LOVING YOU - 42

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Ich hatte aufgehört zu atmen, während ich Matt fassungslos anstarrte. Seine Augen waren immer noch eiskalt, als er wütend die Tür auf riss und mir zu verstehen gab, dass ich jetzt endlich verschwinden solle.

Ich konnte nicht weinen, der Schock war einfach zu groß. Mein Kopf dröhnte und ich hatte den Eindruck, dass sich die gesamte Kücheneinrichtung plötzlich um mich herum drehte. Verzweifelt hielt ich mich am Küchenschrank fest. Meine Beine fühlten sich plötzlich wie Pudding an und ich hatte das Gefühl, dass das Blut aus meinem Körper wich.

„A...aber...Du hast gesagt, dass Du mich liebst. Matt, das kann doch nicht alles nur eine Lüge gewesen sein!", mein Herz klopfte wie verrückt. In mir war immer noch ein Funke Hoffnung, dass er mich gleich in den Arm nehmen und mir gestehen würde, dass das alles nur ein Scherz gewesen war.

Doch Matt antwortete nicht.

„Vielleicht ist er mit der Anwesenheit seiner Mutter überfordert und da ist es ihm im Stress herausgerutscht. Kann ja mal vorkommen.", dachte ich. Ich nahm all meinen Mut zusammen, ging auf ihn zu und versuchte ihn zu umarmen. Doch er drückte mich mit einer derartigen Wucht von sich weg, dass ich ins Schwanken geriet und beinahe hingefallen wäre. Jetzt wurde mir alles klar. Es war ihm wohl doch Ernst damit und nun spürte ich auch die ersten Tränen über meine Wangen fließen.

„Du hast mich wirklich mit meiner besten Freundin betrogen?", schluchzte ich.

Matt schloss für einen kurzen Moment die Augen und für eine Sekunde bildete ich mir ein, es täte ihm leid als er antwortete:

„Komm schon, Prinzessin, als ob Dir nicht von Anfang klar war, dass das mit uns nie etwas Festes sein wird. Ich bin eben so. Aber das wusstest Du doch.", dann grinste er mich an.

Jetzt schlug meine Trauer in Wut um. Ich ballte meine Hände zu Fäusten, als ich ihn anschrie: „Nenn mich nicht Prinzessin, Du Arsch! Mein Name ist Katharina, verdammt nochmal!"

Dann stürmte ich heulend an ihm vorbei, hinaus in den Flur und die Treppen nach oben. Im Schlafzimmer schnappte ich meine Tasche und stopfte hastig meine Kleider und Schuhe hinein. Ich beeilte mich, denn ich hielt es keine Sekunde länger in seinem Haus aus. Ich weinte bitterlich, weil ich immer noch nicht verstand, wie es plötzlich so weit hatte kommen können. Schluchzend lief ich die Treppe hinunter. Vor der Eingangstüre blieb ich für einen Moment stehen und drehte mich um. Ich sah zur offen stehenden Wohnzimmertüre. Wie gerne hätte ich Missy noch ein letztes Mal an mich gedrückt und ihr einen Abschiedskuss gegeben. Doch ich traute mich nicht mehr zurück. Ich wusste, dass ich jetzt nicht zurückblicken durfte. Also öffnete ich die Türe und ließ sie mit einem lauten Rums hinter mir ins Schloss fallen.

Hastig und mit zittrigen Händen und Beinen stieg ich in meinen Mustang und steckte den Schlüssel ins Zündschloss. Als der Motor aufheulte, schlug ich für einen Moment die Hände vor mein Gesicht. Was sollte ich jetzt nur machen? Wo sollte ich hin? Mein Haus war immer noch unbewohnbar und selbst wenn es nicht so gewesen wäre, hätte ich nicht dorthin zurück können, denn ich wollte soweit weg wie nur möglich.

„Cole!", dachte ich und hoffte, dass er bereit war, mit mir zu reden. Jetzt verurteilte ich mich selbst dafür, dass ich mit ihm wegen Matt gestritten hatte. Cole war der beste Mensch, dem ich jemals begegnet war. In meiner Aufregung drückte ich ein wenig zu heftig auf das Gaspedal meines Wagens. Der Mustang machte einen Satz nach vorne und donnerte mitten in die Mülltonnen vor Matt's Haus.

„Scheiße! Verdammt!", rief ich laut und schlug verzweifelt auf das Lenkrad ein, was die Sache leider nicht besser machte. Im Gegenteil, nun tat mir auch noch die Hand weh.

Ich setzte zurück und fuhr mit quietschenden Reifen auf die Straße. Die gesamte Fahrt über konnte ich fast nicht sehen wohin ich eigentlich fuhr. Ich schaffte es einfach nicht, die Tränen zu stoppen, die mir meine Sicht vernebelten.

