LOVING YOU - 51

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Zwei Stunden später starrte ich auf die große Anzeigetafel im Flughafen.

„Wann geht denn die nächste Maschine nach New Jersey? Oh Mann, ich kann den Flug einfach nicht finden. Mel, schau doch Du mal.", doch Mel stand nicht, wie vermutet, neben mir, „Mel?"

Da entdeckte ich sie. Seit wir den Mietwagen abgegeben und das Flughafengebäude betreten hatten, trödelte sie. An jedem Schaufenster der zahlreichen Duty-Free Shops blieb sie stehen und überlegte, ob sie sich etwas kaufen sollte.

„Dann kaufe Dir doch irgendein Parfum!", hatte ich sie ungeduldig aufgefordert. Doch Mel war sehr unentschlossen, im Gegensatz zu mir. Nachdem mir Matt erneut das Herz gebrochen hatte, wollte ich nur so schnell wie möglich nach Hause. Ich war immer noch sehr wütend. Weshalb hatte ich mich überhaupt auf ihn eingelassen? Anfangs mochte ich ihn noch nicht Mal. Die ganze Sache war von vornherein zum Scheitern verurteilt. Ich ärgerte mich, dass er es geschafft hatte, mich so zu verletzen.

„Welchen verdammten Flug müssen wir jetzt denn nehmen? Also ich verstehe diese Anzeigen nicht. Mel! Jetzt beweg Dich endlich mal hierher! Wir müssen uns beeilen, schließlich müssen wir unsere Tickets ja noch umbuchen.", allmählich wurde ich mehr als ungeduldig. Endlich stand sie neben mir und blickte verwirrt zur Anzeigetafel, die mit einem klackernden Geräusch alle paar Sekunden einen neuen Flug anzeigte.

„Umbuchen? Aber warum denn?"

Ich drehte meinen Kopf und sah sie entrüstet an: „Na klar buchen wir um! Wir haben Flugtickets nach Charleston, aber wir wollen nach New Jersey. Mel, alles klar bei Dir? Du scheinst verwirrt zu sein."

Mel lächelte und schüttelte den Kopf: „Keine Sorge, alles okay bei mir. Aber ich habe den Eindruck, dass Du gerade nicht mehr klar denken kannst. Du willst doch jetzt nicht etwa aufgeben? Ich dachte wir fliegen nach Charleston. Matt fliegt doch auch heute zurück."

„Ja und?", ich sah meine Freundin verstört an, „Hör zu, Mel. Es hat keinen Sinn mehr. Matt hat mir nun schon zum zweiten Mal unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass er mich einfach nicht liebt. Ich habe das jetzt verstanden. Es ist vorbei, endgültig."

Dann schwieg Mel und ich war froh darüber.

„Ah, da vorne ist ein Schalter unserer Airline. Komm, wir fragen wann die nächste Maschine nach New Jersey geht. Die können unsere Tickets bestimmt umbuchen.", ich war schon dabei, auf den Schalter zu zu marschieren, als Mel mich am Arm packte und mich festhielt.

„Was ist denn jetzt schon wieder?", fragte ich und verdrehte genervt meine Augen, „Wenn Du Dir noch ein Parfum kaufen willst, solltest Du das jetzt tun."

Mel sah mich eindringlich an: „Liebst Du ihn?"

„Was? Mel, bitte lass es einfach sein, okay?"

„Nein! Ich will das jetzt wissen! Liebst Du Matt noch?"

Ich antwortete nicht. Plötzlich konnte ich meine Gefühle nicht mehr unterdrücken. Verlegen starrte ich auf den Fußboden, in der Hoffnung ich könnte meine Tränen zurückhalten, indem ich es vermied in Mel's Augen zu sehen. Doch es war zu spät. Mitten in der Abflughalle des Flughafens brach es aus mir heraus. Ich sackte in die Knie und weinte bitterlich. Mel kniete sich zu mir und drückte mich fest an sich.

„Siehst Du?", sagte sie sanft, „Das habe ich mir nämlich gedacht. Und genau deshalb fliegen wir jetzt nach Charleston!"

