LOVING YOU - 34

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Mel und ich stießen gleichzeitig einen spitzen Freudenschrei aus, den man mindestens bis New Jersey hören konnte. Ich hielt sie so fest ich konnte in meinen Armen. Es tat gut, sie wieder zu sehen, sie zu spüren, sie zu riechen. Es war, als wäre ich wieder zu Hause. Ich hatte meine Freundin seit meinem Umzug nach Charleston sehr vermisst. Umso gespannter war ich nun, was sie mir von zu Hause berichten würde.

„Oh mein Gott! Was treibt Dich denn hierher?"

„Ich habe Dir doch versprochen, dass ich Dich besuchen komme. Mann, ist das eine geile Stadt! Wenn ich das gewusst hätte, wäre ich viel früher gekommen.", Mel hatte diese ansteckende Lebensfreude, die ihre mandelförmigen Augen zum Strahlen brachten, „Hey! Aber sag mal, wie siehst Du denn aus?", sie fuhr mit ihren Händen durch meine Haare, „Wo ist denn Deine Mähne hin? Steht Dir aber ganz gut, die kurzen Haare. Ach, Du bist und bleibst mein Rehlein!", dann drückte sie mich erneut fest an sich. Rehlein war ihr Spitzname für mich, den sie mir verpasst hatte, als wir uns kennenlernten. Sie behauptete immer, dass ich Augen wie ein Reh hatte. Sie selbst sah noch so aus, wie ich sie in meiner Erinnerung hatte. Ihre wilden, roten Locken wehten in ihr Gesicht, das über und über mit Sommersprossen bedeckt war.

„Ähmmm, wollen wir nicht reingehen? Ist kühl hier draußen.", meldete sich Matt zu Wort.

„Auweia, bitte entschuldige.", ich hatte, aus Freude Mel wiederzusehen, Matt ganz und gar vergessen.

„Mel, das ist Matt, Matt, das ich meine beste Freundin Mel aus New Jersey."

Matt streckte ihr lächelnd eine Hand entgegen. Doch statt seinen Handschlag zu erwidern, fiel Mel ihm gleich um den Hals und herzte ihn, wie sie es gerade noch mit mir getan hatte.

„Freut mich sehr, Matt. Wohnst Du hier? Das ist ein echt niedliches Haus. Ich stand ja vorhin bereits vor Deinem Haus, Katharina. Das sieht ja schlimm aus."

„Ja!", antwortete ich, „Tornado!"

„Mensch, sowas gibt's bei Euch? Naja, Dein Nachbar hat mir dann erzählt, dass Du hier wohnst, bei Matt.", ihre Augen musterten ihn von Kopf bis Fuß.

„Ich mache Euch Kaffee, okay?", Matt öffnete die Haustüre und bat uns mit einer Geste hinein.

„Klasse! Das ist genau, was ich jetzt brauche!", rief Mel begeistert.

Matt ging hinein, ich wollte ihm gerade folgen, als mich Mel an meiner Jacke festhielt.

„Hey! Was ist?", fragte ich verwundert.

Mel wartete ab, bis Matt ins Haus gegangen war, dann grinste sie über beide Backen: „Sag jetzt bloß nicht, dass Du mit dem zusammen bist!"

„Ähhh...doch?", sie verunsicherte mich.

„Der ist so schnuckelig!", quietschte sie vergnügt.

Sie brachte mich zum Lachen: „Ja, das ist er. Aber, er gehört mir, verstanden?", ich schmunzelte. Natürlich war das nicht ernst gemeint. Zwischen Mel und mir würde es niemals Rivalitäten geben und schon gar nicht wegen eines Jungen.

Arm in Arm gingen wir ins Haus, wo uns Missy schwanzwedelnd erwartete und Mel sofort neugierig beschnupperte.

„Das ist Missy.", stellte ich die beiden vor, „Sie ist Matt's Hündin."

Mel kniete sich auch gleich zu ihr und streichelte sie ausgiebig:

„Die ist ja noch süßer als ihr Herrchen!", sie zwinkerte mir zu.

Es war schön, Mel bei uns zu haben. Als wir drei bei Kaffee und Sandwiches am Küchentisch saßen, hüpfte mein Herz vor Freude. Endlich fühlte ich mich ein bisschen wie zu Hause.

