„Wenigstens hast Du noch eine Idee. Ich weiß mir nämlich keinen Rat mehr, wie ich Matt beibringen könnte, dass ich ihn liebe, egal wer er ist und woher er kommt."
„Es wird auch nichts bringen, einfach an seiner Türe zu klingeln und zu hoffen, dass er es sich anders überlegt hat. Wir müssen über jemand anderem zu ihm vordringen."
„Und wer soll das sein?", Mel machte mich allmählich neugierig.
„Sein Vater.", antwortete sie siegessicher.
Ich dachte zuerst, ich hätte mich verhört: „Was sagst Du da?"
„Du hast mich schon richtig verstanden. Als ich Hals über Kopf aus Charleston abgereist war, hatte ich ein schlechtes Gewissen. Ich hatte Dein Geheimnis verraten und ich wollte es irgendwie wieder gut machen. In meiner Verzweiflung habe ich Jessie im Hospital angerufen."
„Du hast was? Aber ihr kennt Euch doch kaum."
„Stimmt, es war trotzdem ein sehr aufschlussreiches Gespräch. Es stellte sich nämlich heraus, dass Jessie ebenfalls ein schlechtes Gewissen hat."
„Ja, genau, das soll er auch haben. Hat er Dir erzählt, welch schlimme Lüge er Matt aufgetischt hat? Ich bin so wütend auf ihn. Er lässt ihn nun schon seit Jahren in dem Glauben, dass sein Vater tot ist. Das ist doch grausam.", ich spürte wie mein Gesicht vor Wut rot anlief.
„Er scheint begriffen zu haben, dass das unmenschlich ist. Deine Reaktion ging ihm wohl sehr an die Nieren und es tut ihm jetzt aufrichtig leid, Kat. Er möchte es wieder gut machen."
Ich verschränkte die Arme vor meiner Brust: „Da bin ich ja mal gespannt, wie er das anstellen will. Bei mir ist er unten durch, das kann ich Dir sagen!"
„Kat, er weiß wo sein Vater jetzt lebt."
Ich schüttelte ungläubig den Kopf: „Nein, das kann nicht sein. Jessie weiß nichts. Er hat keine Ahnung wo sein Vater ist, das hat er mir selbst gesagt."
„Scheint so, als hätte er Dich auch angelogen. Er weiß es und er weiß es von seinem Vater selbst. Sein Vater hat nach seinem Weggang versucht, Kontakt zu Matt's und Jessie's Mutter aufzunehmen. Doch die hat sich wohl geweigert, auch nur ein Wort mit ihm zu sprechen. Also wandte er sich an Jessie. Aber der war damals sehr verstört und wütend. Er wollte ebenfalls nichts mehr mit ihm zu tun haben. Matt's Vater hat vielleicht ein bisschen zu früh aufgegeben, aber er war sicherlich der Meinung, dass auch Matt ihn nicht mehr sehen wollte."
„Das ist eine so furchtbare Geschichte, dass ich es kaum glauben kann. Wie konnten sie das nur zulassen?", ich war einfach nur fassungslos.
„Wir haben die Chance, es wieder gerade zu biegen, Kat. Ich habe die Adresse von Richard Connor."
„Und was machen wir jetzt damit?", fragte ich verwundert.
„Na, wir werden ihm einen Besuch abstatten und ihn hoffentlich dazu bringen, mit nach Charleston zu kommen."
Ich sah Mel zweifelnd an: „Neee...nicht Dein Ernst. Ich weiß nicht, Mel..."
„Hey, komm schon! Das ist die Chance für Matt. Er braucht seinen Vater, das weißt Du doch am besten."
Ich nickte: „Du hast ja Recht. Aber sollen wir jetzt einfach dort hin, an seine Türe klopfen und was dann? Sagen wir dann „Hallo wir sind Kat und Mel. Wir kennen Ihren Sohn. Er vermisst sie. Kommen Sie mit uns nach Charleston!"
Mel grinste: „Genau so!"
Ich verdrehte die Augen: „Na großartig! Aus dieser Nummer komme ich jetzt nicht mehr raus, was?". Mel schüttelte den Kopf.
Drei Tage später saßen wir im Flugzeug nach Texas. Ich war ziemlich aufgeregt, denn ich hatte keine Ahnung, wie Richard Connor auf unseren Besuch reagieren würde.
„Was, wenn er uns gar nicht erst zu Wort kommen lässt? Wenn wir den ganzen Weg völlig umsonst auf uns genommen haben? Ich hasse es, dass ich meine Eltern angelogen habe.", nervös knabberte ich an meinen Fingernägeln, während ich durch das Flugzeugfenster auf den Flughafen von Houston hinunter blickte.