„Aber was sollen wir dort? Ich habe dort noch nicht mal mehr ein Haus. Es ist zerstört, erinnerst Du Dich? Warum soll ich in seiner Nähe sein, wenn er mich nicht bei sich haben will? Und erzähle mir jetzt nur nicht, dass ich ihn zurück gewinnen soll. Das bringt doch nichts. Es ist eine unerwiderte Liebe. Pech, dass so etwas ausgerechnet mir passieren muss."

Mel verzog skeptisch das Gesicht: „Ich weiß nicht, Kat. Ich glaube immer noch, dass er Dir nur etwas vorspielt. Die Art wie er Dich ansieht, die Tatsache, dass er mich abgewiesen hat und weiß Gott, ich hätte in dieser Nacht für nichts garantieren können.", ich blickte sie strafend an. Sie hob die Hände in die Luft, „Schon gut, schon gut. Ich habe ja verstanden. Matt ist und bleibt tabu für mich, zumal er mich offensichtlich nicht attraktiv findet. Aber er ist Dir verfallen. Das weiß ich ganz genau. Gib nicht auf, Kat!"

Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. Was sie sagte, weckte einen kleinen Funken Hoffnung in mir.

„Was macht Dich da so sicher?", fragte ich neugierig.

„Es ist ein Gefühl."

Enttäuscht ließ ich meine Schultern hängen. Für einen kurzen Moment hatte ich die Hoffnung, dass sie ihre Vermutung mit logischen Fakten belegen konnte.

„Es tut mir leid. Ein Gefühl reicht mir leider nicht.", sagte ich resigniert. Dann erhob ich mich und nahm meinen Koffer, „Los! Gehen wir!"

Als wir auf dem Weg zum Check-In Schalter waren, redete Mel immer noch auf mich ein.

„Warum holst Du Dir nicht einfach Gewissheit?"

„Bitte, Mel! Hör jetzt auf damit! Es fällt mir doch schon so schwer genug."

„Hör zu, Kat! Ich habe da eine Idee. Wenn es funktioniert, könnten wir Matt dazu bringen, dass er gar nicht mehr anders kann, als Dich zu lieben. Geht es schief, hast Du wenigstens die Gewissheit, dass er ernst gemeint hat, was er gesagt hat."

Ich sah Mel einfach nur wortlos an. Ich hatte keinen Schimmer was sie mir damit sagen wollte. Sie lächelte mich an.

„Vertraust Du mir?"

Ich zog meine Augenbrauen nach oben: „Wenn Du so fragst, nein! Es war Deine Idee hierher nach Texas zu kommen, um Richard ausfindig zu machen. Was hat es mir gebracht? Nur weitere Tränen und Verzweiflung. Ich glaube nicht, dass ich mich auf einen weiteren Deiner Pläne einlassen kann.", ich legte eine Hand auf meine Brust, „Es tut einfach zu weh und zwar hier."

Mel nahm meine Hände und sah mich verständnisvoll an: „Bitte, Kat, vertraue mir ein letztes Mal. Es ist gewagt, aber wir sollten es versuchen."

„Dann sag doch endlich mal, was Dein krankes Gehirn sich dieses Mal ausgedacht hat."

Mel erzählte mir von ihrem Vorhaben und irgendwie schaffte sie es, mich zu  überreden. So kam es, dass ich mich in einem Hotelzimmer in Charleston wieder fand, bekleidet mit nicht mehr als einem Hemdchen aus Spitze. Ich hatte mir mit Chamapgner Mut angetrunken, denn ich hatte keine Ahnung ob ich das gleich durchstehen würde. Mel's Idee war, Matt offiziell über die Agentur als Escort zu buchen. Sie war so überzeugt von ihrer Idee, dass sie noch vom Flughafen in Texas völlig euphorisch bei Grace angerufen hatte. Unter falschem Namen buchte sie eine sehr besondere Nacht und verlangte dabei explizit nach Matt. Natürlich sollte nicht sie, sondern ich die Kundin sein. Meine Hände waren vor Aufregung ganz feucht und obwohl ich in entspannter Haltung auf dem Hotelbett lag, pochte mein Herz wie wild und mein Körper zitterte. Ich erschrak als es plötzlich an der Türe klopfte. Das musste Matt sein. Das Spiel konnte also beginnen.

- Fortsetzung folgt-

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