LOVING YOU - 45

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In dieser Nacht schlief ich im Hotel. Ich hatte mich dort durch meinen Job bereits mit einigen Leuten vom Servicepersonal angefreundet. Sie hatten mir ein kostenloses Zimmer verschafft. Völlig fertig und komplett verwirrt ließ ich mich auf das weiche Bett fallen. Es war schwer für mich, die Ereignisse dieser Nacht zu verarbeiten. Ich konnte es immer noch nicht fassen, dass Matt mich hintergangen hatte. Ich liebte ihn immer noch und das mehr denn je. Wie gern hätte ich ihm aus dem Chaos geholfen, das ihn umgab. Ich fand es nicht fair, dass Jessie ihm nie die Wahrheit über seinen Vater gesagt hatte und ich war erschüttert darüber, dass Cole's Familie ebenfalls darunter leiden musste. Das alles war zu viel für mich. Ich hatte mir vorgenommen, am nächsten Tag abzureisen. Irgendwie war ich ein bisschen froh darüber, bald weg von diesem Durcheinander zu sein. Zu Hause würde es mir sicher schnell wieder besser gehen und ich könnte Matt, Jessie und Cole vergessen.

Das dachte ich zumindest. In Wahrheit hatte ich mich nun schon drei Wochen in meinem Zimmer verbarrikadiert und mir war überhaupt nicht danach raus zu gehen, obwohl meine Eltern alles taten, um mich aufzuheitern.

„Was ist Dir in Charleston bloß geschehen, mein Liebling? So kenne ich Dich gar nicht. Du warst früher so ein fröhliches Mädchen. Jetzt bist Du nur noch deprimiert. Wer hat Dich so verletzt?", fragte meine Mutter erschüttert.

Ich nahm sie in meine Arme und drückte sie fest an mich: „Mach Dir keine Sorgen, Mom. Das krieg ich schon wieder hin. Ich brauche einfach Zeit."

Doch ich wusste, dass ich Matt niemals vergessen konnte. Immer wenn ich die Augen schloss, sah ich sein schönes Gesicht vor mir. Er hatte dieses niedliche Lächeln, das ich wahrscheinlich nie wieder sehen würde. Als Dad eines Tages beim Abendessen verkündete, dass er Großmutter's Haus, oder das was nach dem Tornado davon übrig war, verkaufen wollte, brach ich sofort in Tränen aus. Ich erinnerte mich daran, wie ich dort Matt getroffen hatte. Ohne Missy hätte ich ihn womöglich gar nicht bemerkt oder jemals angesprochen.

„Oh meine kleine Missy.", dachte ich wehmütig und weinte schon wieder.

Obwohl ich versuchte, mich mit lesen, schwimmen und laufen abzulenken, brachte ich die Monate, die ich in Charleston verbracht hatte, nicht aus meinem Kopf. Mom und Dad hatte ich natürlich verschwiegen, dass ich als Escort Girl gearbeitet hatte. Dieser Gedanke zauberte plötzlich ein Lächeln auf meine Lippen. Es war mein kleines, ganz persönliches Abenteuer gewesen und ich hatte es genossen. Doch mir war auch klar, dass ich zu Hause niemandem etwas davon sagen durfte. Wahrscheinlich würden mich meine Eltern verstoßen. Da fiel mir plötzlich Mel wieder ein. Sie wohnte ganz in unserer Nähe und kannte meine Eltern sehr gut.

„Wenn sie mich verrät, bringe ich sie um!", dachte ich.

Ich wollte nichts mehr mit ihr zu tun haben. Unsere Freundschaft war ab dem Moment Geschichte, als sie mit Matt geschlafen hatte. Ich schloss die Augen, mein Kopf dröhnte. In diesem Moment hätte ich alles dafür gegeben, noch ein Mal Matt's Lippen auf meinen zu spüren, seine Berührungen zu genießen.

„Oh Gott!", dachte ich und wischte mir die Tränen vom Gesicht, „Wie soll ich das ertragen? Ich komme nicht darüber hinweg."

Ich hatte die Befürchtung, in eine tiefe Depression zu geraten. Daher gab ich mir am nächsten Tag einen Ruck und begleitete meine Eltern zum Golfclub. Ich hatte früher immer sehr gerne Zeit beim Golfen verbracht. Dort war ich gezwungen, mich auf mein Spiel zu konzentrieren und vergaß alles andere um mich herum. Es war eine große Erleichterung, als ich an diesem Tag feststellte, dass es noch funktionierte. Ich genoss es zu spielen, die frische Lust einzuatmen, die Gespräche mit den anderen Besuchern des Golfclubs. Auf ein Mal machte sich eine große Zufriedenheit in mir breit. Plötzlich wusste ich, dass ich es überstehen konnte.

