LOVING YOU - 43

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„Du kannst das nicht machen! Du kannst Matt nicht einfach so verlassen!", Jessie's Augen sahen mich voller Verzweiflung an.

„Aber er ist es doch, der mich rausgeworfen hat. Er möchte nicht mehr mit mir zusammen sein. Ich habe Dir doch erzählt, was gerade passiert ist.", ich betrachtete Matt's älteren Bruder. Seine Arme waren mit blauen Flecken übersät, er hatte eine Schramme über dem rechten Auge. Ich war entsetzt. Matt hatte also Recht gehabt. Jessie schien tatsächlich misshandelt zu werden. Wie gerne hätte ich ihn aus dem Hospital geholt, wie gerne hätte ich das Geld für die Therapie in der anderen Einrichtung für ihn aufgebracht, doch nachdem Matt plötzlich nichts mehr mit mir zu tun haben wollte, stand meine Entscheidung fest. Ich würde zurück nach Hause, zurück nach New Jersey gehen.

Cole hatte mich nur widerwillig zu Jessie begleitet. Ich wollte mich unbedingt von ihm verabschieden, denn ich hatte ihn sehr in mein Herz geschlossen. Eigentlich waren zu dieser Zeit keine Besucher mehr im Hospital erlaubt, schließlich war es mitten in der Nacht, doch der Typ von der Security hatte ein Einsehen und ließ uns zu Jessie durch. Ich fragte mich, ob er das aus Mitleid getan hatte, weil er vielleicht einer von denen war, die ihn misshandelten. Besorgt nahm ich Jessie's Arm und betrachtete ihn von allen Seiten.

„Wer tut Dir das an, Jessie?", fragte ich schließlich.

„Ach, das ist nichts.", schnell zog er seinen Arm zurück, „Ich kann das nicht verstehen. Matt liebt Dich doch. Das hat er mir selbst gesagt."

„Naja, offensichtlich ist die Liebe doch nicht so groß, sonst hätte er mich nicht mit Mel betrogen.", meine Stimme zitterte. Ich versuchte meine Tränen vor Jessie zu unterdrücken, doch es gelang mir nur schwer.

„Komm, Katharina! Es hat keinen Sinn. Er und sein nichtsnutziger Bruder sind es doch nicht wert!", Cole zog ungeduldig an meiner Hand. Ich spürte seinen Hass gegenüber Jessie und Matt und zumindest was Matt anging, begann ich ihn zu verstehen, „Weiß er schon, dass seine drogensüchtige Mutter wieder zurück ist?"

Ich warf Cole einen wütenden Blick zu. Natürlich wollte ich es Jessie sagen, aber doch nicht so. Ich sah in Jessie's entsetzte Augen.

„Was hat er gesagt? Mom ist zurück?"

Ich nickte: „Ja, Alex und Jonathan haben sie gefunden und die Gang hochgehen lassen, die sie festgehalten hatte."

„Oh Gott!", Jessie schlug die Hände vor sein Gesicht, „Ich glaube es nicht. Endlich!", plötzlich wurde er sehr nervös, „Ich muss dringend zu Matt. Ich muss hier raus."

„Es tut mir leid, Jessie, aber ich kann Dich leider nicht hier raus holen. Hör zu, Deiner Mom geht es sehr schlecht und ich habe Angst, dass Matt mir ihr überfordert sein wird."

Jessie nickte und kratzte sich am Kopf: „Darauf kannst Du wetten. Mom hat große Probleme. Sie wird ihm alles abverlangen. Ich muss ihm helfen. Ich muss unbedingt zu ihnen!"

„Los! Lass uns gehen. Du kannst ihnen nicht helfen.", Cole hatte schon die Türklinke zu Jessie's Zimmer in der Hand und sah mich ungeduldig an.

„Einen Moment noch, Cole, ja?", ich erhob mich und ging hinüber zu Jessie, der seine Stirn an eine Wand presste. Er war sichtlich verzweifelt. Ich legte meine Hand auf seine Schulter. Plötzlich drehte er sich herum und drückte mich so fest an sich, dass ich kaum Luft bekam.

„Bitte verlass uns nicht, Kat!", flehte er schluchzend, „Du musst bei uns bleiben. Du bist unsere einzige Hoffnung!"

Ich war zutiefst bewegt. Jessie's Verzweiflung schockierte mich. Liebevoll ließ ich meine Hand über seinen Kopf gleiten.

