Mit einem Ruck stand Matt plötzlich auf, was unsere Gondel sehr stark ins Schwanken brachte.
„Matt! Was tust Du?", panisch klammerte ich mich an der Eisenstange fest, mit dem die Gondel an das Riesenrad festgeschweißt war.
Doch Matt hörte mich nicht. Stattdessen lehnte er sich aus der Gondel und brachte uns somit noch mehr in Schieflage.
„Jessie! Steig sofort wieder zurück, hörst Du? Setz Dich wieder rein! Bist Du wahnsinnig?", ich konnte Angst in seiner Stimme hören.
Als ich Matt's entsetztem Blick folgte, erkannte ich erst was eigentlich passierte. Mir stockte der Atem, als ich sah, wie Jessie gerade dabei war, aus der Gondel hinter uns zu klettern. Mit einer Hand hielt er sich noch am Rand fest, während die Hälfte seines Körpers bereits frei in der Luft hing.
„Oh mein Gott!", rief ich entsetzt, „Jessie! Was soll das? Willst Du Dich umbringen?"
Aufgeregt deutete Jessie nach unten: „Siehst Du sie denn nicht, Matt? Sie ist da unten. Ich muss schnell zu ihr, bevor sie wieder weg ist."
„Was? Was ist da unten, Jessie?", mittlerweile lehnte sich Matt so weit aus der Gondel, dass ich Angst hatte, wir würden gleich zusammen mit Jessie abstürzen.
„Matt! Halt Dich fest!", ich streckte meine Hand nach ihm aus und hoffte, ihn so festhalten zu können, doch ich kam nicht an ihn heran.
„Da unten läuft sie. Mom ist da unten. Ich muss zu ihr!", Jessie machte einen sehr aufgebrachten Eindruck. Plötzlich rutschte er mit einem gewaltigen Ruck noch ein Stück weiter nach unten. Ich schrie vor Schreck auf und hörte außer mir noch andere Menschen, die das Szenario ängstlich beobachteten.
„Nein! Jessie! Beweg Dich nicht, hörst Du?", verzweifelt streckte Matt beide Arme nach seinem Bruder aus, doch Jessie war unerreichbar für ihn. Er blickte suchend nach unten, dann sah ich den todtraurigen Ausdruck in seinen Augen, „Mom ist nicht da unten, Jessie. Bitte steig zurück in die Gondel, okay?"
Die Betreiber des Fahrgeschäftes hatten das Riesenrad bereits gestoppt. Wir hingen auf der höchsten Position fest. Doch zumindest schwankten die Gondeln somit nicht mehr so stark und Jessie hatte die Chance zurück zu klettern. Doch der dachte nicht daran. Stattdessen wurde seine Lage immer prekärer. Ich weiß nicht, wie lange wir so in der Luft verharrten. Es erschien mir wie eine Ewigkeit. Matt flehte seinen Bruder unentwegt an, zurück in die Gondel zu steigen, als ich die Signaltöne eines Rettungswagen hörte, der direkt unter dem Riesenrad hielt. Irgendjemand redete eindringlich durch ein Megaphon auf Jessie ein:
„Bitte setzten Sie sich wieder in die Gondel, Mister. Sie gefährden sich und andere Gäste!"
Doch Jessie schien komplett verwirrt zu sein. Ich hatte den Eindruck, dass er den Ernst der Lage überhaupt nicht erkannte.
„Jessie! Bitte, Du wirst abstürzen. Steig zurück, bitte!", flehte ich ihn mit klopfendem Herzen an. Als er nicht reagierte und weiter in Richtung Erdboden starrte, wo er seine Mutter vermutete, startete ich einen weiteren Versuch, „Jessie! Denk an Deinen Bruder. Es würde sein Herz brechen, wenn Du jetzt abstürzt."
Da hob Jessie endlich den Kopf und sah mich aus verstörten Augen an. Ich hielt mich mittlerweile mit beiden Händen verkrampft an der Eisenstange fest.
„Bitte steig zurück! Bitte steig wieder in die Gondel!", rief ich Jessie zu.
Da sah ich wie Tränen seine Wangen hinabflossen. Er schüttelte den Kopf: „Aber Mom ist da unten. Ich muss doch zu ihr."
Es war einfach nur furchtbar, ihn so zu erleben. Verzweifelt blickte ich zu Matt. Er schüttelte nur den Kopf und gab mir somit zu verstehen, dass seine Mutter nicht da war.

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Loving You
Любовные романы**************Abgeschlossen*************************************************************** Nachdem sie das Haus ihrer verstorbenen Großmutter geerbet hat, zieht Katharina Madden von New Jersey nach Charleston, South Carolina. Nach einer zerbrochenen...