Beim Essen leistete uns Samantha Gesellschaft, eine Dame Mitte sechzig, die noch gut in Schuss war und die, so lange ich denken konnte, zum Golf Club dazu gehörte. Sie war bereits eine Institution und das beste war, sie kannte jeden Tratsch und Klatsch. So gab sie auch heute wieder alle Neuigkeiten rund um den Golf Club zum besten.

„Wisst Ihr schon das neueste?", so begann sie stets, „Rosie lässt sich von Walter scheiden."

„Was?", meine Mutter ließ beinahe den Löffel zurück in ihre Suppe fallen, „Bist Du Dir da sicher? Die beiden sind doch schon mindestens dreißig Jahre oder so verheiratet.", ungläubig schüttelte sie den Kopf. Mein Vater grinste nur und sagte nichts. Ich war ebenfalls sehr überrascht, denn ich konnte es mir auch nicht vorstellen, dass sich das ältere Ehepaar jemals scheiden lassen würde.

„Ja, stellt Euch vor.", fuhr Samantha fort, „Rosie hat ihn rausgeschmissen. Sie hat ihn erwischt, mit einem Escort Girl!"

Ich hatte mir gerade eine Gabel voll Gemüse in den Mund geschoben und verschluckte mich nun so heftig, dass ich stark husten musste.

„Hast Du Dich erkältet, Liebes?", fragte Samantha bestürzt.

Ich schüttelte den Kopf: „Bitte entschuldigt mich.", ich erhob mich vom Tisch und rannte zur Toilette.

Dort schloss ich mich schnell in eine Kabine ein. Gerade hatte ich irgendwie das Gefühl gehabt, ertappt worden zu sein. Ich befürchtete, dass meine Eltern herausfinden könnten, dass ihre Tochter ein Escort Girl war. Ich setzte mich auf den Toilettendeckel und vergrub das Gesicht in meinen Händen. Als ich die Augen schloss stellte ich mir Mel und Matt vor, wie sie sich nackt und wollüstig aufeinander stürzten und sich leidenschaftlich küssten. Ich ballte meine Hände zu Fäusten und spürte plötzlich eine intensive Wut in mir. Dann schlug ich, wie von Sinnen, auf die Wand der Toilettenkabine ein. Ich wusste, dass sonst niemand da war. Also schrie ich all meine Emotionen einfach heraus, während ich die dünne Wand weiter mit meinen Fäusten bearbeitete. Das ganze dauerte einige Minuten, bis ich mich allmählich beruhigte. Ich hatte tatsächlich geglaubt, dass mich der Tag im Golf Club zurück zur Normalität gebracht hatte. Doch ich musste mir eingestehen, dass ich ziemlich kaputt war. Ich war verletzt, durcheinander und tief traurig. Schnell wischte ich mir die Tränen vom Gesicht und rückte meine Kleidung zurecht. Niemand sollte sehen, dass es mir schlecht ging. Ich öffnete die Türe der Kabine und ging zum Waschbecken. Etwas kaltes Wasser auf meinen Nacken war jetzt genau das richtige. Ich atmete tief durch, dann war ich endlich bereit, wieder zurück zum Tisch zu gehen, wo mein Essen sicherlich schon kalt geworden war.

Als ich zur Toilettentüre hinaus stürmte, prallte ich plötzlich mit jemandem zusammen.

„Hopla! Vorsicht!", hörte ich eine Stimme.

Als ich aufsah erkannte ich Jason. Es war nicht ungewöhnlich, meinen Ex-Freund im Golf Club zu treffen. Er hatte sich schon immer für etwas besseres gehalten und außer Golf und sein schickes Cabrio interessierte ihn fast nichts. Ach doch, da fiel mir ein, dass er sehr großes Interesse an einer meiner Freundinnen gezeigt hatte, mit der er mich betrogen hatte. Es schien wohl mein Schicksal zu sein, dass meine Liebhaber mit meinen Freundinnen ins Bett stiegen.

„Oh, hi Jason.", begrüßte ich ihn und lächelte dabei zuckersüß.

Ich hasste ihn, wie ich Matt hasste und plötzlich hatte ich das dringende Bedürfnis, mich an den beiden und meinen Freundinnen zu rächen.

Irgendetwas musste wohl gerade in diesem Moment in meinem Gehirn ausgesetzt haben, denn ich griff nach Jason's Jacke und zog ihn in die Damen Toilette.

„Hey! Was? Moment!", war alles was er noch sagen konnte, bevor ich ihn mit aller Kraft an die kalte Fließenwand der Toilette drückte und meine Lippen auf seine presste.

- Fortsetzung folgt-

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