„Was ist schon dabei, wenn sie der Meinung sind, dass wir eine alte Schulkameradin in Texas besuchen. Deine Mom ist total glücklich, weil sie Dich endlich wieder lächeln sieht. Sie hatte sich Sorgen um Dich gemacht."
„Ja, alleine der Gedanke an Matt lässt mein Herz vor Glück übersprudeln. Aber noch ist es ein langer Weg, bis ich ihn hoffentlich wieder zurück haben werde. Oh, Mel, ich hoffe wirklich, dass nicht alles umsonst ist. Was soll ich nur tun, wenn er mich nicht mehr sehen will? Ich weiß nicht, wie ich ohne ihn leben soll.", ich war den Tränen nahe.
„Keine Angst, alles wird gut.", versuchte Mel mich zu beruhigen. Tröstend legte sie ihren Arm um mich.
Als wir sicher in Houston gelandet waren und in unserem Mietwagen auf dem Weg zu Richard Connor's Haus saßen, fühlte ich mich alles andere als gut. Mein Magen rebellierte und ich war schrecklich nervös. Es lag ein weiter Weg vor uns, denn Richard wohnte sehr abgelegen auf dem Gelände einer ehemaligen Ranch. Die Landschaft war atemberaubend und erinnerte mich irgendwie an alte Wild West Filme.
„Hier ist es viel zu schön. Ich glaube nicht, dass Mr. Connor mit zurück nach Charleston kommen wird.", ich wäre am liebsten sofort wieder nach Hause geflogen. Es war mir unerklärlich, weshalb ich solche Angst vor dem Treffen mit Matt's Vater hatte.
„Keine Sorge, Kat. Das wird schon werden.", Mel lächelte mich an und drückte meine Hand, als wir gemeinsam auf die mächtige, alte Villa mitten im Nirgendwo zugingen. Mit zitternder Hand und hochrotem Kopf drückte ich auf den Knopf der Türklingel. Wir warteten, doch niemand öffnete uns.
„Was hab ich gesagt? Keiner zu Hause!", stellte ich beinahe schon erleichtert fest und wollte mich schon wieder auf den Weg zum Auto machen, als Mel mich am Zipfel meiner Jeansjacke festhielt.
„Moment mal! So schnell geben wir nicht auf. Klingel nochmal!", sie deutete auf die Türe.
Ich zögerte und sah sie skeptisch an.
„Klingel nochmal, Kat! Mach schon!"
Widerwillig drückte ich erneut auf den Klingelknopf. Zuerst war es wieder ruhig doch dann hörten wir Schritte im Haus, die sich der Eingangstüre näherten.
Als sie sich öffnete, stellte ich mit Erschrecken fest, dass meine Knie zitternden. Dann blickte ich plötzlich in ein Paar braune Augen, die mir sehr vertraut vorkamen. Richard Connor war ein stattlicher Mann mit breiten Schultern, dunklen, gewellten Haaren und seine Augen, diese Augen, ich hatte den Eindruck, als würde ich gerade in Matt's Augen sehen.
„Ja, bitte?", fragte Richard Connor, „Was kann ich für Sie tun?"
Erst durch einen kräftigen Hieb von Mel's Ellenbogen in meine Seite, kam ich wieder zu mir und erinnerte mich daran, weshalb wir eigentlich hergekommen waren. Ich räusperte mich kurz, dann lächelte ich ihn an:
„Guten Tag Mr. Connor, wir sind Kat und Mel. Wir kommen aus Charleston, also naja, eigentlich aus New Jersey, aber wir fliegen wieder zurück nach Charleston und hoffen, Sie werden mit uns kommen...äähhmm....also, mit nach Charleston, nicht mit nach New Jersey...oje...Sie verstehen kein Wort von dem was ich da gerade brabble, oder?"
Ich sah wie Richard Connor die Stirn runzelte und verstört den Kopf schüttelte: „Ich verstehe kein Wort. Hören Sie, wenn Sie hier etwas verkaufen wollen, sind Sie an der falschen Adresse...wir kaufen grundsätzlich...."
Ich unterbrach ihn hastig: „Wir kennen Ihren Sohn, Mr. Connor!"
- Fortsetzung folgt- Ich wünsche allen meinen Lesern ein frohes neues Jahr. Vielen Dank für Eure Treue! Eure Yvi

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Loving You
Romans**************Abgeschlossen*************************************************************** Nachdem sie das Haus ihrer verstorbenen Großmutter geerbet hat, zieht Katharina Madden von New Jersey nach Charleston, South Carolina. Nach einer zerbrochenen...