈𝐑𝐈𝐔𝐒 𝐁𝐋𝐀𝐂𝐊
FanficTHE BEAUTY OF GRACE | ❝Wir waren alle unzertrennlich. Bis die Liebe kam. Und der Krieg.❞ Grace Carter war sich bisher immer sicher gewesen, ihren Platz in der Welt zu kennen. Ihr Leben war bis auf Weiteres verplant: Sie wollte die Hogwartsschule fü...