Als ich dann doch wohlbehalten vor Cole's Haus angekommen war, blieb ich zunächst im Wagen sitzen. Ich wusste nicht, ob es eine gute Idee gewesen war, ausgerechnet ihn um Hilfe zu bitten. Was, wenn Ben ihm von unserem Treffen im Hotel erzählt hatte. Doch eines war klar, ich hatte mir nichts vorzuwerfen, denn ich hatte mich schließlich geweigert, mit Ben zu schlafen. Hastig versuchte ich, die verlaufene Wimperntusche unter meinen Augen weg zu wischen. Dann atmete ich kräftig durch, stieg aus dem Wagen und klingelte an Cole's Türe. Ein Mädchen mit langen, rotblonden Haaren öffnete und sah mich skeptisch an. Das musste wohl Cole's Schwester sein.

„Hallo! Ist Cole zu Hause?", fragte ich mit zitternder Stimme.

„Cole! Cole! Hier ist jemand für Dich!", rief sie. Sie ließ ihren Blick noch einmal missbilligend an mir hinunter gleiten.

Jetzt erst fiel mir ein, dass ich immer noch das ultrakurze Lederkleid mit dem viel zu tiefen Ausschnitt trug. Ich zog es nur an, wenn ich zu einem Job musste und von da war ich ja gerade gekommen.

„Oh mein Gott!", dachte ich, „Sie muss denken, ich sei eine Prostituierte oder so.". Plötzlich schämte ich mich dafür, dass ich diesen Job jemals angenommen hatte. Matt hatte eine Seite in mir geweckt, die zwar zuerst spannend, aber dann doch selbstzerstörerisch gewesen war. Warum war ich überhaupt so dumm gewesen zu glauben, dass ich ein Escot Girl sein wollte? Verkrampft versuchte ich, das Kleid etwas nach unten zu ziehen. Ich fühlte mich auf ein Mal überhaupt nicht mehr wohl in diesem Ding.

Endlich tauchte Cole's Gesicht in der Türe auf. Ich wäre ihm am liebsten um den Hals gefallen, wollte mir aber nicht anmerken lassen, durch welche Hölle ich gerade ging. Doch Cole schien nur ein Blick in meine Augen zu genügen, um es zu wissen.

„Na klasse! Er hat Dir das Herz gebrochen. Ich wusste, dass es irgendwann passieren würde.", dann breitete er seine Arme aus, in die ich mich laut schluchzend stürzte. Es tat so gut, seine Umarmung zu spüren. Ich hielt mich an ihm fest und hoffte, dass er mich nie wieder loslassen würde.

„Hatte ich Dich nicht mehrfach vor ihm gewarnt? Du hast nicht auf mich gehört.", ermahnte er mich.

„Cole, es war so schlimm. Es kam wie aus heiterem Himmel. Er hat mir gesagt, dass er mich nie geliebt hat und er hat mich mit Mel betrogen, dieses fiese Dreckschwein!"

„Das sieht ihm ähnlich. Ich wusste, dass er ein Versager ist. Es tut mir so leid, Katharina. Ein so tolles Mädchen wie Du hat dieser Dreckskerl nicht verdient. Vielleicht ist es ganz gut so, dass es soweit gekommen ist. Er hätte Dir nur geschadet. Die ganze Sache mit dieser Escort-Scheiße zum Beispiel. Du bist doch viel zu gut für so was. Ich habe es nie verstanden, warum Du Dich darauf eingelassen hast."

„Ich liebe ihn, Cole. Es tut so weh!", verzweifelt vergrub ich mein Gesicht in seiner Brust.

„Hey, meine Kleine. Du hast noch mich, okay? Das wird schon wieder.", seine Hand strich tröstend über meinen Kopf, „Sag mir, was ich für Dich tun kann. Ich erfülle Dir jeden Wunsch. Sollen wir ne Pizza essen gehen? Brauchst Du ein Schokoladeneis?"

Ich lächelte. Cole war der Beste. Ich war froh, dass er mir nicht mehr böse war und von der Sache mit Ben schien er glücklicherweise nichts zu ahnen.

„Es gibt tatsächlich etwas, um das ich Dich gerne bitten würde."

„Ich tu alles für Dich, Katharina.", er lächelte mich an.

Ich war mir allerdings nicht sicher, ob er noch lächeln würde, wenn ich ihm gleich meinen Wunsch mitteilte.

„Fahr mit mir zum Hospital. Ich muss unbedingt zu Jessie."

- Fortsetzung folgt-

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