„Wie geht es Mom und Dad?", fragte ich aufgeregt.

„Es geht ihnen gut.", Mel nahm einen herzhaften Biss von ihrem Sandwich, plapperte dann mit vollem Mund weiter drauf los, so dass einige Krümel auf mich zugeflogen kamen. Ich ging hinter meiner Serviette in Deckung. Matt schien es lustig zu finden und kicherte unentwegt vor sich hin.

„Ich soll Dir viele Grüße ausrichten. Sie wollten Dich natürlich auch besuchen kommen, aber Du kennst das ja, Dein Dad hat einfach zu viele Termine."

Ich nickte. Zu meinem Leidwesen hatte sich wohl zu Hause nichts geändert. Daddy's Job war offenbar immer noch wichtiger als seine Familie.

„Naja, so ein Flug von New Jersey nach Charleston kostet auch ein bisschen was. Tut mir echt leid, dass sie sich die Reise einfach nicht leisten können.", Matt nahm meine Hand und sah mich mitleidig an. Plötzlich wurde mir heiß und kalt. Ich verschluckte mich beinahe an meinem Sandwich.

„Was? Aber Katharina's Vater ist doch..."

„Ein schwer arbeitender Mann!", unterbrach ich Mel und warf ihr einen vielsagenden Blick zu.

Sie verstummte sofort und sah mich aus misstrauischen Augen an. Doch zu meinem Glück schien sie verstanden zu haben und wechselte das Thema.

„Hey, was machst Du denn so, um Dein Geld zu verdienen? Ich habe gehört, Du jobst in einem Café? Musst Du mir unbedingt zeigen."

„Ich..ähhh..also, ich arbeite nicht mehr in dem Café.", stotterte ich.

Mel hob erstaunt ihre Augenbrauen: „So? Wo arbeitest Du jetzt? Sag bloß nicht bei Mac Donald's oder Burger King oder so!"

Ich schüttelte den Kopf und kicherte: „Nein, da bringen mich keine zehn Pferde rein, das weißt Du doch ganz genau."

„Mensch! Dann spann mich doch nicht so auf die Folter!"

Mein Herz klopfte schneller, meine Hände begannen zu schwitzen. Unsicher sah ich zu Matt, der mir einen verschwörerischen Blick zuwarf. Ich wollte mich auf keinen Fall in noch mehr Lügen verstricken. Es reichte schon, dass ich Matt angelogen hatte und ich jeden Moment Gefahr lief, aufzufliegen. Daher fasste ich den Entschluss, Mel die Wahrheit zu sagen und hoffte inständig, dass sie es verstehen würde.

Ich räusperte mich, während ich meine Handflächen nervös aneinander rieb: „Matt und ich arbeiten für eine Agentur."

„Eine Agentur?", Mel runzelte die Stirn, „Eine Werbeagentur?", neugierig sah sie zuerst Matt, dann mich an. Matt wagte es nicht, sie anzusehen, stattdessen fixierte er mich mit seinem starren Blick. Mir wurde heiß, mein Mund war trocken.

„Neee, nicht direkt. Es ist eine Agentur für, naja, es ist eine ganz besondere Agentur. Etwas exotisch, aber dennoch...also was ich sagen möchte..."

„Herrje! Sag es doch einfach wie es ist, Kat!", Matt's Augen funkelten mich wütend an, dann wandte er sich an Mel:

„Es ist eine Escort Agentur! So, jetzt weiß sie es!", er atmete tief ein und wieder aus.

Ich starrte ihn völlig perplex an. Das hatte er gerade nicht gesagt! War er denn von allen guten Geistern verlassen? Ich wollte es Mel schonend beibringen. Stattdessen posaunte er es einfach so hinaus. Ich warf ihm einen wütenden Blick zu.

„Was ist? Sie soll die Wahrheit erfahren, Kat!", verteidigte er sich auch gleich, „Sie soll wissen, dass wir unser Geld mit Sex verdienen!"

„Oh mein Gott!", dachte ich, „Er macht es immer schlimmer!"

Ich hielt den Atem an, als ich in Mel's überraschtes Gesicht sah. Wie würde sie gleich reagieren?

- Fortsetzung folgt-Ich freue mich über Eure Votes und Kommentare! Eure Yvi

Loving YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt