Loving You - Kapitel 1

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„Hoppla! Auweia!", entsetzt starrte ich auf die Keramiktöpfe, die mit einem lautem Klirren auf den harten Fließenboden des Baumarktes aufschlugen. Die Leute um mich herum drehten sich um, und blickten mich missbilligend an. Ich spürte, wie mir die Röte ins Gesicht schoss.

„Warum bin ich nur immer so schusselig?", dachte ich als ich mich ziemlich unbeholfen bückte, um die Scherben aufzusammeln.

Dabei wollte ich doch nur den einen pinkfarbenen Blumentopf mit diesen süßen blauen Blümchen im obersten Regal erwischen. Irgendwie verfing sich dann meine Jeansjacke in den anderen Töpfen und „zack", da fielen sie auch schon und ich konnte nichts mehr dagegen tun.

„Halt! Nicht mit den Händen anfassen! Du verletzt Dich sonst. Warte! Ich helfe Dir!", der Typ, der gerade auf mich zugelaufen kam trug dasselbe quietschgelbe Hemd, das alle Angestellten des Baumarktes trugen. Aufgrund seiner kaffeebraunen Hautfarbe wirkte es an ihm jedoch besonders gelb. Er erinnerte mich ein bisschen an die kleine Pokékmon Figur Pikachu.

„Es...es tut mir leid...ich bezahle das natürlich!", stammelte ich, während Pikachu einen Besen schnappte und begann, mein kleines Missgeschick aufzukehren.

„Nahh...das ist doch kein Problem. Sowas passiert hier andauernd. Mach Dich nicht verrückt.", er hielt inne und schenkte mir ein strahlendes Lächeln. Ich atmete erleichtert auf. Es war das erste Mal, seit ich nach Charleston gezogen war, dass jemand so nett zu mir war. Ich hatte die Stadt eigentlich in guter Erinnerung gehabt. Immer wenn ich Großmutter besucht hatte, waren die Leute hier so freundlich zu uns. Doch plötzlich schien sich das geändert zu haben. Es war alles andere als einfach für mich, alleine in dieser Stadt zurecht zu kommen.

Pikachu streckte mir eine Hand entgegen: „Mein Name ist Cole. Ich arbeite hier."

„Ich weiß!", antwortete ich und deutete auf sein Hemd.

Er blickte mich zuerst verwundert an, dann lachte er: „Achso, dieses Hemd verrät alles. Na klar! Ich habe Dich hier noch nie gesehen. Neu in der Stadt?"

Ich nickte: „Ja, ich bin seit einer Woche hier. Oh, bitte entschuldige. Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Katharina."

„Freut mich sehr, Katharina." er schüttelte überschwänglich meine Hand, „Das ist aber kein typischer Südstaaten Name."

„Nee, ich komme aus New Jersey und mein Name kommt von meiner Mom. Sie ist Deutsche. Deshalb auch die Aussprache."

„Die meisten nennen Dich doch bestimmt Kate oder so.", Cole hatte mittlerweile alle Scherben aufgekehrt und beförderte sie nun in einen Abfalleimer.

Wie immer war ich empört darüber, wenn es mal wieder jemand wagte, meinen Vornamen zu verunstalten.

„Nein!", protestierte ich, „Das heißt Katharina. Da gibt es keine Abkürzung. Nichts für ungut, da bin ich echt empfindlich."

„Oh bitte entschuldige.", Cole blickte verlegen auf den Fußboden, „Ich wollte Dich nicht..."

„Schon gut!", ich lächelte und berührte seinen Arm, „Ich danke Dir. Du bist der erste freundliche Mensch hier."

Plötzlich wurde Cole's Miene sehr ernst: „Das kann ich mir gar nicht vorstellen, Du bist doch ein nettes Mädchen. Weshalb sollten die Leute unfreundlich zu Dir sein?"

„Vielleicht bilde ich es mir auch nur ein.", ich zuckte mit den Achseln, „Es ist das erste Mal, dass ich von zu Hause fort bin und auf eigenen Füßen stehe. Meine Großmutter ist vor einem Monat gestorben und ich habe ihr Haus geerbt. Aber es ist total renovierungsbedürftig und es ist teurer, als ich gedacht hatte. Gott sei Dank habe ich einen Job im Café „Ocean" gefunden, aber es ist dennoch hart, so alleine.", ich unterbrach mich selbst und hielt mir erschrocken eine Hand vor den Mund, „Oh mein Gott! Warum erzähle ich Dir das eigentlich alles?"

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