„Ich muss gehen, bitte versteh mich, Jessie. Es hat keinen Sinn mehr. Matt liebt mich nicht."

Ich versuchte mich aus Jessie's Umarmung zu lösen, doch er hielt mich immer noch fest in seinem Griff.

„Schon gut!", versuchte ich ihn zu beruhigen, „Es wird eine Lösung für Euch geben. Matt wird sich um Dich kümmern und er hat ja noch Alex und Jonathan. Mach Dir keine Sorgen, Jessie.", erneut wollte ich ihn von mir weg stoßen, doch ich kam einfach nicht los.

„Bitte, Jessie! Lass mich los!", ich verschärfte meinen Tonfall.

Doch schweigend hielt er mich weiter in seinen Armen gefangen. Allmählich bekam ich Panik. Jessie drückte so fest zu, dass ich befürchtete, er könnte mir etwas brechen.

„Jessie! Lass mich verdammt nochmals los!", rief ich panisch. Doch statt mich frei zu lassen, drückte er nur noch fester zu.

„Schluss jetzt!", Cole eilte zu Hilfe und versuchte, Jessie von mir weg zu ziehen, „Lass Sie los, Du Arsch! Verdammt!"

Erst nachdem er Jessie einen gewaltigen Hieb verpasst hatte, ließ er mich endlich frei. Ich rang nach Luft, mein Oberkörper schmerzte. Völlig verwirrt sah ich zu Jessie, der sich schmollend in eine Ecke verzogen hatte. Stumm saß er da und starrte ins Leere.

„Ich hab es Dir die ganze Zeit über versucht zu erklären. Du kannst den Connor-Brüdern nicht trauen. Sie sind hinterhältig und sie sind gewalttätig.", Cole nahm meine Hände in seine, „Lass uns endlich von hier verschwinden!"

Ich atmete ein paar Mal tief durch. Ich war immer noch total geschockt, dass Jessie plötzlich, wie aus dem nichts, so anders war. Wahrscheinlich hatte Cole Recht. Matt und Jessie hatten ein sehr kompliziertes Leben und ich war die ganze Zeit hindurch in dem Irrglauben gewesen, dass ich die beiden irgendwie retten könnte. Doch nun hatte ich das Gefühl, dass sie gar nicht gerettet werden wollten. Wie blöd musste ich gewesen sein, dass ich das nicht vorher kapiert hatte. Cole hatte es mir von Anfang an versucht, zu erklären. Doch ich hatte einfach nicht auf ihn gehört. Jetzt erhielt ich die schmerzhafte Quittung dafür.

Plötzlich überkam mich ein Gefühl der Angst und ich wollte nur noch weg von Jessie.

„Leb wohl, Jessie!", rief ich ihm zu. Doch er reagierte nicht. Stattdessen kauerte er mit angezogenen Knien auf seinem Bett und starrte weiter vor sich hin.

„Lass gut sein!", Cole legte seine Hand auf meine Schulter.

Ich nickte und hielt mich an seiner Jeansjacke fest.

„Aufschließen bitte!", rief Cole nach draußen, „Wir möchten jetzt gehen."

Ich hörte wie sich Schritte Jessie's Zimmer näherten. Irgendwie war ich in diesem Moment erleichtert, dass ich gleich alles hinter mir lassen konnte. Ich hatte Matt und Jessie wirklich helfen wollen, doch jetzt war ich, wie Cole, der Ansicht, dass beide irgendwie selbst Schuld an der ganzen Sache waren. Gerade als wir zur Türe hinaus wollten, richtete sich Jessie auf und rief:

„Sie wird es ihm sagen, Kat. Sie wird unser Geheimnis verraten. Das wird er nicht verkraften."

Ich blieb abrupt stehen und rührte mich zuerst nicht. Was hatte Jessie da gerade gesagt?

„Hör einfach nicht hin, Katharina! Geh weiter!", raunte Cole mir zu.

Ich nickte und machte einen Schritt in Richtung Ausgang. Ich wollte nur noch raus und weg von da, doch eine Stimme in mir hielt mich zurück. Schließlich drehte ich mich doch zu Jessie um.

„Oh nein!", hörte ich Cole's tiefen Seufzer.

„Welches Geheimnis, Jessie?", fragte ich und bereute es in der nächste Sekunde auch gleich wieder, denn ich wusste, dass mir seine Antwort Angst machen würde.

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