„Kat! Kommst Du mal bitte ins Wohnzimmer? Ich möchte wissen, ob Dir die Farbe so gefällt."
Ich ließ den Wischmob und den Putzeimer stehen und ging über den Flur ins Wohnzimmer.
Jessie hielt noch die Farbwalze in der Hand und betrachtete kritisch die Wand, die er gerade gestrichen hatte. Ich näherte mich ihm von hinten und schlang meine Arme und seine Hüften.
„Es ist einfach großartig! Du machst das sehr gut.", ich gab ihm einen Kuss auf seine Wange, „Wie geht es Dir? Bitte sag Bescheid wenn es Dir zu viel wird, ja?", besorgt strich ich mit meiner Hand durch seine Haare.
Jessie lächelte: „Es ist alles gut, Kat. Es geht mir gut. Die Arbeit lenkt mich ein wenig ab. Es macht mir Spaß!", er strahlte mich an.
„Das freut mich. Bitte hör nicht auf damit. Du machst hier eine verdammt gute Arbeit. Ich wüsste nicht, was ich ohne Dich täte."
Jessie nickte und lächelte verlegen. Ich stemmte die Hände in die Hüften und betrachtete zufrieden die frisch gestrichenen Wände meines Wohnzimmers.
„Wer hätte das noch vor vier Monaten gedacht? Niemals hätte ich geglaubt, dass wir es schaffen, das Haus meiner Großmutter wieder so schnell aufzubauen und zu renovieren. Ich bin so glücklich. Es sieht wie neu aus!", ich bückte mich nach den beiden Farbeimern, die auf dem Boden standen, „Ich werde dann mal mit der Küche weitermachen."
Doch da packte Jessie plötzlich meine Hände und riss mir die Eimer förmlich aus der Hand: „Nichts da! Bist Du verrückt? Du darfst doch nicht schwer heben. Das solltest Du aber wissen!", er sah mich vorwurfsvoll an.
„Ach Jessie, ich bin doch erst im vierten Monat. Ich bin schwanger, aber nicht krank, hörst Du?", beleidigt versuchte ich ihm die Eimer wieder zu entreißen, doch er drehte sich von mir weg und trug sie schnell aus dem Raum, hinüber in die Küche.
„Kommt gar nicht in Frage!", protestierte er, „Du setzt Dich jetzt mal schön hin und legst die Beine hoch. Das war heute schon genug Arbeit für Dich."
Ich musste mir eingestehen, dass sein Vorschlag sehr verlockend klang. Also setzte ich mich auf die neue Bank, die wir am Tag zuvor auf die frisch renovierte Veranda meines kleinen Häuschens gestellt hatten. Ich seufzte. Es war so schön wieder in Charleston zu sein und in Oma's Haus zu wohnen. Wir hatten es tatsächlich geschafft, alles wieder aufzubauen. Gott sei Dank hatte ich meinen Vater dazu überreden können, mir finanziell auszuhelfen. Ich war stolz und überglücklich. Endlich hatte ich meinen Platz gefunden. Ich schloss die Augen und genoss die Wärme der Sonne auf meinem Gesicht.
„Möchtest Du ne Tasse Kaffee?", hörte ich Jessie von drinnen rufen.
„Oh ja! Schrecklich gerne! Du bist mein Engel!"
Es gefiel mir, dass Jessie die Arbeit am Haus so gut tat. Er blühte richtig auf, seit er Wände strich, Holzböden verlegte und den Garten wieder neu bepflanzte. Die Arbeit war wie Therapie für ihn und die Zeiten, in denen er einsam in seinem Zimmer im Krankenhaus ausharren musste, waren endlich Geschichte.
„Hier! Ruh Dich ein bisschen aus!", Jessie streckte mir eine Tasse mit dampfend heißen, wohl duftenden Kaffee entgegen.
„Setz Dich zu mir!", forderte ich ihn auf.
Er setzte sich und ich ergriff sofort die Gelegenheit und legte meinen Kopf in seinen Schoß.
„Ohja, so ist es perfekt.", zufrieden streckte ich meine Beine der Länge nach aus, „Was für ein schöner Tag."
„Du sagst es!", Jessie nahm einen großen Schluck aus seiner Tasse, „Aber wir haben heute noch jede Menge zu tun."
„Oh nein!", seufzte ich, „Ich habe keine Lust mehr. Lass uns für den Rest des Tages einfach hier draußen sitzen, okay?"

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Loving You
Romance**************Abgeschlossen*************************************************************** Nachdem sie das Haus ihrer verstorbenen Großmutter geerbet hat, zieht Katharina Madden von New Jersey nach Charleston, South Carolina. Nach einer zerbrochenen...