LOVING YOU - 9

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Instinktiv duckte ich mich, aus Angst, Matt würde mich sehen können. Doch er hatte nur Augen für diese Frau. Nach dem leidenschaftlichen Kuss stieg sie wieder in den Wagen und fuhr davon. Matt blieb auf dem Gehsteig zurück und checkte sein Telefon. Er sah an diesem Tag so anders aus. Statt seiner üblichen ausgebeulten Jeans und dem zerrissenen Karohemd mit der schwarzen Lederjacke trug er einen schwarzen Anzug, darunter ein weißes Hemd und eine schwarze Krawatte.

Vorsichtig näherte ich mich dem Fenster und achtete darauf, dass er mich nicht entdeckte.

„Für wen hast Du Dich heute so herausgeputzt, Matt? Wer war diese Frau?", fragte ich mich, „Seine Mutter? Nein! Eine Mutter würde ihren Sohn doch nicht auf diese Weise küssen."

Hatte Matt tatsächlich eine Affäre mit einer älteren Frau? Einer sehr viel älteren Frau? War sie der Grund, weshalb er nichts von mir wissen wollte? Warum hatte er mir dann diese Nachricht geschickt? Wollte er nur ausprobieren, ob er bei mir landen konnte? Welches verdammte Spiel spielte er da mit mir?

„Hey, kennst Du den Typen?", fragte Ben.

Ich schüttelte verlegen den Kopf. Ben hatte mich dabei erwischt, wie ich Matt anstarrte.

„Ich kenne ihn nur flüchtig. Fandest Du das eben auch seltsam?"

Er nickte: „Da scheint sich wohl jemand einen Toy Boy angelacht zu haben. Naja, Geld scheint sie zu haben.", er grinste vielsagend.

„Hey! Ich bezahle Dich nicht dafür, dass Du aus dem Fenster glotzt!", Grace hatte ihre Raucherpause offensichtlich beendet.

Ben zog die Augenbrauen hoch, zwinkerte mir zu und flüsterte:

„Lass Dir das nicht gefallen. Du bist doch keine Sklavin!"

Ich zuckte mit den Achseln. Ich konnte nicht gegen Grace ankommen. Aber in diesem Moment schwor ich mir, mich nach einem neuen Job umzuschauen, denn Ben hatte recht. Ich wollte mich nicht mehr so herumkommandieren lassen.

Verstohlen blickte ich noch ein mal nach draußen. Matt war spurlos verschwunden.

Den ganzen Tag über ertappte ich mich dabei, wie meine Gedanken immer wieder abschweiften und ich über Matt nachdachte. Es war sonnenklar, es hatte mich total erwischt. Ich konnte ihn nicht einfach so vergessen, obwohl die Wut auf ihn immer noch sehr groß war. Alles um ihn herum schien ein einziges, großes Geheimnis zu sein. Vielleicht war es gerade das, was mich so magisch anzog.

Cole war wie immer pünktlich und holte mich nach Feierabend ab. Wir gingen zu mir und machten uns daran, die Wände in meinem Haus weiter zu streichen. Vielleicht war es die Tatsache, dass ich an diesem Tag nicht gerade sehr gesprächig war oder vielleicht hat mich etwas anderes verraten, doch plötzlich ließ Cole den Farbroller sinken und legte seine Hand auf meine Schulter:

„Wirst Du mir sagen, warum Du so schlechte Laune hast? Irgendetwas ist heute mit Dir. Gab es Ärger bei der Arbeit?"

Ich seufzte: „Es gibt jeden Tag Ärger bei der Arbeit. Daran habe ich schon längst gewöhnt."

„Was ist es dann? Du weißt, dass Du mir alles erzählen kannst."

Ich senkte den Kopf: „Es ist nichts, Cole, ich bin heute nicht so gut drauf, das ist alles."

„Dann ist ja gut.", meinte er und setzte den Farbroller wieder an.

„Findest Du mich attraktiv?", plapperte ich plötzlich drauf los.

„Was? Wie kommst Du jetzt darauf?", Cole sah mich mit großen Augen an.

„Jetzt sag schon! Findest Du mich attraktiv?"

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